Die Rente muss erstmal warten
Junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt werden rar, die Zahl der Älteren nimmt zu. In der Ortenau sinkt die Zahl der Auszubildenden und Studierenden Prognosen zufolge bis 2025 überproportional um fast 30 Prozent. Ist die Wirtschaft gewappnet?
Eines vorweg: Noch sind die Unternehmen in der Ortenau nicht so weit, panisch um jeden Mitarbeiter kämpfen zu müssen, weil der demografische Wandel grassiert. Das könnte sich in den nächsten Jahrzehnten womöglich ändern. Fachkräfte werden fehlen, auch immer weniger Schüler wird es geben und damit potenzielle Auszubildende. Der eine oder andere Handwerker im Renchtal kann schon heute sein Lied davon singen.
»In den Unternehmen ist der Geburtenrückgang schon heute deutlich zu spüren. Immer mehr offene Stellen, gerade bei den Auszubildenden, können nicht mehr besetzt werden. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken«, sagt Dominik Fehringer von der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) im Gespräch mit der Acher-Rench-Zeitung.
Nach Ansicht von Fehringer sind viele Unternehmen in der Ortenau aber schon gut gerüstet. »Durch intelligente Personalplanung lässt sich einiges abfedern.« Mit den Auszubildenden ist es aber noch nicht getan, weiß Fehringer. »Besonders gesucht sind derzeit auch technische Facharbeiter mit Berufserfahrung.«
Die WRO hat deshalb vor vier Jahren ein Programm zur Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung gestartet. Herzstück der Kampagne »Arbeiten bei Weltmarktführern« ist die Datenbank www.wro.de/bewerben, in der Interessenten ihren Lebenslauf hinterlegen können.
Fragt man den Geschäftsführer von Erdrich Umformtechnik in Renchen, Nicolas Erdrich, wie man den Nachwuchs in Betriebe locken und halten kann, überlegt er nicht lange. »Wir leben in einer attraktiven Wohngegend. Straßburg, Baden-Baden mit seinem Festspielhaus, Freiburg – die Ortenau hat Anziehungskraft«, meint Erdrich. Dennoch wird der Wettbewerb um den Gewinn von Auszubildenden immer härter.
Damit das Loch der fehlenden Arbeitskräfte durch den demografischen Wandel gestopft werden kann, müssen immer mehr Menschen, die das Rentenalter erreicht haben, länger im Betrieb ausharren. Dies ist in einzelnen Fällen bereits Realität, auch im Renchtal.