Schulen und Kindergärten schließen

Die Stadt Oberkirch organisiert bereits eine Notbetreuung

Rüdiger Keller und Rüdiger Knie
Lesezeit 4 Minuten
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13. März 2020

Schulschluss am HFG: Als die meisten Schüler gestern um 13 Uhr das Gymnasium verließen wussten sie noch nicht, dass sie nur noch am Montag kommen müssen. Danach geht der Unterricht erst nach den Osterferien weiter. ©Sascha Bäuerle

Auch in Oberkirch und im Renchtal werden ab Dienstag alle Schulen und Kindergärten geschlossen, um den weiteren Infektuionsverlauf in der Raumschaft zu verlangsamen.

Nach Bayern, Berlin, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Schleswig-Holstein hat sich am Freitagmittag auch Baden-Württemberg dazu entschlossen, alle Schulen und Kindergärten ab Dienstag zu schließen. Am Montag findet der Schulbetrieb noch regulär statt, um einen geordneten Übergang zu ermöglichen. Dann werde man die Schüler informieren und etwa Hausaufgaben besprechen für die Kinder bis nach den Osterferien, hieß es aus dem Kultusministerium.
„Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass die Schließung nicht auf Grund eines aktuellen Corona-Falles in Oberkirch erfolgt“, hob Oberbürgermeister Matthias Braun in einer Elterninformation hervor. „Die Schließungen sind eine einschneidende Maßnahme, die jedoch aufgrund der aktuellen Entwicklung erforderlich ist. Ziel ist es, den weiteren Infektionsverlauf im Land und in der Raumschaft zu verlangsamen.“

Für Kindergartenkinder, deren Eltern in Einrichtungen arbeiten, die zur sogenannten kritischen Infrastruktur zählen – insbesondere in Krankenhäusern, Arztpraxen, Apotheken, Pflegediensten, Altenpflegeheimen oder der Polizei – organisiert die Stadt derzeit eine Notbetreuung für die Dauer der Kindergartenschließung, die bis zum 17. April gilt. Betroffene Eltern können sich für weitere Informationen zur Notbetreuung an die jeweilige Kindergartenleitung vor Ort wenden, informiert der städtische Krisenstab in einer Pressemitteilung. Auch für eine Notfallbetreuung von Schulkindern hat Kultusministerin Susanne Eisenmann eine Regelung vorgesehen: Sie wird für diejenigen Schüler an Grundschulen und der Klassenstufen 5 und 6 an weiterführenden Schulen und den entsprechenden Förderschulen eingerichtet, deren Eltern ebenfalls im Bereich der kritischen Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören insbesondere die Gesundheitsversorgung, Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Auch Personen, die im Bereich Sicherstellung der öffentlichen Infrastruktur (Telekommunikation, Energie, Wasser, ÖPNV, Entsorgung) sowie die Lebensmittelbranche arbeiten sind berücksichtigt. Grundvoraussetzung ist, dass beide Erziehungsberechtigte, im Fall von Alleinerziehenden der oder die Alleinerziehende, in  diesen Bereichen tätig sind.

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„Infektionsherd“

Simone Brandstetter, Schulleiterin der Franz-Rapp-Schule in Oppenau, kann die Entscheidung aus Stuttgart nachvollziehen. Die 400 Schüler der Gemeinschaftsschule und ihre Eltern waren von der Schulleitung schon in den vergangenen Tagen immer wieder über die aktuelle Lage informiert worden. „Die Schule ist ein Infektionsherd“, sagt Brandstetter. Trotz aller Hygieneregeln, die beachtet werden, könne nicht hundertprozentig gewährleistet werden, dass es nicht doch zu Ansteckungen komme, wenn ein Schüler infiziert sein sollte. Zwar hätten jetzt noch Lehramtsprüfungen stattgefunden und nach den Osterferien stehen landesweit die Abschlussprüfungen an, doch dafür werden Lösungen gefunden. Ihren Schülern gab Brandstetter bereits in dieser Woche einen Rat mit auf den Weg: Sollte es zu jetzt beschlossenen Schulschließungen kommen, müsse auf private Gruppenveranstaltungen außerhalb der Schule verzichtet werden. „Ich habe den Schülern gesagt, das Ganze macht nur Sinn, wenn sie sich an die Handlungsanweisungen halten“, betont die Schulleiterin. Das bedeute Einschränkungen: „Aber jeder muss das jetzt auch als Krise behandeln.“

Realschul-Rektor Werner Franz und sein Kollegium haben die Klassen am Freitag auf die mögliche Schulschließung vorbereitet.  „Für Montag erstellen wir gerade einen eigenen Stundenplan, damit jeder Klassen- oder Prüfungslehrer den Schülern noch Sachen mitgeben kann.“ Schon die Woche über liefen die Vorbereitungen: „Wir haben den Webuntis-Messenger getestet. Die Schüler erhalten über diese App bis zu den Osterferien Aufgaben und können diese zur Korrektur an die Lehrer zurückschicken.“ Die können wiederum Rückmeldung geben. Die Zehntklässler haben schon alle Prüfungsinhalte durchgearbeitet und sind in der Wiederholungsphase: „Für die könnte es ein Vorteil sein, sich konzentriert auf die schriftlichen Prüfungen vorbereiten zu können.“ Neunt- und Zehntklässler hat Franz auf ihre gesellschaftliche Verantwortung hingewiesen. Sein Appell: „Ihr braucht keine Hilfe, Ihr könnt selbst helfen.“ Neben Schulaufgaben könnten sie sich in der Nachbarschaft um die Betreuung kleinerer Kinder oder den Einkauf von Senioren kümmern. Mit dem Schulträger will sich Franz austauschen, ob Bauarbeiten in der Schule während der Ruhephase vorgezogen werden können.

Stichwort

Das sagen die Schüler zu den Schulschließungen

 Das Saarland und Bayern sind vorangegangen, Baden-Württemberg zog mittlerweile nach. Wegen des sich ausbreitenden Coronavirus werden dort ab Dienstag die Schulen geschlossen – davon betroffen ist auch das Hans-Furler-Gymnasium in Oberkirch. Bereits am Freitagmittag verließen einige Schüler das Gelände der Schule. Unsicherheit machte sich breit, denn zu diesem Zeitpunkt war ihnen noch nicht bekannt, wie der Unterricht in den kommenden Wochen fortgeführt wird. „Wir hatten bisher noch normalen Unterricht“, sagte Leo aus der achten Klasse. Der Französisch-Unterricht sei schon ausgefallen, weil die Lehrerin in Frankreich wohnt.  

Auch wenn der Unterricht in Oberkirch ab Dienstag bis nach den Osterferien ausfällt, bedeutet das nicht, dass die Schüler Freizeit haben. Die Schule hat einen Notfallplan für die unterrichtsfreie Zeit vorbereitet. „Wir haben eine  Messenger-App, in der wir Aufgaben von den Lehrern erhalten“, so der Achtklässler. Dennoch sei es schön, dass sie bis nach den Ferien zu Hause bleiben können. „Man kann sich das Lernen einteilen und ausschlafen“, sagte Leo.

Die Schüler Darian, Valentin und Linus aus der sechsten Klasse finden dagegen, dass die unterrichtsfreie Zeit keinen Vorteil mit sich bringe. „Wir sind natürlich erstmal froh, aber dafür wird es danach stressiger“, betonte Darian. Es sei beschlossen worden, dass sie ohnehin bereits ab Dienstag keine Klassenarbeiten mehr schreiben, nur Tests wären noch möglich gewesen. In den vorgezogenen Ferien müssten sie Hausaufgaben machen und sich auf Klassenarbeiten vorbereiten. „In den Hauptfächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch müssen wir die Arbeiten nachschreiben“, erklärte Valentin. In den Nebenfächern sei dies noch unklar. Außerdem könne es ja sein, dass dafür die Sommerferien verkürzt werden. „Ich wäre lieber weiterhin im Unterricht“, sagte Darian. Für Linus macht die Schließung der Schule ab Dienstag hingegen Sinn, „weil dadurch andere Schüler nicht infiziert werden können“.

Eine Frage, die sich im Zusammenhang mit dem Virus stellt: Können die Abiturprüfungen stattfinden? Abiturient Gabriel Müller aus Bad Peterstal-Griesbach geht davon aus: „Wir sind mit dem Abiturstoff soweit durch.“

Bis zu den Ferien hätten sie noch Unterricht gehabt, danach beginne die Abi­turvorbereitung. Müller erklärt: „Ich nehme es mir vor zu lernen, aber es ist natürlich im Moment schwierig.“

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