Eichenbestand im Oberacherner Wald wird immer geringer
»Wir sind nicht die Profitgeier!« Das versicherte der Leiter des Forstbezirks Oberkirch, Bernhard Mettendorf, gestern im Oberacherner Wald. Trotzdem sei die Ernte dicker Bäume nötig und gerechtfertigt – auch wenn dies einige Bürger anders sähen.
Vertretern des Oberacherner Ortsrates und Oberacherner Gemeinderäten wurden am Freitagmittag Gesichtspunkte der Waldbewirtschaftung erläutert. Forstfachleuten des Amtes für Waldwirtschaft übertrage man diese Aufgabe für den gesamten Acherner Stadtwald, erklärte vor Ort Oberbürgermeister Klaus Muttach. Dem rund 78 Hektar großen Oberacherner Wald komme als Erholungswald eine besondere Bedeutung zu.
Der neue Forstbetriebsplan für die kommenden zehn Jahre sei gerade fertig geworden, berichtete Bernhard Mettendorf. Die Ziele für die kommenden Jahre habe er vor zwei Jahren mit Oberbürgermeister Klaus Muttach festgelegt: »Die Ökologie und die Sozialfunktion haben hier die größte Bedeutung.« Die Wirtschaftlichkeit sei diesen Zielen untergeordnet, doch es solle so viel erwirtschaftet werden, dass die Kosten gedeckt seien.
Mehr dicke Bäume
In den vergangenen Jahren habe der Acherner Stadtwald meist vierstellige Eurobeträge als Plus erwirtschaftet, so Mettendorf. Der Oberacherner Gemeinderat Bernhard Keller erinnerte daran, dass früher viel mehr Gewinn aus dem Gemeindewald erzielt worden sei. Seit damals seien aber die Kosten für die Bewirtschaftung weitaus stärker gestiegen als die Holzerlöse, wurde ihm erklärt.
Die Zustandserfassung des Acherner Waldes habe ergeben, dass bei gleichem Holzvorrat wie vor zehn Jahren der Anteil starker, dicker Bäume gestiegen sei. Man schlage nicht so viele ein, wie es wirtschaftlich geboten wäre, so Mettendorf. Es gebe rund 30 Baumarten und um diese Vielfalt zu erhalten, müsse man eingreifen. Schaffe man kein Licht am Waldboden, dann wüchsen fast nur noch Buchen und Tannen auf. Eichen könnten sich nur auf lichten Flächen ansiedeln und seien jahrzehntelang nicht mehr gepflanzt worden.
Bernhard Mettendorf und Forstrevierleiter Gerhard Bruder zeigten Oberbürgermeister Klaus Muttach, Bernhard Keller, Rosa und Adolf Karcher und Oliver Rest ein Experiment zur Begünstigung von Eichen an einem Südhang unterhalb des Sattels am Bienenbuckel. Die 2003 gesetzten Eichen sind inzwischen rund acht Meter hoch. Wenn man jedoch nicht für viel Geld mehrmals eingegriffen hätte, um die von allein stark aufwachsende Kastanie zurückzudrängen, dann hätten auch diese Eichen keine Chance.
Fällungen notwendig
Gerade weil die Eiche als Lichtbaumart nicht von alleine nachwachse, lasse man die alten Eichen im Oberacherner Wald so lange wie möglich stehen, war zu hören. Alle stehen zu lassen, werde jedoch nicht gehen. In zehn Jahren könnten von den alten Eichen am Sattel nur noch die Hälfte übrig sein, war zu hören – unter anderem aus Verkehrssichungspflichtsgründen. »Wir müssen die Bäume schlagen, solange sie dick sind, aber noch nicht löchrig«, nannte Bernhard Mettendorf einen anderen Grundsatz.
Er wies auch darauf hin, dass der Anteil der Nadelhölzer im Acherner Wald von 30 auf 26 Prozent zurückgegangen sei. Hier werde man wieder gegensteuern. Bedingt durch die technische Entwicklung in den Sägewerken sei dickes Nadelholz nicht mehr gefragt. Die Sägewerke nähmen lieber Stämme mit weniger starkem Umfang. Dass mehr Lichteinfall auf den Waldboden sich auf die Zahl der Mäuse und Zecken auswirke, wie ein Bürger befürchte, sei nicht richtig, erklärte der Fachmann. Zecken seien immer da und nutzten alle Säugetiere im Wald als Wirte.