Doll Fahrzeugbau: Transfergesellschaft nimmt Arbeit auf
Mit der Übernahme durch den Investor CMP ist die Zeitenwende beim Oppenauer Fahrzeugbauer Doll eingeläutet. Für 46 freigestellte Mitarbeiter bleiben die Werkstore geschlossen. Sie werden in einer Transfergesellschaft für die Arbeitsplatzsuche fit gemacht.
Die Kündigung traf 46 der 355 Beschäftigten am Stammsitz der Firma Doll in Oppenau Ende August überraschend. Es war womöglich der Aderlass, mit dem Insolvenzverwalter Martin Mucha dem Käufer des insolventen Unternehmens, der Berliner Investmentgesellschaft CMP, entgegenkam. Nur wenige Tage nach der Massenentlassung war das Geschäft in trockenen Tüchern. Die von CMP angekündigte Umstrukturierung des Herstellers von Spezialfahrzeugen wird in Oppenau mit einer deutlich reduzierten Belegschaft vonstatten gehen.
Den Weg hin zu einem neuen Arbeitsplatz soll eine Transfergesellschaft erleichtern, die der Insolvenzverwalter für die gekündigten Mitarbeiter einrichten ließ. Die Wahl fiel auf den Dienstleister »Mypegasus« aus Reutlingen, der sich auf die Vermittlung und Qualifizierung von Arbeitskräften spezialisiert hat.
Positiv sei, dass sich alle 46 gekündigten Mitarbeiter entschlossen haben, in die Transfergesellschaft einzutreten, erklärt Andreas Kehder gegenüber der ARZ. Am heutigen Montag will Kehder, der bei der Firma »Mypegasus« mit dem Aufbau einer Transfergesellschaft für die ehemaligen Doll-Mitarbeiter betraut ist, Räumlichkeiten im Josefshaus in Oppenau beziehen. Diese wurden der Transfergesellschaft von der katholischen Kirchengemeinde Oppenau für die nächsten sechs Monate zur Verfügung gestellt. Bedingt durch die Insolvenz sei eine längere Inanspruchnahme der Transfergesellschaft nicht möglich, erklärt Kehder. Das Projektbüro in Oppenau werde zwar nicht ganztägig besetzt sein, soll aber den Arbeitssuchenden für Beratungen, Einzelgespräche und Bewerbungs-Coaching, aber auch für Gruppenveranstaltungen offen stehen.
Gute Chancen
Ziel ist es, innerhalb eines halben Jahres die gekündigten Doll-Mitarbeiter an neue Arbeitsplätze zu vermitteln und gegebenenfalls fehlende Qualifikationen nachzuholen. Die Chancen, das auch zu schaffen, stehen nach Einschätzung Kehders derzeit gut. Die Arbeitslosigkeit in der Region sei außergewöhnlich gering, was für einen Bedarf an Fachkräften spreche. Auch Anfragen von Firmen seien bereits bei ihm eingegangen.
Problematisch sei nach wie vor die Vermittlung von älteren Arbeitskräften, weiß Kehder. Die Kündigungen seien jedoch »querbeet« ausgesprochen worden, unter den Entlassenen befänden sich sowohl ganz junge Mitarbeiter als auch solche mit 30-jähriger Berufserfahrung. Äußerst gering sei indes der Anteil der Frauen, von denen sich Doll getrennt habe. Aktuell betreut Kehder noch eine Transfergesellschaft für die Mitarbeiter des Iveco-Werks in Weisweil. Die auf den Bau von Sonderfahrzeugen spezialisierte Firma musste vor einem Jahr schließen. Von den damals 130 betroffenen Mitarbeitern hätten bereits im Frühjahr dieses Jahres 100 einen neuen Arbeitsplatz angetreten. Es sind Vergleichzahlen, die Hoffnung machen. Wie gut die Chancen für den Einzelnen sind, schnell wieder in Lohn und Brot zu kommen, hänge aber von vielen Faktoren ab. Dazu zähle auch die Frage nach der Mobilität.
Arbeitnehmer gewinnen Zeit
Mit dem Übertritt in die Transfergesellschaft erhalten die ehemaligen Mitarbeiter der Firma Doll sechs Monate lang 80 Prozent ihres bisherigen Nettogehalts. Die Arbeitnehmer sind bei der Transfergesellschaft beschäftigt. In dieser Zeit werden sie vom Dienstleister »Mypegasus« mit einem Sitz in Villingen-Schwenningen beraten und qualifiziert, um in ein neues Arbeitsverhältnis vermittelt werden zu können. Die Arbeitnehmer gewinnen dadadurch Zeit und erhalten Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung.