Vortrag in Wagshurst

Die spannende Geschichte des Maiwalds

Reinhard Brunner
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
09. März 2018
Ein Bildstöckle erinnert an den Standort des Holzhofs nahe des alten Wasserwerks am Maiwald.

Ein Bildstöckle erinnert an den Standort des Holzhofs nahe des alten Wasserwerks am Maiwald. ©Reinhard Brunner

Das Interesse an Dorfgeschichte ist in Wagshurst vorhanden. Das war bei der gut besuchten Hauptversammlung des historischen Vereins »Anno Dazumal« im »Engel« zu spüren. Größter Wunsch ist, im Fachwerkhaus in der Hanauer Straße 57 ein Museum einzurichten. 

Der Verein für Ortsgeschichte Wagshurst traf sich laut Schriftführer Manfred Mußler zweimal in Pauls Dreschschopf zur Pflege der dort gelagerten Geräte. Gut sieht es in der Kasse aus. »Wir haben vor allem beim Verkauf des sechsten Kalenders zugelegt, das Schaudreschen übertraf jegliche Erwartungen und auch die Spenden vielen gut aus«, sagte Kassierer Erich Knösel. Vorsitzender Werner Stüber ergänzte, dass 230 Kalender verkauft wurden – Rekord. 

Hausnamen sammeln

Laut Stüber nimmt die Vorbereitung des Schau-Dreschens viel Raum ein (wir berichteten), dieses Jahr findet es am 17. August statt. Manfred Bähr, Anton Huber und Werner Stüber führten im Archivraum des Rathauses auch die Zusammenstellung von Wagshurster Hausnamen fort. Die im Volksmund gebrauchte Bezeichnung für jedes der älteren Häuser in Wagshurst soll dabei erfasst und in einer Broschüre veröffentlicht werden.

Der Wunsch, S’Munnis Haus zum Heimatmuseum auszubauen, bleibt. Am 10. April wird daher das Heimatmuseum in Freistett besucht. 

Werner Stüber hielt bei der Versammlung am Dienstag einen Vortrag über die Geschichte des Maiwaldgebietes von 1200 bis 1811 unter dem Titel »Der missbrauchte Wald«. Mitgebracht hatte er eine Geländekarte von 1895. Der Maiwald war laut Stüber ein 1075 Hektar großes zusammenhängendes Waldgebiet, im Westen floss die Rench. Es erstreckte sich von Wagshurst bis Memprechtshofen, von Freistett bis Gamshurst. 

- Anzeige -

Rench trat über die Ufer

Die Rench setzte jährlich Felder und Siedlungen unter Wasser. Auf manchen Waldflächen stand das Wasser wochenlang wegen undurchlässiger Lehm- und Lettschichten im Boden. Das sorgte für Schnakenplagen. Es gab, so Stüber, im Maiwald auch Lichtungen mit Grasflächen für das Vieh sowie Flächen mit Binsen und Weidenhecken. Der Name Maiwald wird wohl heidnischen Ursprungs sein und mit dem Ortsnamen Freistett in Zusammenhang gebracht. Bei den Alemannen waren die Wälder der Göttin Freya geweiht, ebenso der Monat Mai. Der genossenschaftlich verwaltete Maiwald wird in alten Dokumenten als »Gemeynwald« bezeichnet, daraus könnte im Laufe der Zeit »Maiwald« geworden sein, lautet eine andere Erklärung.

Stifterin des Maiwalds wie auch des Klosters Allerheiligen 1198 war die tiefgläubige Herzogin Uta von Schauenburg, Tochter des Grafen Gottfried von Calw und seiner Ehefrau Luitgard von Zähringen. Zum Maiwald sind keine Stiftungsdokumente mehr vorhanden, aber es gibt Waldbriefe, der älteste ist von 1534. Seit dem Jahr 1200 hatte die Maiwald-Genossenschaft 600 Jahre lang bestanden. Nach Napoleons Sieg über die Preußen wurde das Gebiet 1811 aufgeteilt unter den Gemeinden Renchen (430 Lose), Wagshurst (184), Ulm (211), Tiergarten (76), Haslach (53), Mösbach (132), Erlach (88) und Stadelhofen (93) sowie Waldulm (268 Lose).

Das Maiwaldgebiet bildet heute eine zusammenhängende Fläche von 985 Hektar, an der zehn Gemeinden Anteile haben: Ulm (108 Hektar), Erlach (42), Stadelhofen (46), Tiergarten (59), Mösbach (81), Renchen (305), Wagshurst (73), Rheinbischofsheim (43), Freistett (155) und Memprechtshofen (73 Hektar). 

Legendärer Holzhof

Der Holzhof bei Gamshurst ungefähr auf Höhe des Wasserwerks war einst im Maiwald das einzige Gebäude, ein Forsthof mit Schankrecht, außerdem mit Abgabestelle für Steuern und Lohnzahlungen für abgegebenes Holz, mit Pfandstall für gepfändetes Vieh. Ein Bildstock erinnert an den Hof. In Wagshurst und Renchen leben heute viele Bergers, die von Andreas Berger und Maria Lorentz abstammen, die dort lebte. Sie war wohl Schwester des damaligen Holzhofbauers Martin Lorentz, der 1660 geboren wurde. Und der berüchtigte Wilderer Klaus Bihler vom Holzhof war mit einer Schwester von Maria und Martin verheiratet. 
 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 5 Minuten
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 46 Minuten
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
vor 4 Stunden
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
vor 9 Stunden
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.
Beim Wasserverkauf für 2022 gibt es ein Defizit.
vor 12 Stunden
Investitionen in die Wasserversorgung
Bad Peterstal-Griesbach steht vor einer Erhöhung der Wassergebühren. Im Gemeinderat ging es am Montag zunächst um das erhöhte Defizit im Jahresabschluss 2022, das ausgeglichen werden muss.
Im Vortrag „Sax, Wind & Funk“ entfalteten die Saxophone ihre volle Power. 
vor 14 Stunden
Seebach
Der Musikverein Seebach zeigt seine Vielfalt beim Jahreskonzert in der Mummelseehalle. Auch der Musikernachwuchs überzeugt.
Ausgezeichnetes Ehrenamt in Helmlingen (von links): Ortsvorsteherin Stefanie Zervas, Ortschaftsrat Thomas Walther, Friedrich Gärtner, Rosemarie und Walter Fien sowie Bürgermeister Oliver Rastetter.
vor 14 Stunden
Stadtteil bilanziert 2023
Eine mögliche Feuerwehrkooperation mit Lichtenau und das Hochwasserschutzprojekt Untere Rench sind zentrale Themen in der Einwohnerversammlung. In der Fragestunde kommt ein weiteres großes hinzu.
Dieser alternative Standort in Rheinbischofsheim vor dem ehemaligen Polizeigebäude an der L75 soll für eine mögliche Mobilitätsstation geprüft werden.
vor 14 Stunden
Vororttermin soll Fragen klären
Der Rheinbischofsheimer Rat befürwortet die Pläne für die Mobilitätsstation, nicht aber den vorgeschlagenen Platz. Jetzt soll ein Vororttermin zur weiteren Klärung beitragen.
Die Arbeiten am westlichen Bereich des Kirchplatzes stehen vor dem Abschluss. Unser Foto entstand Ende März.
vor 14 Stunden
Bauarbeiten gehen weiter
Am westlichen Oberkircher Kirchplatz ist ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Am Montag verlagern sich die Bauarbeiten Richtung Weierweg. Zu Fuß bleibt der Bereich ums Café Mayers erreichbar.
Die Beleuchtung auf dem Gelände des Hans-Furler-Gymnasiums wird erneuert.
vor 14 Stunden
Anschluss ans Oberkircher Straßenbeleuchtungsnetz
Die Straßen- und Wegebeleuchtung auf dem Campus des Hans-Furler-Gymnasiums wird an die öffentliche Straßenbeleuchtung angeschlossen. Den Auftrag vergab die Stadt freihändig.
Aufpassen beim Einkauf: Die Polizei beriet am Mittwochvormittag im Scheck-in, wie Kunden es vermeiden können, Opfer von Taschendieben zu werden. Polizeioberkommissar Matthias Basler (vorne) und Polizeihauptkommissar Martin Decker suchten dazu das Gespräch mit den Bürgern. Doch das war nicht die einzige Aktion des Polizeireviers.
vor 21 Stunden
Sicherheitstag
Bei ihrem Sicherheitstag hat das Polizeirevier Achern Präsenz gezeigt. Sie überwachte Schulwege, maß die Geschwindigkeit und warnte davor, es Dieben im Supermarkt zu einfach zu machen.
Dass ein Arzt einen türkischstämmigen Patienten beleidigt haben soll, konnte das Amtsgericht Achern nicht zweifelsfrei feststellen.
vor 22 Stunden
Am Amtsgericht Achern
Ein Arzt schmeißt im Raum einen Patienten aus der Praxis, weil der gar nicht krank, dafür aber uneinsichtig ist. Der Arzt soll ihn dabei als Kanake beschimpft haben. Vor dem Amtsgericht stellt sich das aber anders dar.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".