Experten thematisieren bei Infoabend in Achern Tabuthema
Um sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in digitalen Medien ging es am Dienstag bei einem Infoabend in Achern. Experten verdeutlichten dabei, warum gerade in den Sozialen Medien die Hemmschwelle für Übergriffe sehr niedrig ist.
Sexting, Grooming, Cybermobbing! Wer sich mit der schönen neuen digitalen Welt nicht so gut auskennt und sich bisher auch noch nie mit »sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen« befasste, der war bei der Veranstaltung im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit nicht nur erstaunt, sondern entsetzt. Welche perfide Bandbreite an sexualisierter Gewalt die Referenten insbesondere über die »Sozialen Medien« andeuteten, war erschreckend.
Geringe Resonanz
Deshalb war die Veranstaltung des Autorennetzwerkes Ortenau-Elsass, des Fördervereins Forum Illenau und der Psychologischen Beratungsstelle Achern sehr gut, zumal sie Prävention, Schutz- und Therapiekonzepte aufzeigte. Nicht im Sinne der Veranstalter war, dass nur etwa 30 Personen kamen und nicht die, die Eltern junger Kinder sind und somit jenes Klientel, das sich von Smartphones bis zum Tablet täglich teils sehr lang im Internet bewegt und potenziell Opfer wie Täter werden kann. Die Betroffenheit über die geringe Zahl an Besuchern brachte Bürgermeister Dietmar Stiefel zum Ausdruck.
»Du bist doch mein Vater.« Mit einem Auszug aus dem Tagebuch eines elfjährigen Mädchens eröffnete Karin Jäckel (Autorennetzwerk) die Veranstaltung und es war zu spüren, wie den Besuchern diese wahre und zugleich schockierende Geschichte eines Inzestopfers zu Herzen ging. Die Dunkelziffer sei hier mindestens so hoch wie zwischen »offenem Internet« und »Darknet«, erklärte Karin Saar (Polizeipräsidium Offenburg). Jens-Uwe Folkens (Kinderschutzbund) legte aus der Perspektive der Kinderrechte dar, dass jede sexuelle Handlungen bei Kindern unter 14 Jahren absolut verboten ist. Gleiches gilt für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, wenn Macht ausgenutzt wird, Abhängigkeiten aufgebaut oder Zwang ausgeübt werden.
»Das Internet ist ein Abbild des realen Lebens«, so Karin Saar, wobei aus ihren Ausführungen und denen aller Referenten immer wieder spürbar wurde, dass durch das anonyme Internet Hemmungen deutlich abgebaut werden und Dinge geschrieben und gezeigt werden, die Menschen sonst nicht tun würden.
Stärken und schützen
Die zentrale Frage war, wie Kinder und Jugendliche vor Übergriffen geschützt werden können vor Medien, die sie eigentlich täglich benutzen. Auch Michael Karle (Psychologische Beratungsstelle) zeigte auf, wie wichtig es präventiv ist, Kinder persönlich, innerlich und emotional stark zu machen, damit sie selbst spüren, wann Grenzen überschritten und Situationen »komisch« werden. Kinder seien da sehr feinfühlig, wenn es um Vertrauen und Misstrauen geht, deshalb müsse von Mensch zu Mensch in der Familie, in Kitas und Schulen vertrauensvoll und offen über diese Themen gesprochen und dafür gesorgt werden, dass eine Kultur der Achtsamkeit und Hinschauens wieder gelernt werde.
Anlaufstellen
Die Angebote der Hilfen gerade bei sexueller Gewalt sind vielfältig und professionell. Die Psychologische Beratungsstelle Achern befindet sich in der Illenauer Allee 57, • 0 78 41/ 60 48 44 00. Die Außenstelle des »Weißen Rings« ist in Offenburg (• 07 81/9 66 67 33). Der Kinderschutzbund hat Außenstellen in Offenburg (• 07 81/ 4 33 38) und Oberkirch (• 0 78 02/28 74). sp