DRK im oberen Renchtal startet »Helfer vor Ort«-Projekt
Schnellere Hilfe im Notfall: Mit »Helfer vor Ort« startet das DRK im oberen Renchtal ein Projekt, das die Zeit zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen von Sanitätern verkürzen soll. 14 Ehrenamtliche rücken künftig in Zweierteams parallel zum Rettungsdienst aus.
Zehn Minuten beträgt die Hilfsfrist, innerhalb der ein Rettungswagen nach Eingang eines Notrufs beim Patienten sein soll. In Ausnahmen dürfen es auch mal 15 Minuten sein. Bei Notfällen im oberen Renchtal, von denen es laut Florian Hebding rund 180 pro Jahr gibt, ist die Ausnahme hingegen eher die Regel. »Bei Einsätzen in Lierbach oder in Maisach wird aber auch das schon knapp«, erklärte der Initiator der neugegründeten Helfer-vor-Ort-Gruppe des DRK am Montagabend bei der Vorstellung des Projekts in der Sitzung des Gemeinderats Oppenau. Wenn der in Oberkirch stationierte Rettungswagen im Einsatz ist, dauere es sogar noch länger, bis Erste Hilfe aus Achern, Offenburg oder per Hubschrauber zur Stelle sei.
An diesem Schwachpunkt setzt das Projekt »Helfer vor Ort« des DRK an. »Auf die ersten Minuten kommt es an«, weiß Hebding, der hauptberuflich Rettungsassistent ist. Die 14 Mitglieder der DRK-Ortsgruppen Oppenau und Bad Peterstal-Griesbach, die sich ehrenamtlich weiterbilden ließen (siehe Artikel unten), werden künftig von der Rettungsleitstelle parallel zum Rettungsdienst alarmiert. »Durch ihre örtliche Nähe könnten sie bereits nach vier bis sechs Minuten vor Ort sein und überbrücken dann die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte.« Gerade bei einem Herz-Kreislaufstillstand entscheiden laut Hebding die ersten Minuten über Leben und Tod.
"Armutszeugnis der Politik"
»Das Projekt ist sehr gut für Oppenau«, lobte UWO-Sprecher Gerhard Rauscher, um sodann »den Finger in die Wunde zu legen«. »Sie als Ortsverband müssen ausbaden, was die Politik verdummbeutelt.« Es sei ein Armutszeugnis der Politik, im wichtigen Bereich der Ersten Hilfe auf Freiwilligkeit zu setzen. Auch Jörg Peter (CDU) monierte, dass es zwischen Oberkirch und Freudenstadt keine Rettungswache gibt. »Wir müssen hier professionelle Strukturen schaffen.« Er forderte die Stadtverwaltung auf, einen Vorstoß zu machen, damit in Oppenau ein Rettungswagen stationiert wird. Die Chancen dafür stehen jedoch laut Bürgermeister Thomas Grieser schlecht. Es gebe andere Täler, in denen die medizinische Versorgung in Notfällen noch schlechter sei als im Renchtal.
In die Statistik der Hilfsfristen fließen die Einsätze der »Helfer vor Ort« nicht ein, betonte Hebding. Die ausgebildeten Sanitäter des DRK könnten wichtige Informationen an die Leitstelle weitergeben, beispielsweise ob die Feuerwehr für eine Türöffnung gebraucht wird. Bedenken, dass die »Helfer-vor-Ort« bei Fehlbehandlung haftbar gemacht werden können, zerstreute DRK-Vorsitzender Manfred Huber: »Es gibt eine eigene Ausbildungsordnung und die Helfer vor Ort gehen immer zu zweit in den Einsatz.« Auch seien sie über das DRK versichert. »Die wissen schon, was sie machen dürfen und wovon sie lieber die Finger lassen«, unterstrich Hebding.
»Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass unser Ortsverein so vorprescht«, meinte Astrid Huber (CDU). Der ein oder andere habe vielleicht schon erlebt, »dass im Notfall Minuten zu Stunden werden«.
Ziel: Bereitschaft rund um die Uhr
»Die Helfer vor Ort dürfen alles im Rahmen ihrer Sanitätsausbildungh machen«, erklärte Manfred Huber, Vorsitzender des DRK Ortsverbands Oppenau, am Montagabend bei der Vorstellung des Projekts im Gemeinderat. Dazu zähle auch, dass sie in Notfällen mit Blaulicht und Martinshorn in den Einsatz fahren, sofern ihnen ein Dienstfahrzeug zur Verfügung steht. Auch für die Bevölkerung werde das eine neue Erfahrung sein. Rund 60 der in Oppenau jährlich 100 anfallenden Notfällen, könnten durch die »Helfer vor Ort abgedeckt werden. Die Priorität der Einsatzfähigkeit liege vorerst in den Abendstunden und an den Wochenenden. Die Erfahrungen, die mit dem »Helfer vor Ort«-Projekt bereits in Lahr und Sasbachwalden gesammelt wurden, seien durchweg positiv.
Die 14 Helfer aus den DRK Ortsvereinen Oppenau und Bad Griesbach, die sich für das Projekt zur Verfügung gestellt haben, arbeiten in Bereitschaftsdiensten und werden ab sofort bei einem Notfall über einen Melder gleichzeitig mit dem Rettungsdienst alarmiert. »Den Helfern war es wichtig, nicht unvorbereitet ins kalte Wasser geschmissen zu werden,deshalb konnten die Helfer auf freiwilliger Basis in einem Rettungsdienstpraktikum zusätzlich Erfahrungen sammeln«, erklären die Initiatoren Florian Hebding und Claudius Trück in einer Mitteilung des DRK. Ziel sei es, irgendwann rund um die Uhr, auch unter der Woche, die Bereitstellung von Helfern gewährleisten zu können.
Der Gemeinderat sicherte am Montagabend dem DRK die Unterstützung der Stadt zu, sowohl in finanzieller Hinsicht bei der Wiederbeschaffung von Erste-Hilfe-Material als auch in organisatorischen Dingen. So sind die Helfer laut Hebding auf aktuelles Kartenmaterial angewiesen, um beispielsweise verunglückte Wanderer schnell auffinden zu können.