Im Rheinauer Gemeinderat sorgt der Umbau von Bushaltestellen für Ärger

Eigentlich zu kurz: Die Bushaltestelle in Hohbühn könnte Vorbild für Linx und Rheinbischofsheim sein. ©Ellen Matzat-Sauter.
Im Gemeinderat weiter heftig diskutiert wird der behindertengerechte Umbau der Bushaltestellen in Linx und Rheinbischofsheim. An beiden Orten erfüllen die Haltestellen nicht die empfohlene Gesamtlänge von 88,7 Metern, damit auch Gelenkbusse parallel zum Bordstein anfahren können. Die Haltestelle in Linx (Fahrtrichtung Kehl) liegt zudem im Kurvenbereich. Vergleichbar ist die Situation in Hohbühn, Richtung Freistett. Die Haltestelle dort weist links eine Brücke auf, ist aber durch ihre Lage an einer Einmündung länger und müsste nicht zurückgebaut werden.
Die Haltestellen in Rheinbischofsheim am Gasthaus Schwanen weisen eine Länge von 69 Metern (Richtung Freistett) und 69,5 Metern (Richtung Kehl) auf. Außerdem sind die 2,5 Meter tiefen Rangierflächen nicht vorhanden. Eine weitere Vorgabe des Regierungspräsidiums ist, dass die Erschließung des Baugebiets „Am Holchenbach“ an den Fahrbahnrand anschließt und nicht an die Hinterkante des Bordsteins. Ähnlich ist die Situation an der katholischen Kirche, wo die Busbuchten Längen von 49 Metern bzw. 52. Metern aufweisen.
Alle vier Busbuchten in Rheinbischofsheim sollen laut Stadtplaner Felix Kiesel in Buskaps umgebaut werden. Bei einem Verkehrsaufkommen von bis zu 14.000 Fahrzeuge pro Tag sei dies möglich. 2019 sollen dort 4106 Fahrzeuge gezählt worden sein. Anlässlich einer Verkehrsuntersuchung zum Bebauungsplan „Rheinau-Mitte-Süd“ im September 2022 wurden allerdings 10.953 Fahrzeuge in 24 Stunden am Knotenpunkt L75/Lichtenbergerstraße registriert.
Räte nicht informiert
„Ich hätte mir diese Vorstellung früher gewünscht“, erklärte Annette Fritsch-Acar und wollte wissen, was sich seit dem Gemeinderatsbeschluss im Dezember 2021 geändert hat, bei dem der barrierefreie Umbau der Busbuchten in Linx und Rheinbischofsheim noch im Bestand geplant war. Kiesel erklärte, es habe sich damals um eine Machbarkeitsstudie ohne Auflagen des Regierungspräsidiums und keine Planung gehandelt. Die Fördergeldanträge wurden auf Grundlage des alten Beschlusses gestellt. Bauamtsleiterin Julia Hangs ging davon aus, dass die 19 bereits fertigen Umbauten auch mit 75 Prozent gefördert werden, wenn die übrigen vier nicht umgebaut würden.
Auch Klaus Kiefer (SPD/FW) merkte an, dass man diese Informationen viel früher benötigt hätte, während Bürgermeister Michael Welsche an die gesetzlichen Vorgaben erinnerte sowie an die Besuche der Bauamtsleiterin bei Ortschaftsratssitzungen in Rheinbischofsheim. Den Vorwurf, nicht frühzeitig informiert zu haben, fand er für sich und sein Amt enttäuschend.
Fritsch-Acar konnte nicht nachvollziehen, dass in Linx in Fahrtrichtung Kehl eine Barrierefreiheit hergestellt werden könnte, auf der anderen Seite aber nicht: „Das bedeutet die Person, die auf Barrierefreiheit angewiesen ist, kann in Linx einsteigen und nach Kehl fahren, muss aber auf dem Rückweg in Bodersweier oder Rheinbischofsheim aussteigen.“ Zudem stellte sie die Frage, wie sich zwei hintereinanderstehende Busse auf der Straße auf den Verkehr auswirken.
Laut Robert Reifschneider hatte sich der Gemeinderat aufgrund falscher Tatsachen für den Rückbau ausgesprochen. Er bat daher darum, nicht dem Beschluss des Ortschaftsrates zu folgen und erinnerte an die vielen Schulkinder, die sonst künftig direkt an der stark befahrenen L75 auf ihre Busse warten müssen. „Anstatt in der Busbucht liegen sie dann direkt auf der Straße und der Verkehr nimmt zu“, sorgt er sich. Er sah durch kleine bauliche Veränderungen nach wie vor die Möglichkeit, die Haltestellen im Bestand barrierefrei umzubauen. Weiter führte er an, dass sogar eine Verschmälerung der L75 in Betracht käme. „Das alles wurde nie richtig geprüft“, ärgerte sich Reifschneider.
Annette Sänger (SPD/FW) bestätigte, dass in Linx gute Alternativen zu den Buskaps von Julia Hangs abgeschmettert wurden. Nach den neuen Infos aus dem Gemeinderat, hätten die Angaben zur Förderung schon mal nicht gestimmt, erklärte sie. Aufgrund der vielen ungeklärten Fragen und fehlenden Informationen schlug Welsche vor, in eine weitere finale Runde zu gehen und die Abstimmung zu vertagen, was mit einer Enthaltung gebilligt wurde.