Diesmal keine Prozession zur Wallfahrt in Sasbachwalden
Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Sasbachwaldener Wallfahrt. Stille Anbetung des Allerheiligsten ist am Sonntag von 11 bis 15 Uhr möglich.
Wallfahrtsglöcklein lieb und fein, ladest die Pilger zum Beten ein“. Diese Inschrift trägt die kleinste Glocke im Turm der Kirche „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“, die auch am Sonntag, 7. Juni, hell erklingen wird. Denn die Glocke, die beide Weltkriege überlebte und nicht eingeschmolzen wurde, läutet nur zum Wallfahrtstag und diesmal gerade wegen der Corona-Krise besonders festlich. Dennoch wird der in der Erzdiözese Freiburg einmalige Festtag, zu dem gerne und oft die Bischöfe aus Freiburg als Pilger kamen, am Sonntag ohne Eucharistiefeier, Prozession und Vesper ablaufen.
„Da dieser Wallfahrtstag weit in die Raumschaft ausstrahlt, wollen wir unsere Pilger dennoch einladen“, so Pfarrer Jens Bader. Das bedeutet, dass von 11 bis 15 Uhr in der Kirche das Allerheiligste zur „Stillen Anbetung“ auf dem Hochaltar ausgesetzt wird. Bisher wurde das Allerheiligste als „Leib Christi“ in einer Prozession durch den Ort getragen, um damit die Liebe Gottes und Nähe zu den Menschen sichtbar zu machen. Dies können die Pilger nun während der Gebetszeit privat, in Stille und in Betrachtung des über 300 Jahre alten Hochaltars erfahren.
Zu wenig Plätze
In der Kirche gebe es mit Einhaltung der Auflagen nur 40 Plätze, die für die vielen Wallfahrer längst nicht ausreichen. „Es ist schade, dass wir dieses schöne, lebendige und farbenfrohe Fest jetzt anders gestalten müssen. Immerhin halten wir an der einen Tradition fest, dass wir die Gebetszeit mit dem Wallfahrtsglöckchen ein- und ausläuten“.
Die Wurzeln der Wallfahrt reichen bis ins 14. Jahrhundert. Nach einer frommen Legende machten Hirtenkinder auf dem Hochfeld in Sasbach eine wundersame Erfahrung. Beim Hüten der Tiere sahen sie einen Vogel, der ein Papier fallen ließ. Die Kinder hoben neugierig das Papier auf und entdeckten darauf ein Bild der Gottesmutter, die von der Heiligen Dreifaltigkeit gekrönt wird.
Die Kinder schützten das Bild vor Regen und Schnee und kamen immer wieder zum Gebet zurück an den Gnadenort, an dem nach dem großen Zustrom der Gläubigen eine kleine Kapelle gebaut wurde. „Gerne opferten die Leute dazu ein Almosen, sie schafften die Steine und was man dazu brauchte selbst herbei, sie setzten ein Türmlein auf das Dach und hingen ein Glöcklein hinein“, schreibt Vikar Karl Marbe 1874 über die Wallfahrt. Deren kirchliche Einrichtung war 1694, am 22. Mai 1699 wurde die erweiterte Kapelle geweiht und bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte die Wallfahrt ihre Blütezeit. „Von allen Seiten strömten die frommen Pilger zu den Festen herbei, selbst über den Rhein herüber kamen betend und singend große Scharen“, so Marbe. Neben der Kirche stand ein Haus für den Mesner, zwei Wirtshäuser gaben den oft weither gereisten Pilgern ein Nachtlager und Nahrung.
Unter prächtigen Linden
Nahezu 100 Jahre bestand die Wallfahrt, bis der aufgeklärte Geist der Säkularisierung in Person von Kaisers Joseph II. (1785) den Gnadenort heimsuchte. Die Wallfahrt wurde aufgehoben, doch die Sasbacher gingen dennoch zur Kapelle und feierten das Fest der Dreifaltigkeit. „Das gute, fromme Volk hing mit ganzer Seele an der schönen Kirche unter den prächtigen Linden“, so Marbe. Fehlendes Geld und die Auflösung des Wallfahrtfonds führten dazu, dass die baufällige Kapelle nicht mehr unterhalten werden konnte. Die Folge war deren Abbruch 1842 und die Übertragung der Wallfahrt und der Altäre in die neu gebildete Pfarrei Sasbachwalden und neue Kirche, die am 8. Mai 1844 mit einem großen Wallfahrtstag festlich geweiht wurde.