Gar nicht so sittsam hinter der Fassade: Heiteres Theater in Mösbach
Auf der Theaterbühne des Musikvereins Mösbach entpuppte sich eine „spanische Fliege“ als die feurige spanische Tänzerin Rosita, die einigen stürmischen Mösbacher Männern gehörig den Kopf verdrehte. Als sie Fotos von einem Baby verschickte und plötzlich ihr Sohn im Hause des Senf-Fabrikanten Hermann Diebold (Martin Huber), dessen Ehefrau Emma (Julia Armbruster) und Tochter Paula (Enrica Wilhelm) auftauchte, wurde ein Verwirrspiel par excellence in Szene gesetzt.
600 Zuschauer wurden bei zwei Aufführungen am Wochenende Zeuge von glänzendem Laienschauspiel. Der Musikverein feiert 2025 175-jähriges Bestehen. Wie der Männerchor „Eintracht“ pflegt er eine Theater-Tradition, die eng mit Pfarrer Josef Nietz verbunden ist, der die Vereine förderte und nach dem Ersten Weltkrieg auch das Laienspiel ins Leben rief. Deshalb darf der Musikverein auf eine zirka 100-jährige Tradition auf der Theaterbühne zurückblicken.
Beim jetzigen Neustart nach Corona landete das Ensemble mit dem Duo Silvia Wilhelm und Karl-Heinz Stech als Regisseure einen Volltreffer. Mit dem Stück „Die spanische Fliege“ hatten sie sich einen köstlichen Komödienklassiker von Franz Arnold und Ernst Bach aus dem Jahr 1913 ausgesucht, bei dem sich alles um Moral, Anstand und Sitte drehte.
Dazu schuf Bastian Wilhelm mit seinem Team mit viel Liebe zum Detail eine stilechte Kulisse. Die spielfreudigen Akteure kamen im Outfit der 1910er Jahre fesch daher. Die angeblich sehr sittsame Fassade täuschte nicht darüber hinweg, dass es bei den ewig jungen Themen um Liebe, Eifersucht und Seitensprung kräftig zur Sache ging.
Planungen futsch
Das Ganze nahm Fahrt auf, als Heinrich Meisel (Martin Maier) mit Tochter Paula verkuppelt werden sollte, sich dann aber in Wally (Veronika Dinger) verliebte und die Planungen mit den Eltern Gottlieb Meisel (Alfons Doll) und Mathilde Meisel (Daniela Haberle) zunichtemachte.
Derweil traf sich Paula ausgerechnet mit Rechtsanwalt Fritz Gerlach (Dominik Panter) zum „Techtelmechtel“ hinter dem Probelokal des Musikvereins, gegen den ihr Vater in einem Rechtsstreit lag und dem von Anton Tiedemeier (Werner Huber) höchst brisante Dokumente über besagte „spanische Fliege“ zugespielt wurden.
Das ganze Liebeswirrwarr wurde noch durch die unternehmungslustige Hauswirtschafterin Adele (Bianca Linz) und die obersten Wächter des Sittlichkeitsvereins Eduard Schilling (Philipp Panter) und Alois Wimmer (Hermann Klumpp) angefeuert, so dass die ehrenwerte Gesellschaft mehr und mehr die Hüllen fallen lassen musste. Herauskam ein herrliches Lustspiel.