Gedenkfeiern in Achern und Oberachern zum Volkstrauertag

Oberbürgermeister Manuel Tabor und der VdK-Vorsitzende Hans-Werner Wiegert bei der Kranzniederlegung auf dem Friedhof in Achern. ©Roland Spether
Stecken die Länder Westeuropas aktuell in einem Friedensdilemma? Dieser Frage ging Oberbürgermeister Manuel Tabor (CDU) bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Acherner Friedhof nach.
"Müssen uns wehren"
„Wer seinen Friedenswillen so demonstrativ kommuniziert, dass es von der Gegenseite als klare Schwäche wahrgenommen wird, setzt damit den Fortbestand einer Friedensordnung aufs Spiel“, so Tabor. Diesem Dilemma könnten Länder letztlich nur dadurch entgehen, indem sie sich widerstandsfähiger präsentieren, als sie es eigentlich selbst sein wollen. Dies sei das Problem der westlichen Länder seit der russischen Annexion der Krim 2014. „Wenn das Risiko des Sicherheitsdilemmas darin besteht, in eine friedensbedrohende Rüstungsspirale hineinzugeraten, so besteht das Risiko des Friedensdilemmas darin, in eine Beschwichtigungs-Spirale einzutreten.“ Dies berge dann die Gefahr, dass das Einlenken den notorischen Aggressor nicht etwa satt, sondern nur noch gieriger mache, so Tabor.
„Demokratie und Friede müssen notfalls auch verteidigt werden. Wenn wir unsere Freiheit bewahren wollen, müssen wir uns wehren und dazu auch wieder mehr Verantwortung in der Welt übernehmen.“ Diese bestehe darin, dass Menschen nie wieder gleichgültig gegenüber den Opfern von Krieg und Gewalt sein dürfen. „Deshalb gelten der Ukraine und Israel unsere uneingeschränkte Solidarität“, so Tabor.
Wie dramatisch die aktuelle Situation im Osten Europas und im Nahen Osten ist, verdeutlichte Bürgermeister Dietmar Stiefel in Oberachern. Allein im Jahr 2022 wurden 238.000 Menschen in Kriegen getötet und es sei zu befürchten, dass sich diese „traurige Bilanz“ 2023 durch die Folgen von Flucht, Hunger und Krankheiten noch verschlimmere. „Leider sind wir angesichts der Opferzahlen etwas abgestumpft, was erschreckend ist.“ Doch hinter diesen Zahlen stecken viele Einzelschicksale und Geschichten, so dass diese Kriege noch viel mehr Menschen betreffen. Diese Schicksale kamen gerade durch die Flüchtlinge aus der Ukraine hiesigen Menschen nahe, viele erhielten Hilfen, fanden eine Arbeit und schlossen Freundschaften. Doch bei allen Emotionen dürfe nicht vergessen werden, „dass der Angriffskrieg von Russland nicht vom gesamten russischen Volk ausgeht, sondern von einer machthungrigen Elite, deren Ziele nicht nachvollziehbar sind“. Das Mitgefühl gelte daher allen getöteten Soldaten, „die diesem verbrecherischen Krieg auf beiden Seiten der Fronten nicht ausweichen konnten“.
Dass die Terrororganisation Hamas Israel an einem Feiertag angriff und ein Blutbad anrichtete, mache fassungslos und es folgte eine Reaktion, die eine Vielzahl weiterer Opfer mit sich brachte. „Es wird nur Frieden im Nahen Osten geben, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben, als sie Israel hassen." Dieses Zitat von Golda Meir (Israel) zeige, dass der gegenseitige Hass und das damit verbundene Leid unvermindert die nächsten Generationen treffe und endlose Gewalt- und Opferspirale auslöse. „Wir können nur hoffen, dass sich in den Krisen- und Kriegsgebieten ein Friedensprozess entwickelt, damit die dort lebenden Menschen neue Hoffnung schöpfen und diesen Hass irgendwann begraben können.“
Bitte um Frieden
De innige Bitte um Frieden und die Ablehnung jeder Form von Gewalt wurde in den Gebeten der Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen und der islamischen Gemeinden deutlich, in Achern durch Hans-Gerd Krabbe und Ibrahim Gezer, in Oberachern durch Pfarrer Christof Scherer, die Ministrantin Hanna Falk, Imam Abdullah Kochan und Mükremin Sögut. Die Stadtkapelle und der Musikverein „Harmonie“ gestalteten die würdigen Feiern mit, Bundeswehr-Reservisten des Acher-Renchtals hielten die Ehrenwache, während Manuel Tabor und Dietmar Stiefel mit Vertretern des Roten Kreuzes, des Sozialverbandes Vdk und des Kameradschaftsbundes Kränze niederlegten.