Jugendliche zeigen in Fautenbach Musical mit Witz und Charme
»Vorhang auf und Bühne frei« hieß es am Wochenende in der Fautenbacher Festhalle. Das Musical Sugar stand auf dem Spielplan und wohin dieses Stück entführte, das war ganz schnell klar.
Mit funkelnden Etuikleidern, hohen Riemchenpumps und schmückendem Kopfputz wurde man ad hock in die 20er Jahre katapultiert. Dies auf sehr angenehme Weise, denn die Mädels, die hier als Mädchen Band »Syncopators« auftraten, waren allzu schön anzusehen.
Zuerst aber marschierte die Band ein. Fünfundzwanzig Mitglieder der Musikschule Achern finden unter der Leitung von Rudolf Heidler ihren Platz neben der Bühne hinter einem schwarzen Vorhang. So abgeschirmt war es der reine Hörgenuss, auf den man sich hier einlassen konnte und der begann mit einem herzerfrischenden Dixiesound.
In Anlehnung an den 1959 entstandenen Film »Manche mögens heiß«, hat Frank Hodapp mit seinem Chor »Unterwegs« im vergangenen Jahr einen Aufruf für sein neues Musical gestartet. Schnell hatten sich die Jugendlichen auf die Zeit der goldenen Zwanziger eingestellt. Eine Zeit, in der die Arbeitslosigkeit und die Existenzangst vorherrschten.
Sorgen, die auch Sweet Sue, Chefin der »Society Syncoparators« umtreibt. Hier eine taffe Amira Vollmer, die ihre Truppe sichtlich im Griff hat. Carmen Stiebitz als Mrs. Bienstein unterstützt sie als Managerin, doch mit ihrem herrlich zart gespieltem Gemüt ist sie ihrer Chefin nicht gewachsen. Die Band braucht nun dringend eine Bassistin und eine Saxophonistin, damit ihr Auftritt in Miami nicht platzt.
Eine Glanzleistung
Zeitgleich fallen zwei ebensolche, aber männliche Musiker einem Mafiadesaster zum Opfer. Nur als Zeuge, aber somit auf der Flucht. Die Verwicklungen beginnen. Aus Joe (Markus Fallert) und Jerry (Martin Längle) werden Joesephine und Daphne. Was dann beginnt ist eine Glanzleistung zweier Jugendlicher, die mit Perücke und Pailettenkleid, mit Federhütchen und pelzbesetztem Mantel mit der Mädchenband im Seminole Ritz Hotel landen. Sie überzeugen alle im Publikum mit ihrem komödiantischen Talent, singen, tanzen, passen einfach hinein in dieses Stück und setzen ihm eine handfeste männliche Krone in femininer Gestalt auf.
Die Augenweide dazu, das sind die engagierten, singenden, tanzenden und von der Maske blendend herausgeputzten Mädchen, allen voran Sugar, alias Samira Wäldele. Herrlich ihre Stimme, ihre Präsenz und ein schauspielerisches Talent, dem sich hier so viele der Protagonisten anschließen. Nicht zuletzt Lea Schenk als kleiner, aber gerissener Gamaschen Colombo. Mit Pistolen und Gewehren ziehen sie über die Bühne oder verharren in einer alten Garage, eines der beeindruckenden Bühnenbilder der Kunstprofilklasse acht und zehn des Gymnasiums Achern unter der Leitung von Margot Leins. Überhaupt war es die wechselnde Kulisse, die diese ganz wunderbare Leistung der jungen Menschen in Gesang, Tanz und Choreografie aufs beste unterstützte. Welche Abenteuer nun die zwanzig Protagonisten erleben, das könnte bei einem Besuch dieses ganz wunderbaren Musicals erlebt werden.
Versprochen wird wundervolle Musik der zwanziger Jahre, tolle, von der Technik trefflich unterstützte Szenen, herrliche Choreografien, einstudiert von Jessica Gradito dazu motivierte Jugendliche. Eine gelungene Gesamtproduktion unter der Leitung des Chorleiters und der versierten Regie von Katharina Weege. Und die Moral dieses turbulenten Stückes gefällt: »Na und? Niemand ist vollkommen!«
Weitere Termine
Das Musical Sugar wird noch am Freitag/Samstag, 15/16. September, jeweils um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 17. September, um 17 Uhr aufgefüghrt. Vorverkauf ist in der Buchhandlung am Rathaus in Achern.