Fotoausstellung: Ottenhöfen wie es einmal war

Ottenhöfen im Spiegel der Zeit und in seiner Entwicklung von 1902 bis heute zeigt eine Ausstellung im Bürgerhaus. Die historischen Aufnahmen stammen aus dem Archiv der Fotografenfamilie Käshammer. ©Berthold Gallinat
Eine vielfältige Fotoausstellung mit Fotografien aus mehr als hundert Jahren gibt derzeit im Bürgerhaus aufschlussreichen Einblick in die Ottenhöfener Geschichte, in Ottenhöfens Entwicklung und in seinen Alltag. Was war der Anlass dazu?
Wie Bürgermeister Hans-Jürgen Decker auf der Vernissage am Dienstagnachmittag mitteilte, war es ursprünglich der Auftrag, im aktuellen Achertal-Magazin etwas für Ottenhöfen Typisches zu porträtieren: „Wir mussten einen Beitrag liefern, der für Ottenhöfen steht, und da kam die Idee: Wir hatten in Ottenhöfen das Fotogeschäft Käshammer, dessen Familie über drei Generationen hinweg Tausende von Fotos gemacht und damit Landschaft, Menschen und Alltag festgehalten hat. Als Fotograf Richard Käshammer als letzter Fotograf der Familie sein Geschäft aufgab und sich die Frage stellte, was geschieht mit dem Archiv, hat die Gemeinde 2010 zunächst einen Teil und 2019 das gesamte Käshammer-Archiv übernommen und in der Erwin-Schweizer-Schule untergebracht. Aus diesem Archiv stammen die Fotos, bei der Vorsortierung hat uns Richard Käshammer noch geholfen.“
Die Leiterin der Tourist-Information, Melanie Steinlein, Mitarbeiterin Elke Ruf und Matthias Rohrer haben in den vergangenen Wochen nun aus dem vorsortierten Archiv einen repräsentativen Querschnitt zu Landschaft, Menschen und Alltag in Ottenhöfen zusammengestellt. „Wir haben dabei darauf geachtet, dass wir Fotos präsentieren, die nicht schon irgendwo veröffentlicht waren,“ teilte Matthias Rohrer mit, „somit kann auch jeder Ottenhöfener Neues entdecken.“ Fotograf Benedikt Spether hat die historischen Aufnahmen durch aktuelle Aufnahmen ergänzt, sodass die Fotoschau von der Vergangenheit bis in die Gegenwart reicht.
Zur Entwicklung Ottenhöfens lassen sich aufschlussreiche Vergleiche über Ortsaufnahmen von 1903 über 1930, 1950 und 1960 bis 1972 und in die Gegenwart ziehen, aus Alltag und Arbeit sieht man Themen wie „Arbeit auf dem Feld“, „Beim Holzmachen“, „Im Steinbruch“, „Beim Küfer“, „Tannenzapfenpflücker“ und andere mehr, Menschen und ihre Trachten sind in mehreren Fotografien festgehalten.
Aufnahmen von Gepäckträgern der verschiedenen Hotels, die am Bahnhof Gäste abholen, sind Beleg für den damals regen Fremdenverkehr, die Achertalbahn selbst ist mehrfach Foto-Motiv. Auch Fotografien von voll besetzten Ausflugsbussen zeigen das touristische Interesse am Achertal und am Höhengebiet. Selbstverständlich sind Mühlen des Mühlendorfs porträtiert, darunter auch welche, die nicht mehr da sind. Die Gastronomie ist widergespiegelt, Gotteshäuser, die Edelfrauengrab-Wasserfälle und anderes mehr und nicht zuletzt erinnern Fotos an die Familie Käshammer und ihr Geschäft.
1906 eröffnet
Dieses eröffnete Bernhard Käshammer 1906 an der Ecke Ruhesteinstraße, Bahnhofsbrücke. Hintergrund war 1906 neben Fotografie-Anlässen für die Einheimischen wie Kommunion, Hochzeiten, Geburtstagen und anderem mehr ganz sicher auch der damals sehr rege Fremdenverkehr in den Kurort Ottenhöfen und von dort aus ins Höhengebiet. Paulus Käshammer führte das Fotogeschäft 1940 weiter, der Standort wechselte später in die Albert-Köhler-Straße.
Richard Käshammer, der unter anderem als Spezialist für architektonische Fotografie gilt, übernahm 1979 das Fotogeschäft, siedelte aus wirtschaftlichen Gründen nach Kappelrodeck an den Kirchplatz um und gab es 2008 ohne einen Nachfolger auf. Die Foto-Ausstellung ist über das Jahr hinweg zu den üblichen Öffnungszeiten der Tourist-Information im Bürgerhaus zu sehen.