Achern - Gamshurst

Erster Volz kam aus dem Elsass

Michael Frammelsberger
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07. September 2015

(Bild 1/2) Klaus Braun ist der stellvertretende Vorsitzende des Gamshurster Vereins für Ortsgeschichte. Er kennt sich mit den Nachnamen im Ort aus. ©Michael Frammelsberger

Wer sich in Gamshurst für die Historie seiner Familie interessiert, ist beim Verein für Ortsgeschichte richtig. Vor einigen Jahren hat dieser ein Ortssippenbuch erstellt. Der stellvertretende Vorsitzende Klaus Braun erzählt von den komplizierten Arbeiten und erklärt die häufigsten Gamshurster Nachnamen.

Dass es überhaupt ein Ortssippenbuch in Gamshurst gibt, ist einem großen Zufall zu verdanken. Der Lörracher Johann Georg Ries interessierte sich für die Vorfahren seiner aus Gamshurst stammenden Frau. Bei Nachforschungen auf dem örtlichen Friedhof traf er Klaus Brauns Frau Irmtraud. Man kam ins Gespräch und schließlich einigten sich Ries und der Verein für Ortsgeschichte, gemeinsam ein Ortssippenbuch zu erstellen. Der Lörracher hatte große Erfahrung in der Aufarbeitung von lokalen Familiengeschichten, er erstellte unter anderem auch das Vimbucher Seelbuch. Die Arbeitsteilung war einfach: Der Verein für Ortsgeschichte besorgte die Mikrofilme der Kirchenbücher der Gemeinde, Johann Georg Ries hatte zu Hause die benötigte Ausrüstung zur Auswertung.
Wie in allen anderen Gemeinden der Region wurden auch in Gamshurst die Kirchenbücher anfangs der 1970er Jahre von einer mormonischen Organisation verfilmt. Sie können im Erzbischöflichen Archiv in Freiburg eingesehen werden. Außerdem kümmerte sich der Verein um die Arbeiten vor Ort und wertete die Akten des Standesamts aus. Der damalige Vereinsvorsitzende Werner Bühler recherchierte bei den Einwohnern über weitere Nachfahren, die nicht in den Akten zu finden waren, Marco Weber gestaltete den Inhalt des Buches, der Grafiker Michael Schrapp den Einband.
Erster Eintrag 1665
Das Gamshurster Ortssippenbuch beginnt mit Einträgen ab dem Jahr 1665. Ältere Akten gibt es nicht, da die Kirche bei der Eroberung des Ortes durch die Franzosen unter Marschall Turenne 1675 samt den Kirchenbüchern niedergebrannt wurde.
Doch was weiß man nun über die großen Gamshurster Familien? »Der erste Volz war Johannes Volz, der mit seiner Frau Christina aus Holzheim im Elsass nach Gamshurst zog. Die beiden hatten sechs Kinder«, erklärt Klaus Braun. Das Geburtsjahr von Johannes Volz ist unbekannt, er starb im Jahr 1671. Allerdings muss es der Zugegezogene schnell zu Ansehen gebracht haben, denn er wurde im Ort zum Gerichts­zwölfer gewählt.
Als erster Jörger ist Elias Jörger überliefert, der aus Leiberstung nach Gamshurst einwanderte und 1689 starb. Allerdings hatte er keine überlebenden Kinder, weshalb Johann Adam Jörger und sein Halbruder Anton aus Balzhofen als die Stammväter der heutigen Jörgers gelten. Der um 1720 geborene Johann Adam Jörger heiratete nacheinander drei Gamshurster Frauen, die ersten beiden starben jeweils im Kindbett. Er hatte neun Kinder, von denen vier im Ort blieben. Sein Halbbruder Anton war mit der Gamshursterin Justina Volmer verheiratet und hatte sieben Kinder.
Logische Erklärung
Beim Verein für Ortsgeschichte glaubt man, dass die Jörgers heute so zahlreich seien, weil sie früher als sehr wohlhabend galten. »Zum Beispiel war der Krämer Hugo Jörger im 19. Jahrhundert der reichste Mann in Gamshurst, das kann man auf den alten Steuerlisten sehen«, erklärt Klaus Braun. Familien mit genügend Geld konnten für eine bessere Hygiene und Versorgung ihrer Kinder sorgen, das senkte die hohe Kindersterblichkeit.
Bechtel ist ausgestorben
Auch die Meyers sind heute in Gamshurst zahlreich vertreten. Ihr Stammvater ist der um 1683 geborene Tagelöhner Johannes Meyer, der mit seiner Frau Elisabeth Gimpert aus Önsbach nach Gamshurst kam. Die beiden hatten zwei Söhne, davon blieb der 1754 verstorbene Michael Mayer im Ort. Er heiratete Anna Maria Schmitt, das Paar hatte drei Kinder.
Der erste Brunner in Gamshurst war der vor 1644 geborene Johannes Caspar Brunner, dessen Eltern aus Ringsheim im Elsass stammten. Er heiratete die Gamshursterin Margareta Weis, die beiden hatten fünf Kinder. Andere alte Namen hingegen sind heute in Gamshurst ausgestorben. Im Gamshurster Familienbuch gibt es zum Beispiel 57 Einträge für den Namen Bechtel, allerdings ist der letzte männliche Nachfahre ledig und kinderlos im Jahr 1977 gestorben. Ob sich ein Name ausbreitete oder verschwand, hing oft an einer einzigen Generation: Eine Familie namens Federle hatte 15 überlebende Kinder, damit war der Bestand des Namens für einige Jahre gesichert.
»Ich habe mich schon vor 30, 40 Jahren für die Geschichte interessiert«, erklärt Klaus Braun seine Leidenschaft. In der Schule erfuhr er davon, dass in Gamshurst im 19. Jahrhundert Goldmünzen gefunden wurden. Später recherchierte er darüber und fand die Münzen im Münzkabinett in Karlsruhe. Die Goldmünzen zeigen den makedonischen König Philipp, der im vierten Jahrhundert vor Christus herrschte. »Das ist doch unglaublich spannend, wie die wohl nach Gamshurst kamen«, sagt Brunner. Dass er mit seiner Leidenschaft für die Vergangenheit im Ort nicht allein ist, zeigen die Absatzzahlen des Ortssippenbuch: Von 500 Exemplaren hat der Verein für Ortsgeschichte 420 verkauft.

Hintergrund

Zu den Namen Volz und Jörger

Der Nachname Volz entstand als Kosename aus dem Vornamen Volkmar oder Vokker. Diese wiederrum entstanden aus dem alten Wort »folc« für Haufen oder Volk. Auch der Name Jörger entstand aus einem Vornamen, nämlich aus Georg. Im Griechischen bedeutet der Namen Bauer oder Landsmann und im Mittelalter war der Vorname aufgrund vieler Legenden um den Heiligen Georg sehr beliebt.

Stichwort

Namenshits

Namenshits
Gamshurst (1712 Einwohner)

1. Volz (50 ­Personen)
2. Jörger (49)
3. Meyer (39)
4. Brunner (38)
5. Schmitt (27)

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