In Freistett gibt es einen Miniatur-Bahnhof zu sehen

(Bild 1/2) So etwas gibt es im ganzen Ortenaukreis nur einmal: Manfred Eckstein hat um sein Haus in Freistett Originalteile der Deutschen Bahn, den Bahnhof Kehl II mit Signalanlage, Ziel-Anzeige und Bahnhofsschilder aufgebaut. ©Reinhard Brunner
In der Schlitzstraße in Freistett zeigt Manfred Eckstein einen echten Hingucker. Der Sammler von Bahnhofsausstattung lässt manchen Passanten glauben, dass vielleicht doch gleich ein Zug einfährt. Glücklich macht ihn auch seine zweite Sammelleidenschaft: Er besitzt fast 100 Kakteen.
An der Schlitzstraße 6 in Freistett fahren viele nur langsam und staunend vorbei. Manfred Eckstein wohnt dort, er arbeitet für die Deutsche Bahn und er sammelt originale Bahnhofsteile. In Hof und Garten hat er quasi seinen Arbeitsplatz nochmals neu aufgebaut. Der Ur-Wagshurster sammelt zudem seit seinem sechsten Lebensjahr, also seit 52 Jahren, Kakteen, aktuell hat er deren 100. Noch nie blühten die Pflanzen so intensiv und reichhaltig wie dieses Jahr. Die „Königin der Nacht“ hatte sich am 4. Juni mit ihrer Blütenpracht in zartem Weiß-Rosa gezeigt, am anderen Tag war alles wieder vorbei.
Liebt seinen Beruf
Manfred Eckstein, begeisterter Trompeter in der „Harmonie“ Wagshurst, zog es aus Liebe zu seiner Ehefrau Petra in deren Elternhaus nach Freistett. Seit 1977 arbeitet Eckstein bei der Deutschen Bahn, heute im Servicebereich am Bahnhof in Offenburg. Er liebt seinen Beruf und identifiziert sich mit seinem Arbeitsgeber. Manfred Eckstein hat sich deswegen ein besonderes Homeoffice eingerichtet unter dem Motto „Kehler Bahnhof Nr. 2“.
2005 fing alles an. Ganz offiziell mit Belegen und Rechnungen unterlegt erwarb er Original-Bauteile der Bahn, die nicht mehr gebraucht wurden. Das mächtigste, ein fünf Meter langes, tonnenschweres Vorsignal mit Fundament holte er mit seinem Traktor in Appenweier ab. In einer „Mords-Bauaktion“ mit Bagger betonierte er das Vorsignal sturmsicher ein, das normalerweise an den Gleisen steht. Es ist geerdet und angeschlossen, schaltbar mit roten und grünen Lampen. In der Adventszeit dekoriert er es mit einer Lichterkette. An der Giebelseite der Garage hängt eine Zug-Ziel-Anzeige mit Ecksteins Lieblingsstrecke „Orient-Express nach Bucuresti“ (Bukarest). Auch dies ist fachgerecht angeschlossen und wird mit Lochkarten umgeschaltet, etwa auf den „Mozart“ und andere Züge und Strecken. Drumherum stehen Kehl-Bahnschilder oder Zuglaufschilder.
Ein Ende seiner Bahn-Sammlerleidenschaft ist bei Manfred Eckstein noch nicht absehbar. Ehefrau Petra lächelt: „Ich bin ja gespannt, was mein Mann noch alles anschleppt, hoffentlich keinen Zug. Dafür haben wir keinen Platz.“
Vor wenigen Tagen radelten die Ecksteins im Achertal. In Kappelrodeck erspähte der 58-Jährige etwas, was ihn inspirierte. Danach wurde gewerkelt und jetzt steht etwas Neues im Hof: ein Zug aus alten Wein-Kisten mit Holzrädern aus Birken- und Buchenscheiben sowie Rückleuchten in rotem Farbanstrich.
Im Elternhaus in der Hanauer Straße 26 in Wagshurst entdeckte Manfred Eckstein als Kind auf dem Speicher fünf verstaubte Kakteen. „Denen habe ich ein bisschen Wasser gegeben und die sind nach kurzer Zeit zu Leben erwacht.“ Dann ging es richtig los, da wurden Ableger gesteckt oder bei Haushaltsauflösungen Kakteen mitgenommen: „Wo ich hingekommen bin, ist meine Sammlerleidenschaft erwacht.“
Zweimal wird’s stachelig
Hat er im Sommer mit seinen 100 Kakteen wenig Arbeit, muss er sie Anfang April aus dem Keller heraus- und Ende Oktober wieder hineintragen. Dabei kriegen er und der Rest der Familie auch die zum Teil langen Stacheln mit Wiederhaken ab. „Ehefrau Petra und die Kinder Sarah, Nicolai und Stefan bewaffnen sich mit Handschuhen und dicken Jacken.
Mächtig Betrieb
Erstmals in 52 Jahren gibt es bei Ecksteins Kakteen eine noch nie erlebte Blütenpracht. Seit Anfang Juni zählt der Kakteenliebhaber 27 Blüten. Und auf eine ist Manfred Eckstein besonders stolz. Die „Königin der Nacht“ blühte 24 Stunden lang. Bei sommerlichen Temperaturen schwirren Bienen, Hummeln und wilde Wespen und die Kakteen herum. Manfred Eckstein: „Da ist mächtig Betrieb, wie zu den Hauptreisezeiten am Bahnhof.“