Diersheimer Frauenverein begeht verspätet sein Jubiläum
Rheinau-Diersheim. Voll besetzt waren die Bänke in der Dreifaltigkeitskirche. „Es ist eine Freude zu sehen, wer heute, anlässlich des Jubiläums des Frauenvereins, alles gekommen ist. So eine vollbesetzte Kirche hätte ich gerne jeden Sonntag“, merkte Pfarrerin Ulla Eichhorn gleich zu Beginn des Gottesdienstes lachend an.
Dass ohne den Frauenverein in der Gemeinde nichts geht, verdeutlichte die Geistliche in einem Rückblick. So erinnerte sie an die Hintergründe der Entstehung des Frauenvereins, an die Kriege im 19. Jahrhundert und die Bemühungen der Großherzogin Luise von Baden, die 1859 eine Denkschrift erließ, in der die Vorsteher der religiösen und politischen Gemeinden in Baden aufgefordert wurden, Frauenvereine zu gründen. Im November 1897 wurde schließlich für einen Kindergarten ein Pachtvertrag für Haus und Grundstück abgeschlossen.
Und so brachten es die Kindergartenkinder im Lied zum Ausdruck: „Wir sind die Kleinen in der Gemeinde, ohne uns geht gar nichts.“ Mit ihrem Tanz und den bunten Tüchern sagten sie „Danke“. Nach dem Segen für alle ehemaligen und gegenwärtigen Vorstandsfrauen wurde die Feier vor der Kirche fortgesetzt.
Nach einem kurzen Rückblick auf die „125 + 1 Jahr-Geschichte“ des Vereins durch die Vorsitzende Susanne Bohleber verdeutlichte auch Bürgermeister Michael Welsche in seiner Ansprache, welchen wichtigen Beitrag der Verein für das Gemeinwohl leistet und überreichte einen symbolischen Scheck von 1250 Euro.
39 Jahre ist es her, dass Ortsvorsteherin Doris Bleß den Frauenverein kennengelernt hatte. „Als ich vor vielen Jahren nach Diersheim kam, war mir der Frauenverein fremd. Dann kam mein Kind in den Kindergarten und ich bekam ein Anmeldeformular in die Hand“, erzählte sie lachend.
Tradition im Dorf
Auch Kirchengemeinderatsvorsitzende Marina Kuhn freute sich, dass es immer wieder Frauen gibt, die diese ehrenamtliche Tätigkeit ausüben. „Ja, es war früher so. Das Kind ging in den Kindergarten und die Mutter in den Frauenverein. Viele Frauen – egal welcher Konfession – können dem Frauenverein beitreten, wenn ihr Kind in den Kindergarten kommt“, merkte sie weiter an.
Anschließend überreichte Kindergartenleiterin Andrea Meyer jeder Vorstandsfrau ein von den Kindern selbstgebasteltes „Ohrenzwickerhotel“. „Die Mühe und Zeit für den Kindergarten, die Bereitschaft, das alles zu tun, ist bewundernswert“, so Meyer.
Heute sind zwar die Kirchengemeinde und die Stadt Rheinau die Träger des Kindergartens, dennoch bildet der Frauenverein als „Förderverein“ eine wichtige Stütze. In Zeiten von knappen Haushaltsplanungen können somit über den Frauenverein Anschaffungen getätigt werden, die sonst nicht möglich wären: Spiele, Spielgeräte für den Außenbereich oder T-Shirts, die die Kindergartenkinder mit Begeisterung bei ihren Aufführungen in der Gemeinde tragen.
Eine weitere wichtige Aufgabe liegt in der Seniorenarbeit. Jedes Jahr in der Adventszeit wird der Seniorennachmittag veranstaltet, zu dem alle Diersheimer Senioren eingeladen werden. Fand das „Fest der Alten“ früher im Gasthaus Adler statt, steigt es seit einigen Jahren aufgrund der großen Teilnahme in der Festhalle.