Huguette Dreikaus serviert derben Humor im Ku-Stall
Bei einem Abend mit Huguette Dreikaus hält man sich schon mal den Bauch vor lachen oder rollt beschämt die Augen – um dann wieder lauthals loszulachen. Die Elsässer Wuchtbrumme ist im Freistetter „Ku-Stall“ ein Dauergast, und das zu Recht.
Huguette Dreikaus ist im Freistetter Ku-Stall fast schon ein Ehrengast, denn jedes Jahr läutet sie hier die neue Saison auf der Kleinkunstbühne ein. Und weil sie beim Publikum so beliebt ist, darf sie gleich an zwei Auftrittstagen in Folge erscheinen. Mit im Gepäck hatte die Gymnasiallehrerin für Deutsch Altes und Neues.
Aus dem Leben
Altes, das man immer wieder hören kann, Neues, das nichts an Komik und Sprachwitz eingebüßt hat. Ihre Geschichten stammen direkt aus dem Leben, dem Alltag im beschaulichen Elsass, dass sich so gar nicht an die bekannt französische Contenance gewöhnen will. Lieber bleibt es eine gute Mischung, noch besser, ganz eigenständig.
Madame Dreikaus liebt ihr Elsass und verteidigt dessen ganz eigenen Dialekt. „Der isch kurz un bündig“, weiß sie und erzählt in einem schier nicht enden wollenden Wortschwall, wie der Franzose um Ruhe im Restaurant bittet. Gefühlt drei Minuten am Stück: „Excusez-moi, s’il vous plaît“. „Jo hald’sch etz mol d’Gosch!,“ wirke da eher. Ad hock trete Ruhe ein. „Denn unsire Sproch hät a Kraft“, weiß Dreikaus.
Sagt es und man glaubt ihr. Und so nimmt Huguette auch dieses Mal ihre Gäste mit in ihr Leben als Hausfrau, Mutter, Großmutter, Geliebte und pfiffiges „Maidla“, das die heimischen Hühner mit so vielen Maikäfern fütterte, dass die Omeletts ungenießbar wurden.
Als junge Frau teilte sie mit dem schönen Janot, der ersten Liebe, das Leberwurstbrot auf dem Schulhof. Auf dem 60er-Schultreffen traf sie fast der Schlag. „Oh hätt der e’Frotz.“ Ja, das Leben nimmt einem manchmal Entscheidungen ab, doch beim Bäcker mit seiner riesigen Auswahl, beim Kaffee mit all den exotischen Sorten, da ist jeder überfordert, ist sich Huguette Dreikaus sicher. Alles wird komplizierter.
Überall braucht es Codes, doch wie will man sich die merken, und wenn dann noch der Enkel mit Schulaufgaben kommt, reicht’s der genervten Großel: „Jo weiß die Dupp des denn net!“, kontert sie auf die gestellte Textaufgabe der Lehrerin, die das Volumen einer gefüllten Badewanne fordert. „Sagsch’ere, wenn d’Oma drin sitzt, isch se voll!“.
Kein Blatt vorm Mund
Huguette Dreikaus sorgt für eine Lachsalve nach der anderen. Dass sie dabei ausufert, ist herrlich, denn sie sorgt für einen Weitblick der menschlichen Unzulänglichkeiten, der jeden erreicht. Damit stellt sie alle auf eine Stufe, auch sich selbst – mit dem einen Unterschied: Sie sagt es so, wie „ihr de elsässische Schnawwel gewachse isch“.
Dass sie dabei schon mal derb abrutscht, ist nicht ihr, sondern der urelsässischen Sprache geschuldet. Diese sei kurz und bündig. Die Worte müssten raus. Laut, vulgär, ja, manchmal derb, aber grundehrlich. Das machen die Abende mit der Kabarettistin zu dem, was sie sind: Erfrischend frech, einzigartig und eine Hommage an den Dialekt!