Ein Faible fürs Exotische
Anja Koppert ist ein wahres Multitalent. Neben ihrem »Traumjob« als Schädlingsbekämpferin hegt die 29-Jährige eine besondere Leidenschaft: Als »Lantana« kann man sie beim Feuertanz mit ihren Schlangen bewundern. Außerdem arbeitet sie als Übergrößenmodel.
»Kermit, Cookie oder Knecht Ruprecht«, wenn man diese Namen in Verbindung mit Haustieren hört, denkt man unwillkürlich an niedliche Hunde, verspielte Kätzchen oder süße Kaninchen. Doch weit gefehlt. Kermit & Co. sind Würgeschlangen, die Lieblinge von Anja Koppert. Die 29-Jährige teilt ihr Heim mit ungewöhnlichen Mitbewohnern. Ihr kleiner Haustierzoo umfasst zehn Boas, Phytons und Kornnattern. Wer ist diese junge Frau, wie kommt sie zu solch einem ungewöhnlichen Hobby?
Einzig eine kleine silberne Schlange an einer Kette, die Anja Koppert um den Hals baumelt, verrät im Alltag etwas über ihr Doppelleben. Wenn die hübsche Frau mit den langen blonden Locken nicht gerade über den Dächern der Ortenau eine neue Taubenabwehr befestigt oder mit Chemikalien einen Vernichtungsfeldzug gegen Ungeziefer führt, begeistert sie als »Lantana« auf der Bühne ihr Publikum. Immer mit dabei: ihre Schlangen.
Ihre ungewöhnliche Liebesgeschichte mit den Reptilien begann in Freiburg. Während ihrer Ausbildung zur Chemielaborantin kam die damals kaum 18-Jährige dort erstmal in Berührung mit Schlangen. »Ein Freund lud mich zu sich nach Hause ein und zeigte mir seine Schlangen«, erinnert sich Koppert. Von Anfang an sei sie fasziniert gewesen von den Tieren. Wenngleich sich der junge Mann sicherlich andere Hoffnungen gemacht hatte, interessierte sich das taffe Mädchen viel mehr für seine Haustiere als für deren Besitzer. Eine schicksalhafte Begegnung im Fahrstuhl brachte die Sache dann ins Rollen: »Dort habe ich eine Nachbarin kennen gelernt, die mir wiederum eine Schlangenbesitzerin und meine zukünftige Mentorin vorstellte«, so Koppert.
»Cookie« war die Erste
Die Frau trat mit ihren Tieren als exotische Tänzerin auf und erkannte schnell das Talent in der blonden Renchtälerin. So kam Koppert zum orientalischen Tanz. »Meine Mentorin brachte mir vieles über den Tanz und die Schlangen bei. Nebenher belegte ich Bauchtanzkurse und verschlang regelrecht jede Literatur über exotische Tiere. 2004 bekam ich meine erste eigene Schlange: Cookie, einen Königspython«, erzählt sie. Ein Jahr später begann sie ihre erste orientalische Feuer- und Schlangenshow.
Ihr Künstlername »Lantana« entstand während des Chemieunterrichts: »Wir behandelten gerade das Periodensystem, da stach mir das seltene Element Lanthan ins Auge.« Die Bedeutung des Namens, das »Verborgene«, wurde zum Synonym für Anja Kopperts ausgefallenes Hobby. »Lantana« wurde zum Selbstläufer. Beinahe jedes Wochenende steht sie inzwischen mit ihren Schlangen, Feuershow, auf Scherben laufend und mit verschiedensten Tanzstilen auf der Bühne. »Der Nervenkitzel, das Reisen und die Begeisterung der Zuschauer, das alles ist wunderbar«, schwärmt sie. Inzwischen zählen Firmen aus der Schweiz und Luxemburg, BMW oder auch der Europa-Park zu ihren Auftraggebern.
Mir geht es vor allem darum, Ängste abzubauen. Bei Kindern geht das, weil sie ohne Vorurteile sind, am Besten. Nach jeder Show gehe ich ins Publikum und wer möchte, darf auf Tuchfühlung mit meinen Tieren gehen«, erklärt Koppert. Wenn es um ihre exotischen Lieblinge geht, zeigt sich, dass die junge Frau echtes Fachwissen besitzt. Sie hat die Prüfung nach Paragraph 11 Tierschutzgesetz gemacht und ist außerdem Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT), die sich für artgerechte und sachkundige Haltung einsetzt.
Vor sieben Jahren kam übrigens »Mr. Big« zu ihr. »Ich habe ihn nur vom Foto gekannt und war sehr gespannt, als ich ihn zum ersten Mal live sah«, erinnert sich Koppert. Vom ersten Augenblick an war sie in den Albino-Python verliebt. Inzwischen ist ihr treuer Show-Begleiter 35 Kilogramm schwer und misst beachtliche 4,50 Meter Länge. Bald zu schwer für den gemeinsamen Auftritt mit Frauchen. Aber Kermit, ein entspannter Tigerpython, ringelt sich schon in den Startlöchern, um einzuspringen.
Dass die 1,80 Meter große Frau sehr wandlungsfähig ist, beweist ihr zweites Standbein: Anja Koppert ist Big-Size-Model, mit Konfektionsgröße 42. Auf Laufstegen, bei Modell-Contests im Orient oder im Katalog kann man die blonde Schönheit auch bewundern. »Der Markt kommt immer mehr, Kleidergröße 42 ist Realität«, ist sie überzeugt. Ihre Kunden, Modekonzerne wie Gerry Weber oder Burda Moden, scheinen ihr da zuzustimmen. Aber, um wirklich erfolgreich zu sein, müsste die Renchtälerin in die große Welt hinaus ziehen, und das liegt nicht im Interesse der heimatverbundenen jungen Frau.
Im elterlichen Betrieb für Schädlingsbekämpfung in Appenweier nimmt sie täglich den Kampf auf mit sehr viel kleineren Tierchen. Ob Scharben, Wespen oder Ratten, Anja Koppert hat auch hier ihre Bestimmung gefunden. Gerade steckt die Frau mit den besonderen Vorlieben mitten im Häuslebau. Neben Hobbys, wie Reisen, Snowboard fahren, Reiten und ihrer Vorliebe zur Natur, haben sie und ihr Freund auch »ganz normale« Zukunftsträume, wie Heirat und Familiengründung. Bis es aber so weit ist, schmust Anja Koppert auch gern mal auf der Couch mit Sira und Maggi. Das sind übrigens keine Kobras oder schwarze Mambas. Man mag es kaum glauben, Anja Koppert hat auch zwei ganz normale Hauskätzchen.
Zur Person: Anja Koppert
▸ geboren 9. Oktober 1985 in Offenburg
▸ 1985 bis 1991 wohnhaft in Stadelhofen
▸ 1991 Umzug und Grundschulbesuch in Appenweier
▸ Realschule Renchen zur mittleren Reife
▸ 2002 bis 2005 Ausbildung zur Chemielaborantin in der Uni Freiburg
▸ Zeitgleich Ausbildung zur Schädlingsbekämpferin in Kempen/Niederrhein
▸ Ausbildung zur Desinfekteurin
▸ 2005 Rückkehr nach Appenweier und zweijährige Arbeit als Chemielaborantin
▸ seit 2007 in elterlicher Firma beschäftigt
▸ 2004 erste eigene Schlange: Cookie/Königspython
▸ 2005 Start mit den Shows