Doku in Spielfilmlänge über Illenau kommt nun in die Kinos
Tosender Applaus und Jubel – das war die Reaktion des Premierenpublikums auf die Filmdokumentation »Illenau« am Samstag. Die Geschichte von Acherns Schmuckstück gibt es jetzt in Spielfilmlänge – professionell umgesetzt von jungen Filmemachern aus Achern.
Nichts hielt die rund 200 Gäste im Festsaal der Illenau nach der Filmvorführung auf ihren Plätzen. Sie feierten am Samstag Frank König und Emre Özlü (Kamera, Regie und Schnitt) und ihre Mitstreiter für ihre faszinierenden Bilder, den guten Erzählfluss, ihren Fleiß und ihr Engagement. Für ihr erstes Filmprojekt haben sie all ihre Ideen und ihr ganzes Können eingebracht, ein Jahr ihrer Zeit investiert und viele Acherner vor die Kamera geholt.
Einer von ihnen ist Siegfried Stinus, Gründungsmitglied der Bürgerinitiative »Zukunft der Illenau«. Er hat sich seit Anfang der 90er Jahre für die Zukunft des Gebäudekomplexes einsetzt. »Ein großes Kompliment an die jungen Leute und herzlichen Dank«, sprach er aus. 175 Jahre nach der Eröffnung der Heil- und Pflegeanstalt habe der Name Illenau wieder einen guten Klang.
Wie ein Krimi spannend
Ihre Geschichte ist spannend wie ein Krimi, faszinierend wie ein Thriller, aufrüttelnd und mitunter entsetzlich. »Wir können uns kein tolleres Objekt für eine Dokumentation vorstellen«, sagte der junge Acherner Filmemacher Frank König. Er dankte allen Mitwirkenden und Sponsoren und kündigte für 2018 eine DVD an.
Ganz gebannt richteten sich die Blicke der Zuschauer auf die Leinwand. Das Boot »Illenau«, das in den Illenau-Werkstätten restauriert wurde und just zum 175-jährigen Bestehen des Gebäudekomplexes wieder Wasser unter den Kiel bekam, schuf aktuelle Bezüge mit symbolhaftem Charakter. Die Glocke der Illenau und eine Joggerin, die das Gelände durchlief führten durch die Epochen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Heilsame, liebevolle Aufmerksamkeit für psychisch Kranke im 19. Jahrhundert, Vernichtung ihres »lebensunwerten Lebens« in der Zeit des Nationalsozialismus, Zwangseindeutschung polnischer Mädchen, Hauptquartier der französischen Luftwaffe – all das war die Illenau.
Experten erzählen
Die Filmemacher zeigen die Gebäude aus der Luft, bei Vollmond und im Licht der aufgehenden Sonne. Sie lassen detailreiche historische Fotos aus dem Stadtarchiv wirken und Acherner Experten erzählen: Walther Stodtmeister, Winfried Hoggenmüller, Andrea Rumpf, Jürgen Franck, Michael Karle, Dietmar Stiefel und Klaus Muttach.
In den restaurierten Räumen nachgestellte Szenen wurden von Schauspielern des Illenau-Theaters mit Leben erfüllt. Die einzige Zeitzeugin Helene Lanig, die am 30. Oktober vor genau 75 Jahren als Kind aus Polen unfreiwillig in die Illenau kam, rührt unangenehme Seiten Acherner Geschichte an: »Ich hatte Angst, Angst, Angst. Es war schrecklich, grausam.«
Stimme Johnny Depps
Schriftsteller Heinrich Hansjakob, hörbar gemacht durch den bekannten Berliner Synchronsprecher David Nathan, erlebte die Illenau als »Oase des Friedens«, in der er Trost und Ruhe, Freundschaft und Rettung gefunden habe. Seine Worte stehen im krassen Gegensatz zum Abtransport der letzten Patienten zur Vergasung nach Grafeneck.
»Was hätten wir gewagt und riskiert, um uns für verfolgte Menschen einzusetzen?«, mahnt in der Doku Acherns evangelischer Pfarrer Hans-Gerd Krabbe.
Die Kinotermine
Das Tivoli-Kino in Achern zeigt die Dokumentation »Illenau – Die Geschichte einer ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt« am Mittwoch, 11. Oktober, 20 Uhr, und am Sonntag, 15. Oktober, 11 Uhr.
Im Forum in Offenburg ist der Film am 15. Oktober um 11 und um 18 Uhr sowie am Mittwoch, 18. Oktober, 20 Uhr, im Programm.
Das Forum in Rastatt zeigt ihn am Sonntag, 22. Oktober, um 11 und um 18 Uhr und das Forum in Lahr am 18. Oktober um 20 Uhr.