Deutsch-französisches Gedenken an Weltkriegs-Ende
Mit dem Gedenkgottesdienst zum Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren könnte in der evangelischen Christuskirche eine Grundlage für eine Partnerschaft von Christengemeinden über den Rhein hinweg gelegt sein.
Pfarrer Hans-Gerd Krabbe hieß am Sonntag mit vielen Gottesdienstbesuchern, darunter Bürgermeister Dietmar Stiefel mit seiner Ehefrau, eine Delegation aus dem südlich von Straßburg gelegenen Plobsheim mit Pfarrer Daniel Briss willkommen. »Der Gottesdienst in zwei Sprachen ist ein Zeichen. Die ›Ur-Katastrophe‹ des 20. Jahrhunderts und Europas riss 40 Nationen mit, brachte mehr als 17 Millionen Menschen den Tod. Unsere Region am Oberrhein war ein echter Brennpunkt dieses Kriegs«, verdeutlichte Pfarrer Krabbe.
Segnung von Waffen
Mit dem Satz »Gott mit uns« auf den Koppelschlössern der Soldaten, der Segnung von Waffen und der »Mutter aller Schlachten« in Verdun hätte dieser Krieg zum ersten Mal die Erfahrung eines »totalen Kriegs« gebracht. »Was für ein Irrsinn«, meinte Krabbe. Alleine mehr als 5000 Menschen hätten zu jener Zeit in der Karlsruher Munitions- und Waffenfabrik gearbeitet, Kirchenglocken seien eingeschmolzen worden. Giftgaseinsätze in hohem Maß stünden für ein entsetzliches Blutvergießen, eine extreme seelische Verrohung und Verarmung. Was ist gelernt aus dieser Katastrophe, lasse sich heute ebenso fragen, wie sich »Gott sei Dank« sagen lasse für Brückenschläge über den Rhein hinweg. Lebendig bleibe mit ihnen die Mahnung »Nie wieder Krieg«.
Herausfordernd, so Hans-Gerd Krabbe, sei die Botschaft des Evangeliums, wonach die Herzen der Gläubigen nicht erschrecken sollen, weil der Herr seinen Frieden gibt, der nicht sei wie der Friede der Welt. Daraus wachse und stärke sich die Zuversicht, trotz massiver Krisen auf die aktive Versöhnung zu setzen. »Sie lassen sich nicht unterkriegen, sind im Namen Jesu Christi angerührt und beseelt von seinem Frieden.«
»Wo Menschen sich vergessen, sich verschenken, miteinander verbünden und Hass überwinden, da berühren sich Himmel und Erde«, sangen die Gottesdienstbesucher zusammen mit der Kirchenband »Beckground«.
Keine Gespräche
Pfarrer Daniel Briss erinnerte an den »Wahnsinn der Menschheit«, der daraus entstanden sei, dass man nicht mehr bereit gewesen sei, zum Gespräch an einen Tisch zu sitzen.
Die Stimme der Kriegsgegner sei platt gewalzt worden. Nur an Weihnachten 1914 seien Soldaten noch aus den Gräben gekommen und hätten miteinander »Stille Nacht« gesungen. Der »Friede des Gebens«, so Daniel Briss, entstünde nur, wenn Menschen bereit seien, die Dinge auch vom anderen her zu sehen. Hingegen bringe aufkommender Nationalismus wieder Versuche, am Tischtuch zu ziehen und mehr für sich zu erreichen. »Das sind Steine neuer Konflikte.«
Mit seinem eigens verfassten Friedenslied »Fraternite« (Brüderlichkeit) erinnerte Daniel Briss an den bleibenden Wert des Miteinanders. Gemeinsam sprachen beide Geistlichen Worte des Segens, gemeinsam stellte man das in zwei Sprachen gebetete Vater Unser an den Abschluss des Gedenkgottesdienstes.