»Helfer vor Ort« rückten seit April schon 25-mal aus
Die ersten Minuten sind je nach Krankheitsbild bei einem Notfall entscheidend. Um die Zeit vom Notfallereignis bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes mit einer professionellen Erstversorgung überbrücken zu können, wurden die »Helfer vor Ort« (HVO) von einigen Ortsvereinen des Deutschen Roten Kreuzes in Randgebieten ausgebildet. Auch im hinteren Renchtal sind seit 14. April acht ehrenamtliche Sanitäter vor Ort, zwei von ihnen arbeiten hauptberuflich im Rettungsdienst. In einem Punkt, verrät Claudius Trück vom DRK Bad Griesbach im Interview, sind die »Helfer vor Ort« aber selbst auf Hilfe angewiesen.
Wie oft wurden die »Helfer vor Ort« seit April gerufen, Herr Trück?
Trück: Bisher wurden wir 32-mal durch die Leitstelle Ortenau alarmiert, zu 25 Einsätzen konnten wir fahren.
Das heißt, es gibt einen Bereitschaftsdienst?
Trück: Nein, das können wir nicht leisten. Wir sind ehrenamtlich tätig und gehen im Alltag unseren hauptberuflichen Tätigkeiten nach. So kann es hauptsächlich tagsüber schon mal passieren, dass keiner von uns vor Ort ist. Aber Sie sehen an den Zahlen, dass es auch ohne Bereitschaftsdienst häufig machbar ist, die Einsätze zu begleiten, da wir hauptsächlich nachts, abends und an Wochenendtagen gerufen werden. Also außerhalb der Sprechzeiten der Ärzte, die uns ja nicht benötigen, wenn sie selbst vor Ort sind.
Wie weit dehnt sich Ihr Aktionsradius aus?
Trück: Er erstreckt sich über das gesamte Gebiet der Gemeinde Bad Peterstal-Griesbach.
In welchen Fällen alarmiert Sie die Leitstelle?
Trück: Die Leitstelle Ortenau alarmiert den Rettungsdienst und parallel werden wir gerufen. Wenn machbar, fahren wir mindestens zu zweit zur Einsatzstelle. Es kommt aber auch vor, dass ein Helfer alleine fahren muss, wenn die Kollegen nicht verfügbar sind.
Sie helfen alle im Ehrenamt. Wie finanzieren die Helfergruppen die notwendige Ausrüstung und die Verbrauchsmaterialien?
Trück: Die Kosten trägt der Ortsverein, unter dessen Dach die HVO-Ortsgruppe installiert wurde. In unserem Fall trägt das DRK-Bad Griesbach die Kosten für die Ausrüstung. Wir bekommen kein Geld von den Krankenkassen oder der Gemeinde.
Bisher hat unser Ortsverein für dieses Projekt etwa 4500 Euro investiert, um die schon vorhandene Ausrüstung so zu ergänzen, dass sie »HVO-tauglich« wird.
Was musste zusätzlich angeschafft werden?
Trück: Nun, anschaffen mussten wir viele Dinge, auch viele Kleinigkeiten. Kostenintensiv war die Anschaffung von Schutzkleidung und zusätzlichen Notfallrucksäcken. Einen eigenen Defibrillator haben wir uns gekauft, ebenso wurden Sauerstoffflaschen und Rufmelder für die Grundausrüstung benötigt. Die Melder wurden uns von Sponsoren gestellt, das hat uns bei unserem Start viel geholfen, da diese Anschaffung weitere 2200 Euro in Anspruch genommen hätte. Zu den laufenden Kosten gehört beispielsweise die Unterhaltung unseres Einsatzfahrzeuges und die Erneuerung der Materialien, die wir im Rahmen der Einsätze benötigen.
Kurz gesagt, Sie sind auf Spenden dringend angewiesen.
Trück: Ja, ohne Spenden wird es schwierig, die Arbeit der Gruppe dauerhaft aufrechtzuerhalten. In einem kleinen Ort wie Bad Peterstal-Griesbach stellt sich das natürlich etwas schwieriger dar als in größeren Ortschaften.
Wie ist die Resonanz aus der Bevölkerung bisher?
Trück: Die Rückmeldungen aus der Gemeinde sind sehr positiv. Die Patienten und Angehörigen sind sehr dankbar, wenn wir vor Ort die Erstversorgung übernehmen. Es nimmt den Druck raus, der ohnehin für Patient und Angehörige in Notfällen groß ist. Die Verantwortung kann an uns abgegeben werden, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Was muss man tun, um Helfer vor Ort werden zu können?
Trück: Grundvoraussetzung ist eine abgeschlossene Sanitätsausbildung mit 48 Unterrichtsstunden und die Zusatzausbildung zum Helfer vor Ort oder eine abgeschlossene Ausbildung im Rettungsdienst. Über Zuwachs freuen wir uns jederzeit.
SPENDENKONTO: Helfer vor Ort Bad Griesbach, IBAN: DE28 6645 0050 0004 9403 51 bei der Sparkasse Offenburg/Ortenau