"Die Diva ist nicht ausgereizt"
Achern. Es ist schon verrückt, auf einem Salzsee Geschwindigkeitsrekorde brechen zu wollen. Dem Nowsalt-Team aus Achern ist es gelungen. »Der Untergrund Salz ist massiv anders als Asphalt«, erzählt Günther Retsch aus Achern wenige Wochen nach seiner Rekordfahrt auf dem selbst gebauten Motorrad Diva.
Nach zwei Jahren Vorbereitung sei seine erste Fahrt auf dem Salzsee Ende August bei Bonneville in den USA »fast ein Weltuntergang« für ihn gewesen. Die Maschine sei derart ins Schlingern gekommen, dass ein Sturz drohte: »Ohne meine Erfahrung wäre es mit Sicherheit vorbei gewesen.« Dass er trotzdem schon wenige Tage später bei der erst sechsten Fahrt auf dem Salz in der Lage war, einen amerikanischen Rekord zu brechen und mehr als 270 Stundenkilometer schnell zu fahren, war eigentlich ein Wunder. »Und das ohne Verkleidung«, erzählt der 45-Jährige.
Gelerntes umsetzen
Wenn die selbst gebaute Maschine mit dem Ducati-Motor mit denkbar miserablen Luftwiderstandswerten so schnell werden konnte, dann sei da noch deutlich mehr möglich. »Die Diva ist noch nicht ausgereizt«, steht für Retsch fest. Deshalb liege nahe, was Now Salt jetzt beschlossen hat: Die Maschine samt Fahrer Günter Retsch geht 2014 wieder in Bonneville an den Start, damit man umsetzen kann, was man gelernt hat.
Das Salz war während der Renntage allgegenwärtig, das ist allen Mitgereisten lebhaft in Erinnerung. Ihre Schuhe wurden davon zerfressen und mussten nach der Rückkehr entsorgt werden. Konstrukteur und Fahrwerkspezialist Daniel Grießmayer fand es faszinierend, früh morgens bei Dunkelheit in einem riesigen Fahrzeugtross auf den Salzsee zu fahren und dabei nur die weiße Fläche und die vielen roten Rücklichter zu sehen. Die gut gemeinte Warnung der Amerikaner an das einzige deutsche Team bei dieser Rennveranstaltung hat er noch im Ohr: »Das ist der schwierigste Ort, um schnell zu fahren.«
Trotz 40 Grad Lufttemperatur fühlte das Salz sich immer kühl an, erzählt Günter Retsch. Obwohl es hart war, habe man die Oberfläche verschieben können. Kaum Grip, keinerlei Führung durch das Vorderrad und ständig die Gefahr, ins Schlingern zu kommen, hieß das für die rund 280 Starter an den fünf Renntagen Ende August. »Der Vorderreifen der Diva sieht noch aus wie neu«, erzählt der Fahrer. Auf Asphalt nutze er sich normalerweise schnell ab, wenn hohe Geschwindigkeiten gefahren werden.
Mitbringsel Salz
Noch beim Aufräumen am vergangenen Samstag fiel ein Klumpen Salz aus dem Bus, mit dem das Motorrad per Schiff zurück nach Deutschland gebracht wurde. Das Team hofft, möglichst viele seiner zahlreichen Sponsoren bei der Stange halten zu können und gönnt sich keine Pause: »Wir treffen uns schon wieder regelmäßig.«