Kritik an Demontage

Förderverein fordert: Geburtshilfe muss in Oberkirch bleiben

Rüdiger Keller
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08. Juni 2018
Enttäuscht von der Führung des Ortenauklinikums: Die Vorstandsmitglieder des Fördervereins Ortenau Klinikum Oberkirch Markus Bernhard, Franz Müller, Meinrad Heinrich und Riolf Frenk (von links) wollen weiter um die Geburtshilfe am Standort Oberkirch kämpfen.

Enttäuscht von der Führung des Ortenauklinikums: Die Vorstandsmitglieder des Fördervereins Ortenau Klinikum Oberkirch Markus Bernhard, Franz Müller, Meinrad Heinrich und Riolf Frenk (von links) wollen weiter um die Geburtshilfe am Standort Oberkirch kämpfen. ©Rüdiger Keller

Der Förderverein Ortenau Klinikum Oberkirch will weiter um den Erhalt der Geburtenstation am Standort Oberkirch kämpfen. Ungewohnt scharf kritisieren die Vorstandsmitglieder im ARZ-Gespräch die Klinikführung in Offenburg um Geschäftsführer Christian Keller: »Bisher gab es nur leere Versprechungen.«

 Der Förderverein Ortenau Klinikum Oberkirch macht sich große Sorgen um das Krankenhaus in der Großen Kreisstadt: »Wir möchten eine Zukunftsperspektive für das Oberkircher Klinikum«, stellt Vorsitzender Markus Bernhard klare Forderungen an die Führung des Eigenbetriebs des Ortenaukreises und formuliert gleichzeitig einen Appell an den Kreistag: »Für uns ist unabdingbar, dass die Geburtenstation erhalten bleibt. Wenn man uns die Geburtshilfe nimmt, wird das Oberkircher Krankenhaus wesentlich geschwächt.«

Die Mitglieder des Fördervereins richteten am Donnerstagnachmittag im Gespräch mit der Acher-Rench-Zeitung deutliche Kritik an die Klinikführung in Offenburg, nachdem die sich in der Vorlage zur Krankenhausausschusssitzung am kommenden Dienstag in Offenburg für Achern als Standort der zusammengelegten Geburtshilfen aus Oberkirch und Achern ausgesprochen hat (wir berichteten). Die Verschmelzung an einem Ort soll insbesondere aufgrund der engen Personalsituation zum Januar 2019 umgesetzt werden.

»Wir erleben seit Jahren eine konstante Demontage des Oberkircher Klinikums«, lautet der Vorwurf des Fördervereinsvorsitzenden. Die Schließung der Geburtshilfe in Oberkirch wäre der Höhepunkt dieses Prozesses.
»Leere Versprechungen«

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Warum ist der Förderverein nicht früher an die Öffentlichkeit getreten? »Man hat uns immer mit leeren Versprechungen vertröstet«, begründet Bernhard die bisherige Zurückhaltung. So sei unter anderem zugesichert worden, dass nach dem Abzug von Chefarzt Bruno Schweigert als Ausgleich die Allgemeinchirurgie von Kehl nach Oberkirch verlegt werde. Ein Allgemeinchirurg sei gerade mit Blick auf die notfallchirurgische Ambulanz notwendig. Nichts sei bislang geschehen. Von der Resolution, die von den Renchtalgemeinden und über 10 000 Bürgern mitgetragen wurde, und die als zentrale Forderung den Erhalt der Geburtshilfe in Oberkirch vorsieht, sei nichts umgesetzt worden.

Rolf Frenk, ehemaliger Kreisrat, kann überhaupt nicht verstehen, warum sich alles auf Achern versteife. Dort werde ein Neubau ins Auge gefasst. »Warum also in Achern jetzt Millionen in die Geburtshilfe investieren, wenn sie sowieso in ein paar Jahren wieder abgerissen wird?«, schüttelt Frenk den Kopf: »Dass daran kein Kreisrat Anstoß nimmt, ist verwunderlich.« Schließlich sei die gemeinsame Geburtshilfe in Oberkirch mit deutlich weniger Mitteln zu verwirklichen, da im Bestand nur wenig geändert werden müsse. Außerdem seien es die Engpässe in Achern, die eine Zusammenlegung der Stationen erforderlich machten.

Wohnortnahe Versorgung und Stärkung des ländlichen Raums seien Begriffe, die Landes- und Bundespolitiker gerne in den Mund nähmen, vermisst Franz Müller entsprechende Unterstützung. Müller und Frenk können nicht nachvollziehen, »dass sich unsere Landespolitiker nie öffentlich zum Thema geäußert haben«. Man sei an die politischen Vertreter vor Ort herangetreten und habe sie gebeten, Landespolitiker wie Willi Stächele oder Volker Schebesta nach Oberkirch zu holen, bekräftigt Bernhard: »Es ist nichts passiert.« Man habe den Eindruck, es bestehe kein Interesse. »Das Renchtal ist eines der größten Täler des Ortenaukreises: Wie kann man die Bürger von einer wohnortnahen Versorgung einfach so abhängen«, ärgert sich Frenk. Das sei »unmenschlich bis zum Letzten«. Die Menschen in den Seitentälern hätten so viele Nachteile, da solle man ihnen mindestens ein funktionsfähiges Krankenhaus belassen. Man müsse den Kreisräten ins Gewissen reden: »Sie haben eine Verantwortung für alle Regionen und müssen deshalb auch ihre Sorgfaltspflicht für die Bürger im Renchtal übernehmen.«

Und Müller bekräftigt nochmals, was nicht nur beim Förderverein jeder denkt: »Wenn die Geburtshilfe nicht bleibt, ist das der Untergang für unser Klinikum.« Bernhard fordert deshalb den Klinikgeschäftsführer und die Entscheidungsträger auf, dazu zu stehen: »Sage Sie doch ehrlich und aufrichtig, dass Sie das Krankenhaus in Oberkirch nicht mehr wollen.«

Hintergrund

Kritik an Konzept und Führungsstil

Meinrad Heinrich, ehemaliger Arzt in der Inneren Abteilung des Oberkircher Krankenhauses, ist ein ausgewiesener Kenner der Materie. Die vom Kreis geplante Einrichtung einer Abteilung für Kurzzeitchirurgie in Oberkirch hält Heinrich für »keinen äquivalenten Ausgleich, der das Renommée der Klinik heben kann«. Zum einen sei die Abteilung nachts geschlossen, zum anderen seien die 38 Betten, die für Oberkirch avisiert sind, nicht ausreichend, um das Krankenhaus ökonomisch vernünftig zu führen. »Mit solch einem Haus kann es nur bergab gehen«, betont Heinrich.

Kritisch sieht Heinrich auch den Umgang mit den Mitarbeitern am Oberkircher Klinikum: »Sie haben im Moment nichts zu lachen.« Es gäbe keine Information, sie seien in die Abläufe und Planungen nicht involviert. »Das ist nicht nur unschön, sondern auch eine Frage des Anstands«, gibt der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins zu bedenken. Die personellen Missstände im Haus seien längere Zeit bekannt. Mitarbeiter seien auf den Förderverein zugekommen, bestätigt Vorsitzender Bernhard: Die Acherner Klinikverwaltung habe sich aber jegliche Einmischung verboten. RK

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