Grünstreifen in Mösbach sind in Folie gepackt
Warum sind am Ortseingang von Mösbach eigentlich seit Monaten Grünstreifen in dicke, weiße Folie eingepackt? Die Antwort hängt mit einer geplanten Umbaumaßnahme an der Landesstraße 88 zusammen.
In dem langen schmalen Beet entlang des Parkplatzes am Mösbacher Friedhof wächst nichts mehr. Statt Stauden, Büschen oder Blumen gibt es nur noch trockene helle Hackschnitzel, unter denen eine weiße Plane hervorschaut. Noch wesentlich breiter ist die Folienwüste an der Böschung vor dem Friedhof. Nur ein einzelner alter Baum ragt aus der Abdeckung, die mit Sandsäcken beschwert und mit Stahlbügeln in die Erde getackert wurde.
Mehr Sicherheit
Seit April seien die Flächen abgedeckt, um die Eidechsen zum Umzug zu bewegen, die dort gelebt haben, erklärt Ortsvorsteherin Gabi Bär. Sowohl das Beet am Parkplatz als auch ein Teil der Böschung am Friedhof werden nämlich wegfallen, wenn der Radweg von Mösbach Richtung Oberachern verlängert wird und auf Höhe des Parkplatzes eine Querungshilfe eingebaut wird. „Dafür kämpfen wir seit vielen Jahren”, so Gabi Bär.
Damit wolle man mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer und ebenso für den landwirtschaftlichen Verkehr erreichen, der an der Stelle aus beiden Richtungen auf die L 88 auffahre. Außerdem soll der Parkplatz umgebaut und ein behindertengerechter Zugang zum Friedhof angelegt werden. Sie gehe davon aus, dass der Umbau des Bereichs im Herbst verwirklicht werden kann. Bis dahin werden die weiße Planen den Boden wohl noch bedecken. Die Vergrämung der Tiere aus den Bereichen sei eine Auflage der unteren Naturschutzbehörde des Ortenaukreises, heißt es auf Nachfrage aus dem Acherner Rathaus. Die artenschutzrechtliche Vorprüfung für den Eingriff in die Flächen umfasse zehn Seiten. Gefunden habe der Gutachter im Dezember 2020 Zaun- und Mauereidechsen und den stumpfblättrigen Ampfer, eine Futterpflanze der Raupen des Großen Feuerfalters. Beim Feuerfalter und den Eidechsen gehe man davon aus, das sie in die „üppig vorhandenen” angrenzenden Lebensräume ausweichen.
In den letzten Monaten mussten die Tiere jedenfalls lernen, dass sich an der Landesstraße 88 nicht mehr gut leben lässt. Eine Art Krötenfangzaun sollte sie davon abhalten, auf die Fahrbahn zu flüchten. Später werde man den Bereich wieder bepflanzen, kündigt die Ortsvorsteherin an.
Vorher gibt es am Ortseingang von Mösbach aber noch eine größere Baustelle. Die Stadt Achern rechnet mit Kosten von mehr als 300 000 Euro für die Verlängerung des Radwegs, die Verschwenkung der Fahrbahn, den Bau einer Verkehrsinsel in der Straße und den Umbau des Friedhofsparkplatzes. Die Arbeiten sollen laut Stadtverwaltung ausgeschrieben werden, sobald die Genehmigung vorliege. Außerdem warte man noch auf die Bewilligung von Fördermitteln aus einem Zuschusstopf des Landes.