Jeder Name hat seine Bedeutung
Aktuell tragen 43 Diersheimer den Familiennamen »Hauß« oder »Hauss«, wie ein Blick in die Statistik verrät. Die insgesamt 144 verschiedenen Nachnamen im Dorf haben eine bestimmte Bedeutung – der Name Faulhaber« dabei eine ganz besondere.
Wer sich für die Erforschung der Diersheimer Geschichte interessiert, kommt an der Diersheimer Chronik von Friedrich Kößler (1886 bis 1952) nicht vorbei. Sein besonderes Interesse galt der Erfassung und Deutung der örtlichen Familien- und Flurnamen. Seine Quellen waren das Generallandesarchiv in Karlsruhe, örtliche Akten sowie die Kirchenbücher von Rheinbischofsheim von 1574 bis 1731 und Diersheim ab 1732. Auf seiner Arbeit aufbauend, kümmert sich heute der Verein für Heimatgeschichte Diersheim um die Diersheimer Historie. Hilfreich waren dabei zwei dicke Ordner mit Familienstammbäumen, die Lieselotte Simon akribisch erforscht hat. Eine weitere wichtige Fundquelle war ihr »Familien- und Untergangsbuch« von 1717, das sie von ihrem Großvater bekam. Darin waren Grenzverläufe sowie circa 300 Familien alphabetisch aufgelistet.
Nicht mehr deutbar
Die ältesten Diersheimer Familiennamen sind von 1399 Swendenheinz der Junge (heute würde er Heinz Schwend heißen), Hagenheinz (Heinz Haag) und Lowelin, genannt Merze (Logel Merz) sowie von 1426 Wolffelin Jeckelin (Frau von Wolf(gang) Jacob), Henselin Merze Frowe (Frau von Hans Merz), Kunzelin Merze (der junge Konrad Merz), Hagenhenselin (Hänschen Haag) und Fritenlawelin (der junge Logel Friten). Der Familienname Frit ist heute nicht mehr genau deutbar. Frauen hatten bis ins 18. Jahrhundert hinter dem Familiennamen als Zeichen der Weiblichkeit die Endung »in« – Haagin – Hummelin – Haußin. Das entspricht dem heutigen Sprachgebrauch wie zum Beispiel Freund – Freundin, Chef – Chefin, Nachbar – Nachbarin.
Im 16. Jahrhundert, von 1574 bis 1587, erscheinen 27 Familiennamen neu in den Akten. Davon sind heute noch zwölf vertreten: Grampp, Hauß, Mannshardt, Meier, Roß, Sänger, Schreiner, Soth, Stephan, Waag, Weißlogel und Wilhelm. Durch Einheirat kamen in den folgenden Jahrhunderten neue Namen in das Dorf, auch Handwerker aus den umliegenden Gemeinden zogen zu. 1938 nennt Kößler 145 Familiennamen, die nach 1600 in Diersheim neu auftraten. Manche verschwanden nach einiger Zeit wieder sowie auch einige der ganz alten Namen.
»Aus den verschiedenen Familienbüchern und Dorfakten lässt sich die ›Stärke‹ der einzelnen Familien im 19. und 20. Jahrhundert ersehen, das heißt die Anzahl der Familien des gleichen Namens innerhalb einer bestimmten Zeitspanne«, erklärt Lieselotte Simon. Hauß/Hauss, Grampp, König, Bleß/Bless seien in dieser Reihenfolge die häufigsten gewesen. Da der Familienname nicht an ein bestimmtes Haus gebunden war, wurden die verschiedenen Stämme mit Übernamen oder Zusätzen unterschieden, zum Beispiel bei Blesses: s’Blesse-Wisse (blondhaarig), die Schwarz-Mei (auffallend dunkelhaarig), s’Blesse-Chrischdels – die Kinder, Enkel und Urenkel des Christian Bless. Aber länger als drei Generationen hielten sich diese Bezeichnungen nicht. Die junge Generation unterscheidet heute durch Vor- und Zunamen.
Jeder Familienname hat eine bestimmte Bedeutung. Der Name »Hauß/Hauss« weist auf den Beruf oder die Beschäftigung als Hausverwalter oder Gutsaufseher hin, während der Name »Bleß/Bless« von dem Vornamen Blasius abgeleitet wurde. Grampp könnte auf eine körperliche Besonderheit hinweisen (Krampen): klein, kräftig, krumm. Er könnte aber auch mit der Tätigkeit des Wanderhändlers »krempen« (»einkaufen und wiederverkaufen«) zu tun haben. So lässt auch »König« zwei Deutungen zu. Der erste Namensträger kam aus einem Haus mit dem Hauszeichen (Bild) oder Namen »Zum König«, oder bei der Fasnacht oder einem sonstigen Festspiel hatte er häufig oder erfolgreich den König gespielt. »Haag« weist auf den Wohnplatz an einer Hecke, einem Grenzzaun, einem »Hag« hin. Merz könnte ein Märzgeborener sein, aber auch vom Vornamen Martin abgeleitet sein.
Ein »Spottname«
Den Namen Schulz, heute an fünfter Stelle in Diersheim, brachte nach dem Zweiten Weltkrieg Otto Schulz als Flüchtling von Ostpreußen mit. Schulz/Schultheiß bedeutet »Bürgermeister«. Ebenso ist der Name Faulhaber, heute an vierter Stelle, zwischen 1700 und 1800 aus dem Kaiserstuhl eingewandert. Die Familie hat sich rasch vermehrt und Generation für Generation bis Anfang der 60er-Jahre den Beruf des Schmieds ausgeübt. »Faulhaber« gehört zu den Übernamen, Spottnamen – einer, der schlechten Hafer hatte oder verkaufte.
Häufigste Namen
Die aktuell häufigsten Namen in Diersheim (1070 Einwohner) sind
1. Hauß/Hauss (43 Personen)
2. Grampp (23)
3. Bleß/Bless (21)
4. Faulhaber (18)
5. Schulz (14)
6. Hummel (13)
7. Haag (12) em