Oberkirch

Jürgen Götz hat sein Hobby zum Beruf gemacht

Sandra Barth
Lesezeit 5 Minuten
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24. Juni 2017
Vom Briefmarkensammler zum erfolgreichen Auktionator hat es Jürgen Götz aus Oberkirch mit nur 5000 D-Mark gebracht. 1993 war sein Haus sogar an der Weltspitze und drängte sogar New York vom Thron.

Vom Briefmarkensammler zum erfolgreichen Auktionator hat es Jürgen Götz aus Oberkirch mit nur 5000 D-Mark gebracht. 1993 war sein Haus sogar an der Weltspitze und drängte sogar New York vom Thron. ©Auktionshaus Götz

In unserer Serie »Selfmade-Männer« stellen wir heute Jürgen Götz vor. Heimatverbunden, wie er ist, startete der 70-Jährige mit seinem Auktionshaus nicht etwa in einer Großstadt wie Frankfurt, sondern im ländlichen Oberkirch. Mit Leidenschaft gelang es ihm, weltweit auf Platz Eins zu landen.

 Umgeben von grünen Wäldern und ebenso grünen Hügeln steht das Lebenswerk von Jürgen Götz. Vor dem blauen Himmel ragt die weiße Fassade des dreistöckigen Gebäudes mit der Aufschrift »Götz Auktion« hervor. Der aufmerksame Leser der Acher-Rench-Zeitung wird den Philatelisten aus Oberkirch bereits kennen. Denn jeden Samstag erscheint seit mehr als 30 Jahren im Lokalteil seine »Briefmarken-Ecke«, wie er sagt. Und damit ist schon angedeutet: Dieser Mann ist mit Leidenschaft dabei.

Gestartet hat der gelernte Werkzeugmachermeister 1975 nicht etwa mit einer Werkzeugmacherei, sondern mit seinem Hobby und einem Startkapital von der Sparkasse in Höhe von 5000 Mark. Das Briefmarkensammeln hatte ihn schon immer interessiert, angeeignet habe sich der Autodidakt alles selbst. Also, warum nicht ins Auktionsgeschäft einsteigen? Dass er gleich am Anfang einen Umsatz von 300 000 Mark erzielt habe, habe ihn beflügelt, wie er im Gespräch verrät. »Ich war recht schnell als Senkrechtstarter in der Branche bekannt und die Sammler kamen in großen Scharen nach Oberkirch«, erinnert er sich an die Anfänge. Damals fanden seine Auktionen noch im großen Saal der »Oberen Linde« bei Werner und Elisabeth Dilger statt.

Zu diesem Zeitpunkt sei er noch nebenberuflich Moderator in der Samstagabend-Sendung »Oldie Express« bei Radio Ohr gewesen. Die Musik habe schon immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt – bereits 1962 in einer Band, die sich »Guitar Shakers« nannte, später bei den Baden-Badener »German Rebels« und jedes Jahr bei der »Nacht der Legenden« beim Oberkircher Weinfest. 

Dort organisiere er mit größter Freude Coverbands, die als ABBA, Kiss oder Rolling Stones auftreten, wie er mit einem breiten Lächeln berichtet. »Dieses Jahr kommt die wohl weltbeste Bee Gees Band«, kündigt er an und zeigt bei einem Rundgang durch seine Geschäftsräume stolz Fotos vergangener Auftritte, auf denen etwa die Popgruppe aus Schweden mit 70er-Jahre Glitzer-Outfits und passenden Perücken zu sehen ist. 

Diese Erfahrung und auch seine Moderationen bei Radio Ohr sowie 20 Jahre mit zahlreichen Fasent-Auftritten als Kanzelar der Stabhalterei Loh seien ihm dabei als Auktionator zugutegekommen. Götz weiß: »Es ist sehr wichtig, dass man in diesem Beruf frei sprechen kann.« Auskennen müsse man sich aber auch, man könne ja keine Briefmarken versteigern, wenn man keine Ahnung habe, sagt er. 

Haus erzielt ersten Platz

Und dass Götz Ahnung hat, beweist sein Erfolg in der Branche. 1992 erzielte sein Auktionshaus mit dem Doppelbogen des Schwarzen Einsers von Bayern – die erste deutsche Briefmarke – weltweit den höchsten Auktionszuschlag. 1,2 Millionen Mark brachte er ein und katapultierte das Oberkircher Unternehmen auf Platz eins unter den Auktionshäusern weltweit – Christis in New York verwies er somit auf Platz zwei.

 
»Genügt, was wir haben«

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»Das war unser Höhepunkt«, blickt Götz zurück und ergänzt zufrieden: »Und deshalb meine Devise: Wenn man mal erfolgreich war, muss man den Erfolg nicht immer noch weiter hochpeitschen wollen. Mir genügt es, was wir haben.« Und dazu gehört auch eine ausgestellte Briefmarkensammlung des Philatelisten in den Gängen seiner Firma. »Mein Sohn hat die aufgehängt, da sind Dreidimensionale und Goldene dabei – aber das beste kommt noch.« Strahlend deutet er auf die eingerahmten Marken und sagt: »Dinosaurier.« Eine Münzensammlung findet sich ebenfalls unter den ausgestellten Stücken, denn mittlerweile seien die bei Kunden besonders stark im Kommen, verrät er.

»Viele Kunden haben mich schon früher gefragt, warum ich eigentlich nicht in einer Großstadt in Flughafen-Nähe bin.« Gerade Kunden aus Amerika seien dort besser aufgehoben. »Aber wir sind zu heimatverbunden und fühlen uns hier wohl.« Außerdem bringe Oberkirch einige Vorteile mit sich: Hier könnten es die Kunden ruhig angehen lassen und die Auktion mit einem Kurzurlaub verbinden. »Obendrein nimmt manch ein Kunde auch mal gerne eine Kiste Wein mit nach Hause«, sagt er mit einem verschmitzten Grinsen. 

Umtriebener Mensch

Im Büro sei er noch jeden Tag, auch wenn sein Sohn Olaf bereits das Unternehmen übernommen habe. Aber Götz kann neben all dem Erfolg sogar noch mehr bieten, weil er, wie er selbst von sich sagt, »ein umtriebiger Mensch ist, der die Verantwortung nicht scheut und wenn es darauf ankommt, auch anpacken kann«. 

Denn Götz war Vorstand vom Fußballverein SV Oberkirch und Gründungsmitglied der »Jedermannsfußballer« – auch wenn er bedingt durch Knieprobleme nicht mehr spielen könne. Bei »Don Camillo« kann man den Auktionator regelmäßig antreffen oder auf der Straße, wenn er gerade mit seinem Hund »Struppi« – »dem besten Hund der Welt« – unterwegs ist. Und neben all den Aktivitäten kann der 70-Jährige in diesem Jahr auf 50 Jahre Ehe mit seiner Margot zurückblicken. »Durch die ganzen Aktivitäten hat man natürlich ein großes Netzwerk«, sagt er. »Du kannst einen anrufen und es wird dir geholfen.« 

So sei das mit seinem Bekannten Werner Müller, dem ehemaligen Bundeswirtschaftsminister im Kabinett Schröder, gewesen. Der damalige Evonik-Vorstandsvorsitzende – und damit Hauptsponsor von Borussia Dortmund – habe ihm 2008 seine Lieblingsfußballmannschaft vermittelt. So kam Borussia Dortmund nach Oberkirch ins Renchtalstadion. »Sie spielten gegen Rot-Weiß-Essen und der Erlös in Höhe von 55 000 Euro ging komplett an die Kinderkrebshilfe«, berichtet Götz. 

Ehrlich gegenüber sich

Ein wichtiges Erfolgsrezept sei aber nicht nur das, sondern vor allem, dass man ehrlich gegenüber sich selbst sei. »Sich selbst in die Tasche zu lügen, bringt nichts«, weiß Götz. »Und man sollte nie von anderen mehr verlangen, als man selbst bereit ist, zu tun. Das ist eine weitere Devise von mir.« 

Stolz sei er vor allem darauf, dass fast alle seine 15 Mitarbeiter bei ihm ausgebildet wurden und teilweise seit 30 Jahren im Betrieb seien. Und sein nächstes großes Ziel? – »Überleben«, sagt Götz und grinst fröhlich.

Hintergrund

Götz Auktionshaus

Aus einem Hobby heraus gründete Jürgen Götz 1975 sein Auktionshaus für Briefmarken und erzielte gleich am Anfang einen Umsatz von 300 000 D-Mark. 1994 baute er das weiße Bürogebäude in seiner Heimat Oberkirch mit zwei großen Auktionssälen. Fast alle der 15 Festangestellten sind bei Götz ausgebildet worden. Bei Auktionen seien etwa die gleiche Anzahl Aushilfskräfte beschäftigt. Durchschnittlich würden pro Jahr zehn Auktionen stattfinden. Mehr als 350 seien es seit der Gründung. Vor jeder Auktion würden rund 7000 Kataloge an Händler und Sammler verschickt.

1993 stand das Autkionshaus Götz an der Weltspitze, nachdem ein Doppelbogen der ersten deutschen Briefmarke, des Schwarze Einsers von Bayern, für 1,2 Millionen D-Mark versteigert wurde. Aktuell werden bei ihm vermehrt auch Münzen ersteigert.sab

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