Serie »Orts-Namen« (1)

Hofnamen können in Ottenhöfen viel erzählen

Michael Frammelsberger
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
23. August 2016

(Bild 1/2) Beim Köningerhof konnte sich der Namen halten, obwohl er nur eine Generation lang von einer Familien mit diesem Namen bewohnt wurde. ©Foto: Michael Frammelrberger

Familiennamen hinterlassen ihre Spuren in einem Ort, neben den Menschen werden sie vor allem von Gebäuden getragen. In Ottenhöfen gibt es zahlreiche Hofnamen, die an ihre früheren Besitzer erinnern.
 

»Ich bin im Simmersbach aufgewachsen, dort hieß kein Hof so wie seine Bewohner«, erzählt Hans-Jürgen Decker. »Zu Hause war es üblich, in den Hofnamen zu sprechen und ich fand es spannend, das zu erforschen, wo die Namen herkamen.« Verstärkt wurde der Forscherdrang des heutigen Bürgermeisters, als er 14 Jahre alt war. In der Schule musste er einen Stammbaum seiner Familie erstellen. »Ich fand das so faszinierend, dass ich dann weitergemacht habe«, erzählt er.

Forschung bis 1570

Die Familie Decker kann er bis ins Jahr 1645 nachvollziehen, die seiner Frau bis ins Jahr 1570. Die Deckers stammen vom gleichnamigen Hof aus Seebach, im Jahr 1870 kam der Ur-Urgroßvaters des heutigen Gemeindeoberhaupts Johann Baptist Decker nach Ottenhöfen. Er heiratete Theresia Fischer. Wichtige Positionen, wie die des Bürgermeisters spiegeln sich oft auch in den Hofnamen wieder, zum Beispiel im Simmersbach. Dort steht das Haus s’Schulze-Bure und die s’Schule-Bure Mühle. Namensgeber war Franz Xaver Rösch. Da er das Amt des Schultheißen bekleidete, wurde sein Hof im Volksmund danach benannt. Auch beim Königerhof war ein Bürgermeister der Namensgeber, der Namen konnte sich halten, obwohl die Familie Köninger ihn nur in einer Generation besaß und er seitdem von der Familie Schnurr bewohnt wird.

Viele der Hofnamen entstanden auch, da es mehrere Familien mit dem gleichen Nachnamen im Dorf gab. »Zum Beispiel gab es früher viele Lepolds, daher musste man sich etwas einfallen lassen, um die Höfe zu unterscheiden«, erklärt Ortshistoriker Decker. So wurde ein Leopold-Hof zu s’Webers, da die Bewohner als Leinenweber tätig waren.

Das Haus von Oskar Leopold wurde zu s’Oskare. »Positionen, Namen oder Tätigkeiten sind meist die Grundlage für die Benennung«, sagt Hans-Jürgen Decker. Dabei erschließt sich der Name nicht unbedingt von allein, im Hof s’Seilers konnte eine gleichnamige Familie wohnen, möglich waren aber auch Bewohner mit dem Beruf des Seilers. Inzwischen werden die Hofnamen im allgemeinem Sprachgebrauch kaum noch genutzt. »Nur bei der älteren Generation ist es noch gängig, in Hofnamen zu sprechen«, berichtet Decker. Auch die heute in Ottenhöfen weit verbreiteten Namen spiegeln sich teils in den Bauernhöfen nieder. So kam der erste Bohnert aus Bad Peterstal-Griesbach um 1650 ins Achertal, er heiratete in den Schnurrenhof ein. Der Besitz des Hofes wurde geteilt, davon ist noch eine Urkunde überliefert. Auch der Name Bühler ist nach Ottenhöfen eingewandert und zwar mit Ignaz Bühler aus Schenkenzell.

Prägende Stammmuter

- Anzeige -

Er heiratete Regina Faißt vom gleichnamigen Hof, das Paar hatte zwölf Kinder. Als Bühler 1760 starb, heiratete Faißt zwei Jahre später Johann Georg Lepold, von dem sie drei weitere Kinder bekam. Sie wurde damit die Stammmutter sowohl der Bühlers als auch der Lepolds in Ottenhöfen, beide Familien waren zuerst vor allem im Lauenbach ansässig. Aufgrund der geballt auftreten Lepolds wurde das Gebiet teilweise auch s’Lepolds Feste genannt. Die verschiedenen Linien der Familie wohnten nahe beieinander, da der Besitz immer wieder geteilt wurde. Neben den Lepolds hatten auch die Bühlers einen hohen Einfluss im Dorf, mit Georg Bühler stellten sie zudem einen Bürgermeister.

Eine Linie wurde als s’Zimmer-Maxse bekannt, da dort, angefangen mit Matthias Bühler, mehrere Generationen als Zimmermänner tätig waren. Solche Informationen kann Hans-Jürgen Decker vor allem in den Kirchenbüchern erforschen. Diese haben in Ottenhöfen eine Besonderheit, denn das Dorf war entlang des Unterwasserbachs geteilt, eine Hälfte gehörte zur Pfarrei Kappelrodeck, die andere zur Pfarrei Waldulm. »Früher war es nicht üblich, von der Kappler zur Waldulmer Seite zu heiraten«, weiß Hans-Jürgen Decker. Solche Regeln spielten damals eine große Rolle, deshalb wehrt sich Decker auch gegen das Vorurteil, dass in kleinen Dörfern auch innerhalb des Familienkreises geheiratet wurde.

»Klar waren die Familien eng verknüpft, aber darauf hat man schon geschaut«, erklärt er. Das Kirchenrecht verbot Ehen in der nahen Verwandtschaft, was von den Pfarrern auch durchgesetzt wurde.

www.bo.de/Ortsnamen

SERIE : Orts-Namen

In diesem Sommer setzen wir unsere beliebte Serie »Orts-Namen« fort. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Namen der jeweiligen Gemeinden, sondern um dort besonders häufige Familiennamen. Die einzelnen Beiträge erscheinen jeweils mittwochs und freitags in folgender Reihenfolge:

◼ Freitag, 26. August, Sasbachwalden
◼ Mittwoch, 31. August, Seebach
◼ Freitag, 2. September, Oberachern
◼ Mittwoch, 9. September, Sasbachried
◼ Freitag, 9. September, Ulm (Appenweier/Renchen).

Stichwort

Bohnert/Bühler

Die Herkunft des Namens Bohnert ist umstritten, es gibt dafür verschiedene Erklärungen. Eine besagt, dass der Name vom Bohnenanbau stammt, außerdem gibt es die Theorie, dass er vom Wort »böne/bone« für Bühne oder Dachboden stammt. In Ottenhöfen schrieben sich die Bohnerts früher oft Barnat, eine Dialektabwandlung des Namens. Bühler ist ein sogenannter Wohnstättennamen, im Mittelhochdeutschen heiß eine Anhöhr »bühel.« Die Bühler wohnten also auf einem Hügel und wurden danach benannt.

Hintergrund

Häufigste Nachnamen

Ottenhöfen (Gesamtgemeinde 3180 Einwohner):
Schneider 123 Personen
Bohnert 97
Schmälzle/Schmelzle 80
Huber 72
Käshammer 71
Schnurr 65
Basler/Baßler 63
Bühler 62
Rösch 54
Roth und Spinner je 44.
Furschenbach sind die häufigsten Namen:
Schneider 47 Personen
Decker 24
Roth 21
Benz 20
Feist/Faist und Faißt 18
Schmälzle/Schmelzle 16
Bohnert 13
Huber 12
Kohler 11
und Bühler zehn.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

An der vielbefahrenen L75 auf Höhe von Helmlingen kontrollierte die Polizei am Sicherheitstag den Verkehr.
vor 1 Stunde
Am Sicherheitstag
Beim Sicherheitstag des Polizeipräsidiums Offenburg kontrollieren Beamte den Verkehr auf der L75 bei Helmlingen. Bei 70 Kontrollen in zwei Stunden gibt es mehrere Treffer.
Zur Kommunalwahl am 9. Juni sind die Wähler landauf, landab wieder zu den Urnen aufgerufen.
vor 4 Stunden
In Appenweier und Renchen
Welche bisherigen Gemeinde- und Ortschaftsräte treten in Appenweier und Renchen nicht mehr an? Diese und weitere interessante Antworten liefern die frisch bewilligten Wahllisten.
Wenn „es Katzen hagelt“ sind die Kinder im „Bauwagen“, ansonsten am liebsten draußen.
vor 7 Stunden
Naturgruppencheck
ARZ-Naturgruppencheck: Der Naturkindergarten Guckinsdorf in Oppenau bietet Platz für 20 Kinder über drei Jahren. Wiese und Wald machen die Natur im Jahreszeitenverlauf erlebbar.
Am Amtsgericht Achern schilderte ein Mann sein Leben in Sucht.
vor 8 Stunden
Amtsgericht Achern
Ein 41-Jähriger hatte morgens um acht schon 1,25 Promille, als ihn die Polizei auf einem E-Roller kontrollierte. Kein Wunder, der Mann hat eine lange Gewöhnung an starken Alkoholkonsum hinter sich. Jetzt schilderte er vor dem Amtsgericht seinen Weg aus der Sucht.
Keine leichte Arbeit hatte die Jury beim Auswerten des Rheinauer Mal- und Zeichenwettbewerbs.
vor 9 Stunden
Jury bestimmt die Sieger
Das Spiel und das Spielen stehen beim Mal- und Zeichenwettbewerb der Stadt Rheinau unter dem Motto „Rheinau – alles ein Spiel“ facettenreich im Vordergrund. Jetzt ist die Jury am Zug.
Bereits barrierefrei umgestaltete Bushaltehaltestellen, wie hier in Lautenbach-Winterbach, sind optisch leicht an den Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu erkennen.
vor 16 Stunden
Situation im Renchtal
Der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen schreitet voran. Allerdings deutlich langsamer, als der Gesetzgeber das ursprünglich vorgesehen hat. Das Renchtal bildet da keine Ausnahme.
Die Bushaltestelle "Schlatten" in Bottenau wurde vom Kreis priorisiert umgebaut.
vor 16 Stunden
Oberkirch
Die Kommunen wollen den barrierefreien Umbau von Bushaltestellen genau prüfen. Denn abseits der finanziellen Herausforderungen, ergibt ein Umbau nicht an jeder Haltestelle Sinn. So sehen es zumindest die Verantwortlichen.
Anja Bauer (62), Leiterin der Abteilung für Schule und Bildung im Regierungspräsidium Karlsruhe, wohnt in Achern und wurde nun auch zur Vorsitzenden des Hochschulrats der PH Karlsruhe gewählt.
vor 18 Stunden
Anja Bauer beschreibt Problematiken und Chancen
Anja Bauer aus Achern ist die neue Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Schulexpertin leitet auch die Abteilung für Schule und Bildung im RP Karlsruhe.
Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 19 Stunden
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 19 Stunden
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
18.04.2024
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
18.04.2024
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".