Fotos von Florian Hofmeister sollen zum Erinnern animieren

Florian Hofmeister stellt seine Fotografien bis Mai 2019 in der Alten Kirche Fautenbach aus. ©Regina de Rossi
Florian Hofmeister ist stiller Künstler. Einer, der mit dem Auge spricht und dies durch seine Kamera. Als Grafiker und Fotograf und vor allem Fotokünstler zeigt er, wie er die Welt wahrnimmt.
Florian Hofmeister stellte am Samstag in einer Vernissage mit zwei unterschiedlichen Werkgruppen in der Alten Kirche Fautenbach seine Welt einem breiten Publikum vor. Im Gespräch mit der Kulturbeauftragten der Stadt Achern, Nicole Reuther, ergaben sich interessante Aspekte hinsichtlich seines Arbeitens.
Interessant, vielschichtig und durchaus emotional gestalten sich die Werke Florian Hofmeisters, der in Fautenbach geboren ist und heute mit seiner Frau und Tochter in Karlsruhe lebt, zum Thema »Schulterblick!« »Durch diese Arbeit möchten ich den Betrachter animieren, sich wieder selbst zu erinnern, an Menschen, die auf unterschiedliche Art und Weise wichtig und unvergessen für ihn sind«, so der Künstler. Schwarz-weiß sind seine Fotografien, wobei er den Erzähler der ganz eigenen, persönlichen Geschichte so platziert, dass er nur »am Rande« erscheint. Gemeinsam ist der Fokus auf das gerichtet, was verbindet. Hier ist es ein Kletterseil mit dem Steigeisen, dort eine alte Fotografie der Enkelin mit dem Großvater. Zwischen meterhohen Kakteen steht eine Frau im weit schwingenden karierten Glockenrock, datiert auf das Jahr 1946. Daneben Schmuckstücke. »Wir erinnern uns viel zu wenig«, stellt Florian Hofmeister in den Raum. Und er selbst zeigt auf sein ganz persönliches Erinnerungsstück, eine Aufnahme des Mitgliederausweises des FC Schalke 04 seines Großvaters Gustav, spricht von ihm und einem Mann, den er bewundert hat in seinem Auftreten, seiner Präsenz.
Eigene Gedanken
So sollen sie wirken, die Schulterblicke. Geschichten dürfen weiter gedacht werden, der Betrachter wird ganz eigene Gedanken dazu finden, der Sich-Erinnernde, etwas vertiefen und erweitern, wann immer er diesen ganz persönlichen Schulterblick betrachtet. Geradezu anonymisiert wirken dagegen die Aufnahmen zum Thema »Gelb« – die ausgewiesene Lieblingsfarbe des Grafikdesigners und Fotografen. Und doch wirken die Bilder lebendig und nah, betrachtet man die einzelnen fokussierten gelben Hervorhebungen, etwa die gelbe Ziffer auf einem blauen Eisentor, als gelber Sicherheitsstreifen auf der Bordsteinkante oder in der perfekt eingefassten Lenkradstange. Gelb als Signalfarbe, als Leuchtpunkt, als Wegweiser hin zu einer gekonnt auserwählten Perspektive.
Florian Hofmeister hat in der Alten Kirche Fautenbach eine sehenswerte Ausstellung geschaffen. Anhalten, nachdenken und eigene Geschichten entstehen lassen durch das Erinnern an bestimmte Menschen, besondere Begegnungen, außerordentliche Augenblicke. Dagegen, das aufmerksam Werden, allein, indem man sich einer einzigen Farbe widmet und damit eine ganz neue Perspektiven entdeckt.
Die Ausstellung ist bis zum Mai 2019, dem Ende der Kammermusikkonzertreihen des Gong Kulturprogramms, oder nach Vereinbarung mit der dem Künstler oder der Kulturbeauftragten, Nicole Reuther, zu sehen.