Hofnamen können in Ottenhöfen viel erzählen
Familiennamen hinterlassen ihre Spuren in einem Ort, neben den Menschen werden sie vor allem von Gebäuden getragen. In Ottenhöfen gibt es zahlreiche Hofnamen, die an ihre früheren Besitzer erinnern.
»Ich bin im Simmersbach aufgewachsen, dort hieß kein Hof so wie seine Bewohner«, erzählt Hans-Jürgen Decker. »Zu Hause war es üblich, in den Hofnamen zu sprechen und ich fand es spannend, das zu erforschen, wo die Namen herkamen.« Verstärkt wurde der Forscherdrang des heutigen Bürgermeisters, als er 14 Jahre alt war. In der Schule musste er einen Stammbaum seiner Familie erstellen. »Ich fand das so faszinierend, dass ich dann weitergemacht habe«, erzählt er.
Forschung bis 1570
Die Familie Decker kann er bis ins Jahr 1645 nachvollziehen, die seiner Frau bis ins Jahr 1570. Die Deckers stammen vom gleichnamigen Hof aus Seebach, im Jahr 1870 kam der Ur-Urgroßvaters des heutigen Gemeindeoberhaupts Johann Baptist Decker nach Ottenhöfen. Er heiratete Theresia Fischer. Wichtige Positionen, wie die des Bürgermeisters spiegeln sich oft auch in den Hofnamen wieder, zum Beispiel im Simmersbach. Dort steht das Haus s’Schulze-Bure und die s’Schule-Bure Mühle. Namensgeber war Franz Xaver Rösch. Da er das Amt des Schultheißen bekleidete, wurde sein Hof im Volksmund danach benannt. Auch beim Königerhof war ein Bürgermeister der Namensgeber, der Namen konnte sich halten, obwohl die Familie Köninger ihn nur in einer Generation besaß und er seitdem von der Familie Schnurr bewohnt wird.
Viele der Hofnamen entstanden auch, da es mehrere Familien mit dem gleichen Nachnamen im Dorf gab. »Zum Beispiel gab es früher viele Lepolds, daher musste man sich etwas einfallen lassen, um die Höfe zu unterscheiden«, erklärt Ortshistoriker Decker. So wurde ein Leopold-Hof zu s’Webers, da die Bewohner als Leinenweber tätig waren.
Das Haus von Oskar Leopold wurde zu s’Oskare. »Positionen, Namen oder Tätigkeiten sind meist die Grundlage für die Benennung«, sagt Hans-Jürgen Decker. Dabei erschließt sich der Name nicht unbedingt von allein, im Hof s’Seilers konnte eine gleichnamige Familie wohnen, möglich waren aber auch Bewohner mit dem Beruf des Seilers. Inzwischen werden die Hofnamen im allgemeinem Sprachgebrauch kaum noch genutzt. »Nur bei der älteren Generation ist es noch gängig, in Hofnamen zu sprechen«, berichtet Decker. Auch die heute in Ottenhöfen weit verbreiteten Namen spiegeln sich teils in den Bauernhöfen nieder. So kam der erste Bohnert aus Bad Peterstal-Griesbach um 1650 ins Achertal, er heiratete in den Schnurrenhof ein. Der Besitz des Hofes wurde geteilt, davon ist noch eine Urkunde überliefert. Auch der Name Bühler ist nach Ottenhöfen eingewandert und zwar mit Ignaz Bühler aus Schenkenzell.
Prägende Stammmuter
Er heiratete Regina Faißt vom gleichnamigen Hof, das Paar hatte zwölf Kinder. Als Bühler 1760 starb, heiratete Faißt zwei Jahre später Johann Georg Lepold, von dem sie drei weitere Kinder bekam. Sie wurde damit die Stammmutter sowohl der Bühlers als auch der Lepolds in Ottenhöfen, beide Familien waren zuerst vor allem im Lauenbach ansässig. Aufgrund der geballt auftreten Lepolds wurde das Gebiet teilweise auch s’Lepolds Feste genannt. Die verschiedenen Linien der Familie wohnten nahe beieinander, da der Besitz immer wieder geteilt wurde. Neben den Lepolds hatten auch die Bühlers einen hohen Einfluss im Dorf, mit Georg Bühler stellten sie zudem einen Bürgermeister.
Eine Linie wurde als s’Zimmer-Maxse bekannt, da dort, angefangen mit Matthias Bühler, mehrere Generationen als Zimmermänner tätig waren. Solche Informationen kann Hans-Jürgen Decker vor allem in den Kirchenbüchern erforschen. Diese haben in Ottenhöfen eine Besonderheit, denn das Dorf war entlang des Unterwasserbachs geteilt, eine Hälfte gehörte zur Pfarrei Kappelrodeck, die andere zur Pfarrei Waldulm. »Früher war es nicht üblich, von der Kappler zur Waldulmer Seite zu heiraten«, weiß Hans-Jürgen Decker. Solche Regeln spielten damals eine große Rolle, deshalb wehrt sich Decker auch gegen das Vorurteil, dass in kleinen Dörfern auch innerhalb des Familienkreises geheiratet wurde.
»Klar waren die Familien eng verknüpft, aber darauf hat man schon geschaut«, erklärt er. Das Kirchenrecht verbot Ehen in der nahen Verwandtschaft, was von den Pfarrern auch durchgesetzt wurde.
SERIE : Orts-Namen
In diesem Sommer setzen wir unsere beliebte Serie »Orts-Namen« fort. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Namen der jeweiligen Gemeinden, sondern um dort besonders häufige Familiennamen. Die einzelnen Beiträge erscheinen jeweils mittwochs und freitags in folgender Reihenfolge:
◼ Freitag, 26. August, Sasbachwalden
◼ Mittwoch, 31. August, Seebach
◼ Freitag, 2. September, Oberachern
◼ Mittwoch, 9. September, Sasbachried
◼ Freitag, 9. September, Ulm (Appenweier/Renchen).
Bohnert/Bühler
Die Herkunft des Namens Bohnert ist umstritten, es gibt dafür verschiedene Erklärungen. Eine besagt, dass der Name vom Bohnenanbau stammt, außerdem gibt es die Theorie, dass er vom Wort »böne/bone« für Bühne oder Dachboden stammt. In Ottenhöfen schrieben sich die Bohnerts früher oft Barnat, eine Dialektabwandlung des Namens. Bühler ist ein sogenannter Wohnstättennamen, im Mittelhochdeutschen heiß eine Anhöhr »bühel.« Die Bühler wohnten also auf einem Hügel und wurden danach benannt.
Häufigste Nachnamen
Ottenhöfen (Gesamtgemeinde 3180 Einwohner):
Schneider 123 Personen
Bohnert 97
Schmälzle/Schmelzle 80
Huber 72
Käshammer 71
Schnurr 65
Basler/Baßler 63
Bühler 62
Rösch 54
Roth und Spinner je 44.
Furschenbach sind die häufigsten Namen:
Schneider 47 Personen
Decker 24
Roth 21
Benz 20
Feist/Faist und Faißt 18
Schmälzle/Schmelzle 16
Bohnert 13
Huber 12
Kohler 11
und Bühler zehn.