Oberkirch

Die Stadt Oberkirch vertagt die Gebührendebatte

Rüdiger Keller
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
13. Juli 2017

Oberkirchs Einzelhändler und Gastronomen müssen vorerst keine Gebührenerhöhungen befürchten. ©Foto: Rüdiger Keller

Die Aufenthaltsqualität in der Oberkircher Hauptstraße wird sich nach den Umbauarbeiten deutlich erhöhen. Die Stadt Oberkirch denkt deshalb auch über eine Anpassung der Gebühren nach – unter anderem für die Außenbewirtung oder das Aufstellen von Werbeschildern. Und hat sich bereits ersten Widerstand eingehandelt.
 

Das Thema ist erst einmal vom Tisch: Eigentlich wollte der Oberkircher Gemeinderat bereits am Montag vergangener Woche über die Anpassung der Gebührensätze für Außengastronomie oder das Aufstellen von Werbeschildern in der Innenstadt diskutieren. Nachdem sich nach Informationen dieser Zeitung  allerdings der Stadtmarketingverein eingeschaltet hatte, sich die Klagen von Betroffenen häuften und auch Stadträte Partei ergriffen, hat Oberbürgermeister Matthias Braun die geplante Gebührenanpassung bis auf Weiteres auf Eis gelegt. 

Ulrich Reich, Pressesprecher der Stadt Oberkirch, bestätigt die Pläne und nennt Gründe, warum sich die Stadt auch generell für eine Erhöhung ausspricht: »Die aktuell gültige Satzung der Stadt Oberkirch zur Sondernutzung an öffentlichen Straßen sowie das dazugehörige Gebührenverzeichnis für die Gesamtstadt stammt aus dem Jahr 2001. Mit Blick auf die schon seit knapp 16 Jahren geltenden Gebührensätze erfolgte eine Neukalkulation durch die Finanzverwaltung. Gleichzeitig wurden auch neue Gebührentatbestände in den Verwaltungsvorschlag aufgenommen, etwa für das Aufstellen sogenannter Kundenstopper sowie für Warenauslagen.« Von einer teilweise Verdreifachung der Gebührensätze war im Vorfeld die Rede.

Rat muss entscheiden

Eine Satzungsänderung und Gebührenanpassung muss von den städtischen Gremien befürwortet werden: »Ein Beschluss des Gemeinderats ist notwendig«, bestätigt Reich und gibt zu: »Ursprünglich war die abschließende Beratung und Beschlussfassung für die Sitzung am 3. Juli vorgesehen.« Da noch weiterer Beratungsbedarf bestehe, geschehe dies nun zu einem späteren Zeitpunkt.  

Ob die Rathausspitze das Thema überhaupt vor Ablauf der noch bis November andauernden Umbauarbeiten der Oberkircher Hauptstraße aufruft, ist mehr als fraglich. »Oberbürgermeister Matthias Braun will die neu kalkulierten Gebührensätze, die teilweise weit über die bisherigen hinausgehen, in den Ausschüssen und im Gemeinderat diskutieren«, versichert der Pressesprecher. Eventuell werde der OB eine Gebührenanpassung aber erst dann vorschlagen, »wenn die Bauarbeiten für die Verschönerung der Innenstadt mit Rundling, also einschließlich Kirchplatz, komplett abgeschlossen sind«. Und das kann dauern: Denn mit dem Umbau des Kirchplatzes wird möglicherweise erst 2019 begonnen. Genaue Zeitpläne wurden von der Stadt noch nicht genannt.

Ob die Absetzung des Tagesordnungspunktes wegen der geäußerten Bedenken  auch durch den Stadtmarketingverein erfolgt ist, liegt nahe. Im Vorfeld habe das Stadtoberhaupt diesbezüglich auch ein Gespräch mit den Vorsitzenden des Stadtmarketing Oberkirch geführt, betont Ulrich Reich auf Anfrage der Acher-Rench-Zeitung.

- Anzeige -

Das bestätigt auch Frank Hellstern: »Wir haben unsere Bedenken gegen die geplanten Gebührensätze vorgebracht. Auch weil wir der Meinung sind, dass die Gebühren zum Teil ambitioniert angesetzt wurden«, sagt der Stadtmarketingvereinsvorsitzende.

Auch sei der Zeitpunkt für eine derartige Diskussion ungünstig: Die Bauarbeiten in der Hauptstraße laufen noch bis November, sie verlangten Einzelhandel und Gastronomen viel ab. »Wir sollten allen Betroffenen ein bisschen Luft gönnen«, sagt Hellstern.

Es gehe zunächst darum, »etwas für die Auffüllung der Reserven« zu tun.

Noch Beratungsbedarf

Gebührenerhöhungen hält Hellstern ohnehin nur dann für sinnvoll, wenn sie eine Steuerungsfunktion haben, wie bei der Vergnügungs- oder Hundesteuer. In diesem Fall gibt die Satzung aber klar vor, was erlaubt ist und was nicht. So könne ein Geschäft gar nicht zehn Werbeschilder im Straßenraum aufstellen, weil das die Satzung ausschließe. »Dass die Verwaltung den Punkt abgesetzt habe, lag sicher nicht allein am Stadtmarketingverein«, vermutet Hellstern. Einige Stadträte hätten noch Beratungsbedarf gehabt.

Größere Beträge fließen über diese Gebühr ohnehin nicht ins Stadtsäckel: Die Einnahmen durch Sondernutzungen für die Außengastronomie im Jahr 2016 bezifferte Reich gegenüber der ARZ auf 5191 Euro.

Kommentar

Eingelenkt

Von Rüdiger Keller

Da hat die Oberkircher Verwaltungsspitze rechtzeitig die Kurve bekommen. Jetzt, mitten in der Umbauphase der Hauptstraße über Gebührenerhöhungen für Einzelhandel und Gastronomie nachzudenken, hätte nicht von Fingerspitzengefühl gezeugt. Die Stimmung in der Geschäftswelt bessert sich zwar spürbar je näher beim Haustraßenumbau der Tag der Fertigstellung kommt, dennoch haben Händler und Gastronomen in den vergangenen Monaten unter der Baumaßnahme gelitten und Geld eingebüßt. Die Erhöhung zeitlich deutlich zu verschieben, ist deshalb die richtige Entscheidung. Zur Refinanzierung der Millioneninvestition taugt diese Gebührensatzung ohnehin nicht.
Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie an ruediger.keller@reiff.de  

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Im Vortrag „Sax, Wind & Funk“ entfalteten die Saxophone ihre volle Power. 
vor 1 Stunde
Seebach
Der Musikverein Seebach zeigt seine Vielfalt beim Jahreskonzert in der Mummelseehalle. Auch der Musikernachwuchs überzeugt.
Ausgezeichnetes Ehrenamt in Helmlingen (von links): Ortsvorsteherin Stefanie Zervas, Ortschaftsrat Thomas Walther, Friedrich Gärtner, Rosemarie und Walter Fien sowie Bürgermeister Oliver Rastetter.
vor 1 Stunde
Stadtteil bilanziert 2023
Eine mögliche Feuerwehrkooperation mit Lichtenau und das Hochwasserschutzprojekt Untere Rench sind zentrale Themen in der Einwohnerversammlung. In der Fragestunde kommt ein weiteres großes hinzu.
Dieser alternative Standort in Rheinbischofsheim vor dem ehemaligen Polizeigebäude an der L75 soll für eine mögliche Mobilitätsstation geprüft werden.
vor 1 Stunde
Vororttermin soll Fragen klären
Der Rheinbischofsheimer Rat befürwortet die Pläne für die Mobilitätsstation, nicht aber den vorgeschlagenen Platz. Jetzt soll ein Vororttermin zur weiteren Klärung beitragen.
Die Arbeiten am westlichen Bereich des Kirchplatzes stehen vor dem Abschluss. Unser Foto entstand Ende März.
vor 1 Stunde
Bauarbeiten gehen weiter
Am westlichen Oberkircher Kirchplatz ist ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Am Montag verlagern sich die Bauarbeiten Richtung Weierweg. Zu Fuß bleibt der Bereich ums Café Mayers erreichbar.
Die Beleuchtung auf dem Gelände des Hans-Furler-Gymnasiums wird erneuert.
vor 1 Stunde
Anschluss ans Oberkircher Straßenbeleuchtungsnetz
Die Straßen- und Wegebeleuchtung auf dem Campus des Hans-Furler-Gymnasiums wird an die öffentliche Straßenbeleuchtung angeschlossen. Den Auftrag vergab die Stadt freihändig.
Aufpassen beim Einkauf: Die Polizei beriet am Mittwochvormittag im Scheck-in, wie Kunden es vermeiden können, Opfer von Taschendieben zu werden. Polizeioberkommissar Matthias Basler (vorne) und Polizeihauptkommissar Martin Decker suchten dazu das Gespräch mit den Bürgern. Doch das war nicht die einzige Aktion des Polizeireviers.
vor 8 Stunden
Sicherheitstag
Bei ihrem Sicherheitstag hat das Polizeirevier Achern Präsenz gezeigt. Sie überwachte Schulwege, maß die Geschwindigkeit und warnte davor, es Dieben im Supermarkt zu einfach zu machen.
Dass ein Arzt einen türkischstämmigen Patienten beleidigt haben soll, konnte das Amtsgericht Achern nicht zweifelsfrei feststellen.
vor 9 Stunden
Am Amtsgericht Achern
Ein Arzt schmeißt im Raum einen Patienten aus der Praxis, weil der gar nicht krank, dafür aber uneinsichtig ist. Der Arzt soll ihn dabei als Kanake beschimpft haben. Vor dem Amtsgericht stellt sich das aber anders dar.
Bald geht hier für den Straßenverkehr während der Bauarbeiten nichts mehr. Ibachs langjähriger Ortsvorsteher Martin Springmann steht an einer der Stützmauern an der L94, die über mehrere Monate erneuert werden müssen.
vor 11 Stunden
Pläne sorgten für Ärger im Harmersbachtal
Wegen Sanierungen muss die L94 zwischen Löcherberg und Oberharmersbach teils voll gesperrt werden. Das ist aber schwer umzusetzen und die beste Lösung dafür längst nicht gefunden.
Unbürokratische Hilfe in Betreuungsfragen − hier symbolisch ein Rollator in einem Pflegeheim −bietet künftig der Pflegestützpunkt Ortenaukreis in seiner neuen Beratungsstelle im Appenweierer Rathaus.
vor 14 Stunden
"Gut und wichtig"
Eine unbürokratische und neutrale Beratung rund um die Pflege will der Pflegestützpunkt Ortenaukreis ab sofort auch wohnortnah in Appenweier anbieten. Der Gemeinderat begrüßt die Initiative.
Sie sind Rappenlochhexen mit Leib und Seele – die Geehrten und ihr Vorsitzender (von links): Christian Kirn, Benedikt Hennegriff, Stefanie Weber, Thomas Vollmer, Annette Harter, Christoph Panter, Jessica Thomas und Andreas Riedlinger.
vor 16 Stunden
Oberkirch - Nußbach
Das abgelaufene Vereinsjahr hielt eine tolle Neuigkeit für die Rappenlochhexen in Nußbach bereit: Die Zunft wurde zum Kulturgut der schwäbisch-alemannischen Fasent ernannt. Auf der Jahreshauptversammlung gab es zudem zahlreiche Ehrungen.
Die Aufräumarbeiten ziehen sich voraussichtlich über mehrere Stunden hin. 
vor 17 Stunden
Oberkirch
Weil bei der Durchfahrt eines Kreisverkehrs auf der B 28 bei Oberkirch mehrere Dutzend Sprudelkisten von der Ladefläche eines LKW stürzten, ist der Tunnel derzeit halbseitig gesperrt. Verletzte oder weitere Schäden gibt es nicht.
Bernd Honsel wundert es nicht, dass der Nationalpark von Oppenau aus künftig seltener angefahren wird. 
vor 18 Stunden
Lesermeinung
Leserzuschrift: Bernd Honsel aus Oberkirch äußert sich zu den reduzierten Oppenauer Fahrplänen in den Nationalpark. Für ihn liegt die Ursache bei zu wenig Werbung.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".