Historisches Akkordeon aus Gründerzeit zum Jubiläum entdeckt
In der Sonderausstellung zur Historie der Stadtkapelle Freistett sticht ein altes Akkordeon aus den Zwanziger Jahren heraus. Vereinsmitglieder haben dazu nun einige interessante Fakten recherchiert.
Der Musikverein Stadtkapelle Freistett blickt auf 100 Jahre zurück. Das Jubiläum sollte eigentlich groß gefeiert werden, doch die Corona-Pandemie ließ das nicht zu. Immerhin läuft derzeit noch bis Dezember eine Sonderausstellung zur erfolgreichen Vereinshistorie. Zu den Besonderheiten gehört eine Vitrine mit Instrumenten aus der Gründerzeit. Neben den Blasinstrumenten fällt ein altes Akkordeon der Firma Hohner auf.
Ein Zufallsfund
Ob es Zufall war, dass diese Rarität gerade im Jubiläumsjahr wieder aufgetaucht ist, weiß man nicht, doch ein glücklicher Zufall war es allemal, erklärt Werner Dalgauer, Ehrenvorsitzender des Vereins. „Das alte Akkordeon wurde bei Aufräumarbeiten im Haus des ehemaligen Vorsitzenden Ewald Durban gefunden und an den Verein übergeben“, berichtet Roland Steck, Mitinitiator der Ausstellung und im Vorstand der Stadtkapelle aktiv. “Ein Akkordeon steht für Tanz- oder Unterhaltungsmusik in meist kleineren Formationen. Meine Nachfragen bei den Vereinsgründern haben ergeben, dass es bereits ab 1856 in Freistett Blasmusik gab. Sie bestand aus einer freien Tanzkapelle von 8 bis 10 Musikern ohne festen Vereinscharakter. Diese Tanzkapelle musizierte bis zum Ersten Weltkrieg bei Vereinsfesten und Familienfeiern. Angeblich soll diese Kapelle auch bei der Feier zur Gründung des Männergesangvereins Freistett 1858 gespielt haben“, weiß Roland Steck.
„Das Akkordeon taucht auf einem Bild von 1922 zum ersten Mal auf. Wer der Akkordeonspieler ist, konnte leider nicht mehr recherchiert werden“, erklärt Werner Dalgauer, der mit Roland Steck maßgeblich an der Vorbereitung der Ausstellung beteiligt war.
„Auf den Bild sind aber Karl Siehl, Fritz Siehl und Albert Welti, die damals aktive Musiker waren, zu sehen. Ob für das Bild nur posiert wurde oder ob es sich schon um eine kleine Musikergruppe handelt, ist ebenfalls nicht bekannt. Das Akkordeon selbst gehörte aber Alber Welti, das konnten wir aus schriftlichen Hinweisen aus dem Akkordeon-Koffer entnehmen“, meint Dalgauer.
Zu den Blechinstrumenten, die in der Vitrine ausgestellt sind, kann Dalgauer ebenfalls einige Infos liefern. Auf einem Foto von 1927 hat er die beiden Instrumente erkannt, präsentiert von den damaligen Musikern Wilhelm Schmidt und Georg Kraus. „Ich bin mir aber sicher, dass die beiden historischen Instrumente schon seit 1920 im Bestand waren“, erklärt Dalgauer. Das alte Akkordeon entdeckte er bei der Sichtung alter Fotos wieder.
Viele Jahre im Einsatz
Auf einem Foto von 1945 kann man das Akkordeon, gespielt von Alber Welti, ebenfalls erkennen. Bei dem Schlagersextett, das auf dem Bild zu sehen ist, handelt es sich um die erste bekannte Tanzkapelle vom Musikverein und den Vorläufer der späteren „Professor-Band“ und des heutiges Unterhaltungsorchester, der „Herby-Lasch-Band“, die mit Musikern aus der Stadtkapelle besetzt ist. Das alte Akkordeon schlummerte indes Jahrzehnte irgendwo auf dem Dachboden und kann jetzt im Heimatmuseum bestaunt werden. Sicherlich könnte es so manche Geschichte von früher erzählen.