Feierabend-Klettern entspannt
Im Juni 2016 eröffnete der Kletterfels des Ski-Clubs Oberkirch am Bellenstein. Der Verein investierte seitdem mehr als 200 Stunden in die Betreuung sowie Sicherung der Anlage, die viele Kletterer aus der Umgebung erfreut.
Das Klettern in der freien Natur ist in Baden-Württemberg naturschutzrechtlich geregelt – viele Felsen sind zeitweise oder dauerhaft gesperrt. In Oberkirch am Bellenstein gibt es nun seit einem Jahr einen Kletterfelsen, den alle ganzjährig nutzen dürfen. Beaufsichtigt wird der rund 28 Meter hohe Wall vom Ski-Club Oberkirch. Mitglied Joachim Trayer ist für den Felsen zuständig und selbst leidenschaftlicher Kletterer.
»Die Schulen sind damals auf uns zugekommen und haben gefragt, ob wir nicht einen Outdoor-Felsen errichten wollen«, berichtet Trayer. In Zusammenarbeit mit dem Oberkircher Bauhof habe der Verein den ehemaligen Steinbruch erschlossen. »Der Bauhof war uns eine große Hilfe. Alles war voller Schutt und Steine und sie haben den Wandfuß freigeräumt.« In ehrenamtlicher Arbeit haben die Vereinsmitglieder Wege und Abgrenzungen errichtet sowie Haken für Kletterrouten angebracht.
Drei Vereinsmitglieder kümmern sich seitdem um die Wartung und Sicherheit des Felsens und investieren dafür mehr als 200 ehrenamtliche Stunden. Die Kosten für die Wartung betragen 150 Euro im Jahr. »Vor allem im Frühjahr gibt es mehr Arbeit, weil vom Winter der Dreck oben runterkommt«, erläutert Trayer. Naturschutzrechtlich gäbe es aber keine Probleme, da auf dem Felsen keine Vögel brüten würden, wie etwa im nahegelegenen Lierbachtal. »Dort brütet der Wanderfalke und in dieser Zeit ist der Kletterfelsen gesperrt.«
Naturschutz ist wichtig
Er betont: »Kletterer sind Naturschützer. Was man liebt, das schützt man.« Deswegen gehöre für ihn zum Klettern etwa auch dazu, den Weg zum Felsen zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Einmal die Woche genießen es er und die Vereinsmitglieder, in der Natur den Kopf beim Hinaufsteigen frei zu bekommen. »Es ist wie Yoga, einfach Entspannung.« Die beste Kletterzeit sei im Frühling der Morgen, wenn die Sonne auf den Felsen scheint und im Sommer abends.
Klettern dürfe am Oberkircher Felsen jeder, der eine Ausrüstung besitzt, sagt Trayer. »Auch Schulen kommen manchmal mit ihren Kletter-AGs hierher, zum Beispiel das Hans-Furler-Gymnasium.« Eigens für Kinder und zur Ausbildung hat der Verein neben der 28 Meter hohen Wand einen kleineren Übungsfelsen errichtet. Dort können die ersten Kletter-Versuche unternommen und Handgriffe geübt werden.
Spiel und Lehre nebenan
Direkt neben dem Kletterfelsen hat der Oberkircher Kindergarten St. Gabriel einen Waldspielplatz angelegt, mit Seilen, Höhlen und Erdrutschen. Trayer findet das toll: »Etwa zweimal die Woche toben sich die Kinder hier in der Natur aus.« Auch Schüler der August-Ganther-Schule kommen regelmäßig zu ihrem Waldklassenzimmer gegenüber des Felsens.
»Wichtig ist uns die räumliche Abgrenzung zwischen Schule, also sicherem Bereich, und Felsen«, erläutert Trayer. Ein Schild vor der Wand weist deswegen auf die Gefahr von herabstürzenden Steinen und die bestehende Helmpflicht hin. Trayer betont: »Der Fels ist ausschließlich fürs Klettern gedacht. Und er hat nur eine lokale Bedeutung.« Er empfiehlt, den »Feierabend-Felsen« mit seinen sechs bis acht Routen für Anfänger bis Fortgeschrittene und zur Ausbildung.
Kletter-Kurse
Kurse für Anfänger und Interessierte bieten der Ski-Club Oberkirch sowie der Alpenverein Offenburg auf Anfrage an. Die Kurse »Von drinnen nach draußen« vermitteln dabei nach Aussage Joachim Trayers vom Ski-Club neben Grundkenntnissen auch naturschutzrelevante Themen. Schul-AGs können sich ebenfalls an den Verein wenden, wenn sie einen Betreuer mit Outdoor-Klettererfahrung benötigen. »Es ist wichtig zu wissen, dass das Klettern draußen anders ist als drin«, warnt Trayer.sab