Flüchtlingsunterkunft: Bauarbeiten lassen auf sich warten
Ursprünglich sollte die neue Flüchtlingsunterkunft in der Bergermühlsiedlung in Bühl schon in diesem Sommer stehen. Doch dem ersten Spatenstich folgten noch keine weiteren Arbeiten. Was sind die Gründe?
Der Bühler Gemeinderat hat nach monatelangen Verzögerungen in seiner vergangenen Sitzung die Gestaltung der geplanten Flüchtlingsunterkunft in der Bergermühlsiedlung festgezurrt. Das Gremium hatte sich nach einer drohenden Kostenexplosion im April vom ursprünglichen Konzept verabschiedet, das Gebäude in Modulbauweise zu errichten. Stattdessen soll nun ein Massivbau entstehen. Aus Kostengründen wird auch auf eine Holzschalung der Fassade verzichtet.
»Nicht vertretbar!«
Als Oberbürgermeister Hubert Schnurr mit Vertretern des Gemeinderats am 5. September vergangenen Jahres zum symbolischen Auftakt des Projekts den Spaten in den Boden der Bergermühlsiedlung rammte, äußerte er sich noch optimistisch: Bis zum Sommer 2018 sei das zweigeschossige Gebäude, das mit zehn Wohneinheiten Platz bieten soll für maximal 50 Personen, fertiggestellt. Doch noch immer liegt das Baugrundstück brach. Zunächst waren bei Untersuchungen Schäden am Kanal der Siedlung zutage getreten, die das Projekt um ein halbes Jahr zurückwarfen.
Die nächste böse Überraschung folgte bei der Bekanntgabe der Ausschreibungsergebnisse zur Errichtung des Gebäudes, das in Holzständerbauweise geplant war. Wie die Verwaltung den Technischen Ausschuss Mitte April informierte, lägen die Angebote 500 000 Euro über der Kalkulation – bei zuvor errechneten Gesamtkosten in Höhe von 1,76 Millionen Euro. OB Schnurr nannte das Ergebnis »nicht vertretbar«. Das Gremium schloss sich dieser Auffassung an und hob die Ausschreibung auf.
Massives Gebäude
Ende April entschied der Gemeinderat, das Konzept zu ändern und ein massives Gebäude errichten zu lassen. Die Gesamtkosten dafür liegen bei geschätzt rund 1,9 Millionen Euro. Offen blieb damals allerdings die Frage nach der Fassadengestaltung. Darauf gab der Gemeinderat jetzt eine abschließende Antwort. Architekt Andreas Thoma hatte dafür drei Varianten untersucht.
Der Gemeinderat entschied sich dabei einstimmig für den günstigsten Vorschlag: ein unverfülltes Poroton-Mauerwerk mit Außenputz und Anstrich für geschätzte Kosten in Höhe von rund 85 000 Euro. Auch inklusive zu erwartender Sanierungskosten für einen neuen Anstrich nach 15 Jahren in Höhe von rund 13 000 Euro käme das deutlich günstiger als eine Variante mit Lärchenholzschalung. Diese hätte mit 156 000 Euro zu Buche geschlagen. Aus Sicht der Stadträte hätte das den Rahmen gesprengt.
So betonte Lutz Jäckel (FDP): »Es geht bei diesem Gebäude um Funktionalität und Wirtschaftlichkeit.« Karl Ehinger (FW) vertrat die gleiche Meinung und sprach den Experten sein Vertrauen bei der Farbwahl aus. Walter Seifermann (GAL) lieferte gleich einen Vorschlag für den Anstrich. Er plädierte für ein kräftiges Rot. Barbara Becker (SPD) mahnte, bei der Gestaltung Fingerspitzengefühl walten zu lassen, schließlich handle es sich bei der Bergermühlsiedlung um ein denkmalgeschütztes Ensemble: »Da baue ich keine Garage nebendran.«