Rheinau-Linx

Fünffache Mutter aus Linx kämpft gegen Krebs und Bürokratie

Stefan Bruder
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
22. März 2017
Ramona Kirchhofer (40) kämpft gegen einen seltenen Tumor. Das Foto zeigt die fünffache Mutter mit ihrem Mann Peter sowie ihrer Tochter Amélie (8), Sohn Aaron (10) und dem 17 Monate alten Daimon vor ihrem Haus in Linx.

Ramona Kirchhofer (40) kämpft gegen einen seltenen Tumor. Das Foto zeigt die fünffache Mutter mit ihrem Mann Peter sowie ihrer Tochter Amélie (8), Sohn Aaron (10) und dem 17 Monate alten Daimon vor ihrem Haus in Linx. ©Stefan Bruder

Ramona Kirchhofer (40)aus Linx kämpft gegen eine seltene Krebserkrankung. Die fünffache Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK), weil dieser den von ihrem Arzt empfohlenen Behandlungsweg ablehnt.

Ramona Kirchhofer hat ein schwieriges Jahr hinter sich, und auch die Zukunft ist alles andere als gewiss: Die 40-jährige Mutter von fünf Kindern leidet an einem Vulvakarzinom, einer seltenen, bösartigen Tumor-erkrankung der äußeren Geschlechtsorgane. Eigentlich hatte sie gehofft, die vor fünf Jahren erstmals ausgebrochene Krebserkrankung überstanden zu haben, doch während der Schwangerschaft mit ihrem jüngsten Kind, dem heute 17 Monate alten Daimon, erhielt sie die schockierende Nachricht: Der lebensbedrohliche Tumor breitet sich wieder aus. »Dabei hatte ich noch Glück, dass Daimon kerngesund zur Welt kam«, sagt Ramona Kirchhofer rückblickend.

Schnelles Handeln nötig

Damit sich die lebensbedrohliche Krankheit nicht weiter ausbreitet, ist jetzt schnelles Handeln angesagt. Das Problem: Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung Baden-Württemberg (MDK) lehnt  eine mit Schreiben vom 20. Januar vom Ortenau-Klinikum Offenburg-Gengenbach beantragte Kostenübernahme für eine sogenannte Positronen-Emissions-Tomographie (PET, siehe Hintergrund) zur Lokalisierung des Tumors anstelle eines operativen Eingriffs ab. 

Als Grund führt das Offenburger Klinikum dabei auch die Fettleibigkeit der Patientin auf, so dass die »Operation technisch kaum ausführbar« sei. An den Kosten kann die Ablehnung kaum gelegen haben, denn diese liegen nur bei 1136,47 Euro, wie aus dem Kostenvoranschlag, den Ramona Kirchhofer der Mittelbadischen Presse zeigt, hervorgeht. Stattdessen soll sie nach dem Willen des MDK operiert werden. Kostenpunkt: rund 24 000 Euro.

- Anzeige -

»Es ist nicht erkennbar, dass die zur Verfügung stehende Standarddiagnostik ausgeschöpft wurde«, heißt es in dem mit 21. Februar datierten Sozialmedizinischen Gutachten des MDK, das dieser Zeitung vorliegt. Trotz der »potentiell lebensbedrohlichen Erkrankung«, wie es in der Beurteilung heißt, könne die Kostenübernahme nicht empfohlen werden, da die rechtlichen Kriterien nicht erfüllt seien. Der Zusatznutzen der Tomografie sei nicht erkennbar. Ramona Kirchhofers behandelnder Arzt am Ortenau-Klinikum Offenburg-Gengenbach lässt auf Anfrage über die Pressestelle des Klinikums den von der Patientin geschilderten Sachverhalt bestätigen. Allerdings will sich der Arzt, der von Kirchhofer von der Schweigepflicht entbunden wurde, in der Angelegenheit nicht äußern. Die fünffache Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen den MDK, könne man doch mit dem PET schneller feststellen, wie es um ihre Krankheit bestellt sei, zumal die Operation auch ein großes gesundheitliches Risiko darstelle. Dass der MDK den viel günstigeren Eingriff nicht schultert, sei skandalös. 

Ramona Kirchhofer hat mittlerweile eigenen Angaben zufolge die Tomografie dennoch in der Uniklinik Freiburg erhalten – weil sie die Kosten in voller Höhe selbst übernommen habe. Das niederschmetternde Ergebnis: Der Krebs streue in den Bauchbereich. Sie werde mittlerweile als Notfallpatientin eingestuft und nun täglich sechs Wochen lang zur Tumorbestrahlung ins Offenburger Klinikum gefahren. »Ich hoffe, dass der Krebs mit der Bestrahlung weggeht«, sagt Ramona Kirchhofer. Eines steht für sie fest: »Ich werde mich nicht operieren lassen, wenn es nicht unbedingt sein muss.«

»Das war die Hölle«

Ramona Kirchhofer wurde im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge dreimal operiert. »Das letzte Jahr war die Hölle«, sagt ihr Mann Peter (37), der – auch weil er sich vermehrt um die Kinder habe kümmern müssen – seinen Job bei einem Müllbeseitigungsbetrieb verloren habe. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie es weitergehen soll, wenn sie stirbt.« Und Ramona Kirchhofer meint: »Ich will einfach normal leben und meine Kinder aufwachsen sehen.«

Hintergrund

PET und Vulvakarzinom

Bei der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET) handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin. Dabei wird dem Patienten eine schwach radioaktiv markierte Substanz in die Blutbahn gespritzt mit dem Ziel, Tumoren und Metastasen im Körper besser zu lokalisieren. 

Ein Vulvakarzinom ist eine seltene, bösartige Erkrankung des äußeren Genitals. In Deutschland erkranken pro Jahr unter 2 von 100 000 Frauen, heißt es. Betroffen seien besonders ältere Frauen ab 60 Jahren, aber auch bei jüngeren trete es gelegentlich auf. Die Prognose bei einem Vulvakarzinom ist eher schlecht, da die Erkrankung oft erst in fortgeschrittenem Stadium entdeckt werde. Sie hänge von der Größe des Tumors und der Infiltrationstiefe ab, also wie tief er schon in das darunterliegende Gewebe eingedrungen sei. Außerdem spiele der Befall der Lymphknoten eine wichtige Rolle: Seien viele Knoten betroffen, verschlechtere sich die Prognose ebenfalls.bru

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

20 Kandidaten bewerben sich auf der Offenen Liste Oberkirch für ein Mandat im Gemeinderat.
vor 42 Minuten
Persönlichkeiten statt Parteoprogramme
20 Bewerber kandidieren bei der Gemeinderatswahl für die Offene Liste Oberkirch. An ein konkretes Programm sehen sie sich nicht gebunden − und an die Vorschläge der Stadtverwaltung auch nicht.
Isabel Kreitz und Mathieu Sapin stellen in der neuen Sonderausstellung "Deutsche und französische Geschichte(n) in Bildern" im Simplicissimus-Haus ihre Werke aus.
vor 3 Stunden
Vernissage in Renchen
Deutsche und französische Geschichte im Comic zeigen Isabel Kreitz und Mathieu Sapin im Renchener Simplicissimus-Haus. Sie verdeutliche die Freundschaft beider Länder, heißt es bei der Eröffnung.
Für ein Glanzlicht sinfonischer Musikkunst sorgte das SAP Sinfonieorchester aus Heidelberg mit Dirigent Markus Neumayer und dem virtuosen Cellisten Johann Aparicio Bohorquez in der Klosterkirche Erlenbad am Sonntag. Sie brachten ein  „Frühlingserwachen mit Antonin Dvorák“ zum Klingen.
vor 5 Stunden
„Die Welt besser klingen lassen“
Das hochkarätige SAP Sinfonieorchester gibt im Kloster Erlenbad eine Kostprobe seiner Kunst. Vor allem der Solocellist lässt bei manchem Zuhörer den Mund offen stehen. Zu hören war viel Dvorák.
Bernhard Keller und Reinhold Winzer (hinten von links) ernannten Trachtenträger des Heimat- und Verschönerungsvereins zu Ehrenmitgliedern: Jennifer Kaufmann, Margarete Kininger, Selina Feist, Rudi und Christa Zimmermann und Johanna Vogt. 
vor 5 Stunden
Achern - Oberachern
Bei der Hauptversammlung des Heimat- und Verschönerungsvereins Oberachern kündigt Bernhard Keller seinen baldigen Abschied an. Stellvertretender Vorsitzender Reinhold Winzer hört auf.
Die finalen Kandidaten der Grünen für den Gemeinderat Oberkirch.
vor 5 Stunden
Oberkirch
Die Grünen-Liste für den Oberkircher Gemeinderat steht endgültig fest. Die Kandidaten haben sich zum finalen Gruppenfoto am Oberkircher Marktplatz getroffen.
"The Manhattans Bigband" stand gemeinsam mit Sänger Björn Geiger auf der Bühne. Dieser intonierte Roger Cicero.
vor 5 Stunden
Oberkirch
Mit einer musikalischen Veranstaltung der Extraklasse begeisterte „The Manhattans Bigband“ das Oberkircher Publikum bei einem Benefiz-Konzert. Zwei großartige Stimmen stachen zusätzlich heraus.
Hohen Einsatz legt der TV Achern an den Tag. Für langjährig Aktive gab es Auszeichnungen (von links): Petra Zehnle, Thomas Stampfer (Badischer Turnerbund), Elisabeth Fuß, Tanja Malin, Silke Würthner, Uschi Hamerski und Carmen Fritz.
vor 5 Stunden
Rückenwind für Acherner Turnverein
Der TV Achern steuert auf 800 Mitglieder zu und muss in manchen Bereichen gar über Aufnahmestopps nachdenken, gerade im Turnen von Kindern und Eltern.
Marco Tschirpke trat im Bürgersaal Achern auf.
vor 5 Stunden
Worte in irrwitziger Geschwindigkeit
Marco Tschirpke redet in Achern ohne roten Faden. Im Bürgersaal erhält er dennoch (oder gerade deswegen) langanhaltenden Applaus.
Direkt neben dem Gymnasium Achern befindet sich die große Baustelle für den Neubau des Klinikums. Nun beginnen die Abiturprüfungen. Da wäre Ruhe wichtig.
vor 12 Stunden
Prüfungen stehen an
Ruhe brauchen die Abiturienten am Gymnasium Achern, wenn am Donnerstag die Prüfungen beginnen. Nebenan ist allerdings die riesige Baustelle für den Klinikneubau. Lärm ist unerwünscht.
Am Donnerstag startet das Abitur am Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch. 72 Schüler hoffen auf ein erfolgreiches Bestehen ihrer Reifeprüfung.
vor 15 Stunden
Abiturprüfungen 2024
Die Zeit der Abiturprüfungen bedeutet Stress: nicht nur für Schüler, auch für Lehrer und Schulleitung. Die Verantwortlichen am Hans-Furler-Gymnasium erklären, auf was es zu achten gilt.
Der zwölfjährige Felix (Mitte) und sein Freund Nico halfen den Piloten der Fliegergruppe bei den jährlichen Wartungsarbeiten.⇒ Foto: Martin Kiefer
vor 18 Stunden
Renchtäler Fliegergruppe
Die Renchtäler Piloten führten in der Fliegerwerkstatt in Ramsbach-Höfle die alljährlichen Wartungsarbeiten durch. Dabei erhielten sie Unterstützung von zwei fluginteressierten Jungen.
Das Rheinauer Bündnis Bunt statt braun - hier mit Sprecher Andreas Kirchgeßner (Vierter von links) und Besuchern - hielt am Sonntag am "Panzergraben" bei Memprechtshofen eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus ab.
vor 21 Stunden
Kundgebung gegen Rechtsextremismus
Mit Plakaten und Transparenten setzt das Rheinauer Bündnis ein Zeichen gegen Rechtsextremismus. Der Ort der Kundgebung ist nicht zufällig gewählt.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".
  • Sie ebnen den Mitarbeitern im Hausacher Unternehmen den Weg zur erfolgreichen Karriere (von links): Linda Siedler (Personal und Controlling), Patrick Müller (Teamleiter Personal), Arthur Mraniov (Pressenführer Schmiede) und Heiko Schnaitter (Leiter Schmiede und Materialzerkleinerung).
    09.04.2024
    Personal entwickelt sich mit ökologischer Transformation
    Als familiengeführtes Unternehmen baut die Richard Neumayer GmbH auf Transparenz, kurze Wege und Nähe zu den Mitarbeitern. Viele Produkthelfer und Quereinsteiger haben es auf diese Weise in verantwortungsvolle Positionen geschafft.