Handgriff für Beatmungsgeräte kommt aus Oppenau
Die Produktion der Firma Etol in Oppenau läuft auf Hochtouren: Sie stellt Produkte her, die im Kampf gegen das Corona-Virus besonders gefragt sind. Dennoch gibt es für Etol-Geschäftsführer Hanspeter Söllner-Tripp nicht nur positive Nachrichten.
Die Firma Etol leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von COVID-19-Patienten, die künstlich beatmet werden müssen. Für die Savina-Beatmungsgeräte der Firma Dräger liefert das Werk in Oppenau den notwendigen Handgriff, ein Produkt aus dem Unternehmensbereich Kunststofftechnik. „Der Handgriff für die fahrbare Einheit wird von uns gefertigt und lackiert und ist etwa ein Kilogramm schwer“, berichtet Geschäftsführer Hanspeter Söllner-Tripp.
Etol soll 10 000 Handgriffe für Beatmungsgeräte liefern
Normalerweise werden davon 100 Stück pro Monat abgerufen, im Moment sind es 320 pro Woche. Etol sei es gelungen, die Produktion schnell hochzufahren. Das Auftragsvolumen für die Handgriffe liege bei über 10 000 Stück, vermutlich mehr.
Im Oberkircher Werk werden von Etol Flächendesinfektionsmittel produziert, mit denen Böden in OP-Sälen oder im Lebensmittelbereich gewischt werden können. Die dafür notwendigen Ammoniumverbindungen liefert eine BASF-Tochter. Aber nicht so viel, wie Etol abnehmen könnte. „Auch bei diesem Lieferanten könnte der Absatz größer sein, als es die aktuelle Produktion möglich macht.“ Zudem werden von dort noch andere Anbieter von Desinfektionsmitteln beliefert.
Im Oberkricher Werk wird Desinfektionsmittel hergestellt
In Kooperation mit der Oberkircher Edelobstbrennerei Franz Fies, die den Alkohol ein zweites Mal gebrannt hat, um den Alkoholgehalt auf über 80 Prozent zu erhöhen, stellt Etol in Oberkirch 30 000 Liter Handdesinfektionsmittel her, teils mit Isopropanol, teils mit Ethanol.
Es gibt bei Etol aber nicht nur positive Sondereffekte, die zu einer Umsatzsteigerung führen. „Im Bereich Gastronomie bricht durch die Schließungen der Restaurants, Kneipen und Kiosken der Absatz von Hygieneartikeln weg.“
Etol plant keine Kurzarbeit
Das Unternehmen könne aber alle Mitarbeiter beschäftigen und plane deshalb keine Kurzarbeit. „Da es keine strukturellen Probleme gibt, könnte diese Krise für uns weniger schlimm sein, als die Finanzkrise 2008/09.“ Söllner-Tripp hofft, dass sich die Lage mit Anfang des dritten Quartals ab Juli wieder verbessert. Die neuesten Maßnahmen der Bundespolitik, auch bei den Mittelständlern mit Krediten bis zu 800 000 Euro die Liquidität zu sichern, sei ein richtiger Schritt. Etol wird das Angebot nicht in Anspruch nehmen: „Wir haben keine Probleme mit der Liquidität.“ 270 Mitarbeiter sind in den beiden Werken beschäftigt. Anfang Februar musste ein Mitarbeiter in Corona-Quarantäne. Gerade ist eine weitere Person in häuslicher Isolation. Für Söllner-Tripp ist es ein gutes Zeichen, dass die Kurve der Fallzahlen in der Ortenau bereits flacher werde. Viele Mitarbeiter können inzwischen im Homeoffice arbeiten. Wo das nicht möglich sei, so der Geschäftsführer, sorgten Plexiglasscheiben zwischen Schreibtischen für Infektionsschutz.
„Für unsere Produktion im Pharmabereich benötigen wir Atemschutzmasken.“ Einfache OP-Masken und Schutzbrillen habe man bereits der örtlichen Feuerwehr zur Verfügung gestellt.
Konferiert wird per Video
Der Etol-Geschäftsführer hofft, dass sowohl das Unternehmen wie Deutschland mit einem blauen Auge in der Corona-Krise davonkommen. Um immer arbeitsfähige Teams zur Verfügung zu haben, gibt es exakte Vorgaben zur räumlichen Trennung und zur sozialen Distanz. Mit seinen beiden Mit-Geschäftsführern trifft sich Söllner-Tripp während der Corona-Pandemie nicht mehr persönlich. Stattdessen wird die Palette moderner Medien benutzt. „Auch mit größeren Kunden schalten wir Videokonferenzen.“ Unterstützt werde die Geschäftsleitung vom Betriebsrat. An die Mitarbeiter richtet Söllner-Tripp ein Lob: „Sie haben den Ernst der Lage früh erkannt und ziehen sehr gut mit.“