Gamshurster Schule stellt Arbeit mit Kindern vor
Ist die Gamshurster Schule ein Vorbild für Hamburg? Zwei Lehrerinnen einer Brennpunktschule der Hansestadt lernten das Präventionsnetzwerk Ortenaukreis kennen, wie es seit drei Jahren unter anderem in Gamshurst entwickelt wird.
»Ganz wichtig ist die Veränderung unserer Wahrnehmung. Wir erleben deutlicher, was für unsere Kinder wichtig und hilfreich ist und haben mehr Möglichkeiten, frühzeitig tätig zu werden«, sagt Schulleiter Martin Schübel. Beim Gespräch an der Gamshurster Grundschule sind neben Julia Schlegel und Anne Lortz von der Anne Bergmann-Schule in Hamburg auch Stefanie Schopp, Prozessbegleiterin, Ullrich Böttinger, Leiter des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis (PNO) und Ortsvorsteher Hans Jürgen Morgenstern beteiligt. »Ich bin froh, dass sich auch die Eltern sehr für die Schule und die Prävention einsetzen«, sagt Morgenstern.
Spezielle Schulstunde
Erlebt hatten die Hamburger Lehrerinnen vor dem Gespräch eine spezielle Schulstunde der vierten Klasse. »Schön«, »Na ja« und »Es war sehr angenehm«, schilderten drei Buben danach, welche Erfahrungen sie eben mit den Entspannungsübungen gemacht hatten. Martin Schübel erläutert, dass Präventionsstunden wie diese seit Beginn der Zusammenarbeit mit PNO zum Schulalltag gehören. »Die Prävention wird von Kollegen wie Schülern sehr geschätzt. Wir tragen damit auch dazu bei, dass das Lernen gut funktionieren kann.«
Ullrich Böttinger berichtet, dass das bundesweit als »Best Practice«-Beispiel geltende Präventionsnetzwerk sowohl auf spezielle Aktivitäten abzielt, um Schüler und Schulen, aber auch Kindergartenkinder und Kindertagesstätten hinsichtlich seelischer und körperlicher Gesundheit sowie im Blick auf die Möglichkeiten der sozialen Teilhabe zu stärken. Die Umsetzung des Resilienzkonzepts an der Grundschule Gamshurst ist dafür ein Beispiel mit hoher Signalwirkung. »Wenn eine Schule wie diese und ein erfreulich hoher Prozentsatz der Ortenauer Grundschulen sich auf die Schulentwicklung oder spezielle Fortbildungsmodule einlässt, dann haben wir sehr viel erreicht.«
Neben Gamshurst sind es alleine im Raum Achern bisher vier weitere Grundschulen. Kreisweit hat man rund die Hälfte aller Schulen zur aktiven Mitarbeit erreicht. Bei den Kindergärten gibt es eine noch höhere Quote. »Manche machen die ganze Organisationsentwicklung mit, andere nehmen Fortbildungen zur seelischen oder körperlichen Gesundheit und zur sozialen Teilhabe wahr«, informiert Ullrich Böttinger.
Positive Rückmeldung
Begeistert sind am Ende des Vormittags auch die Lehrerinnen aus Hamburg. »Hier wird sehr sorgfältig gearbeitet. Es gibt eine ausgezeichnete Kooperation zwischen den verschiedenen Beteiligten und die Prävention kommt bei den Kindern an«, sagt Anne Bergmann. »Dass Viertklässler so gut über ihre Gefühle reden können, was ihnen Stress macht und sie auch Ideen entwickeln, was sie für sich oder in der Klasse tun können, damit es besser wird, ist hervorragend«, gibt auch Julia Schlegel eine angenehme Rückmeldung.
Ullrich Böttinger lädt die Lehrerinnen zur bundesweit ausstrahlenden wissenschaftlichen Abschlusstagung am 10. und 11. Oktober in Offenburg ein. »Dann wird auch deutlich, was schon erreicht wurde und was weiter geschehen kann. Das bis Ende Oktober noch aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanzierte Projekt wird danach vom Ortenaukreis und mehreren Krankenkassen gemeinsam weitergeführt. Und natürlich freuen wir uns sehr, wenn Impulse aus dem Ortenaukreis bis in den hohen Norden wahrgenommen und aufgegriffen werden.«