Dollenberg-Patron Schmiederer fordert schnelle Hilfen
Dollenberg-Chef Meinrad Schmiederer fordert Land und Bund dazu auf, Steuern aus 2019 zurückzahlen und den Werbe-Etat aufzustocken.
Mit einem ganzen Bündel an Vorschlägen zu staatlichen Hilfs- und Stützungsmaßnahmen für die mittelständische Hotellerie und Gastronomie in Deutschland geht Meinrad Schmiederer (68) an die Öffentlichkeit. Der Patron des Relais & Châteaux Hotels Dollenberg in Bad Peterstal-Griesbach gilt als ein Vordenker in der heimischen Hotelbranche. Seine Forderungen zum Bewältigen des seit Wochen durch die Coronakrise ausgelösten Stillstands in der Gastronomie richten sich an die Regierungen in Stuttgart und Berlin, wobei seine Sorge in erster Linie dem Mittelstand gilt. Dabei ist sich Meinrad Schmiederer der Unterstützung des DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) sicher.
Tilgung aussetzen
Meinrad Schmiederer anerkennt die von Bund und Land schnell und unbürokratisch beschlossenen Soforthilfe für die Branche. Diese hätten zunächst den kleinen Betrieben geholfen, viel größer jedoch seien die Kosten für die größeren und mittelständischen Betriebe, auch wenn sie derzeit geschlossen seien. Diesen Unternehmen könne – so biete der Staat an – mit Krediten mit Laufzeiten zwischen 15 und 20 Jahren und Zinsen von maximal einem Prozent geholfen werden.
Dazu schlägt Schmiederer zum einen vor, die Tilgung dieser Kredite in den ersten zwei bis drei Jahren auszusetzen und zum zweiten die Auszahlung der Kredite über die Hausbank von derzeit 90 auf 100 Prozent anzuheben. Dies sei auch in der Schweiz bei Krediten bis zu einer halben Million Euro und null Zinsen möglich.
Schmiederers Vorschlag, an den „vergessenen Mittelstand“ die gezahlten Steuern von 2019 zurückzuzahlen, geht da noch weiter. Das würde, da die Berechnungen ja vorliegen, keinen großen bürokratischen Aufwand verlangen. Schmiederer: „Es ist ja Gesetz, dass Verluste aus dem Jahr 2020 mit den Gewinnen aus dem Jahr 2019 verrechnet werden müssen. Wenn der Staat die Steuern jetzt gleich dem Mittelstand zur Verfügung stellt, kann er die Verluste, die die Betriebe eventuell 2020 machen, notfalls mit den Gewinnen von 2019 verrechnen und die zu viel zurückbezahlten Steuern wieder einfordern. Das klingt vielleicht etwas kompliziert, aber es wäre die einfachste Lösung. Eine Lösung, die vor allem sofort hilft.“ Viele Mittelständler, so Schmiederer weiter, benötigten staatliche Unterstützung jetzt, sähen ihre Existenzen akut bedroht und gefährdet. Wenn diese erst in die Insolvenz gehen müssten, würde das dem Staat wesentlich teurer kommen als die zurückgezahlten Steuern.
Einmal mehr bringt Schmiederer die von der Hotel- und Gastrobranche seit Jahren scharf kritisierte Mehrwertsteuer ins Gespräch. Es sei nach wie vor nicht einzusehen und es sei auch nicht gerecht, wenn der Gast in einer Fast-Food-Drive-In für das Essen sieben Prozent Mehrwertsteuer zahle, in einem Restaurant jedoch 19 Prozent. Das schade letztlich auch dem Tourismus insgesamt.
An den baden-württembergischen Tourismusverband geht seine klare Aufforderung, den Werbe-Etat umgehend nach der Kontakt- und Versammlungssperre kräftig aufzustocken und die Werbetrommel für das Land zu rühren. Dabei träumt Schmiederer von einer Fernsehserie wie die „Schwarzwald-Klinik“ oder der „Forellenhof“, die dem Tourismus im Südweststaat und dem Schwarzwald seinerzeit großen Auftrieb gegeben hatte. Das könne man von den düsteren Schwarzwald-Krimis der letzten Jahre kaum behaupten.
Betrieb ruht seit Wochen
Schmiederer hat sich mit dem Hotel Dollenberg in 40 Jahren ein vielfach prämiertes Lebenswerk geschaffen, das keinen Tag geschlossen war, auch nicht bei den größten Bauvorhaben. Jetzt ruht der Betrieb seit mehreren Wochen völlig, die meisten der 180 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.
Die Familie Schmiederer nutzt die Zeit für Sanierungen und Erneuerung im Hotel und der Wellness-Anlage (wir berichteten). Der Anschluss ans schnelle Internet per Funk und Kabel von der Anna-Kapelle zum Hotel komme für das Haus einem Quantensprung gleich, sagt der Patron.