An der Heimschule Lender in Sasbach

„Jung und Jüdisch“: Nicht nur das Grauen thematisieren

Roland Spether
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
01. Februar 2022
„Jung und Jüdisch“ ist der Titel einer Unterrichtseinheit von Manuel Barale und Fabian Freiseis, hier der Autor Manuel Barale in der Klasse 10w2 der Heimschule Lender.

„Jung und Jüdisch“ ist der Titel einer Unterrichtseinheit von Manuel Barale und Fabian Freiseis, hier der Autor Manuel Barale in der Klasse 10w2 der Heimschule Lender. ©Roland Spether

Die 2021 veröffentlichte Unterrichtseinheit „Jung und Jüdisch“ wurde Schülerinnen und Schülern der Heimschule Lender zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar präsentiert.

Was müssen Schüler über den Holocaust wissen? Wie sollen Lehrer dieses unvorstellbare Grauen im Unterricht thematisieren? Welche Lehre lassen sich aus dieser leidvollen Vergangenheit ziehen? Diese und viele andere Fragen stellten sich Lehrer mit Blick auf den Holocaust-Gedenktag, der an Millionen Opfer der NS-Gewaltherrschaft und die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 erinnert.

Aus anderer Perspektive

Eine Antwort aus einer etwas anderen Perspektive geben Fabian Freiseis, Beauftragter der Erzdiözese Freiburg für das jüdisch-christliche Gespräch, und Manuel Barale, Referent für Globales Lernen am Institut für Religionspädagogik in Freiburg und Religionslehrer an der Heimschule Lender. Beide sind Autoren der 2021 veröffentlichten Unterrichtseinheit „Jung und Jüdisch“ – eine Annäherung an junges jüdisches Leben in Deutschland.

„Wir wollten zu 1700 Jahren Judentum in Deutschland etwas anderes Material für den Unterricht bereitstellen, das nicht nur zurückschaut und das Grauen thematisiert, sondern das Leben heutiger jüdischer Jugendlicher in den Blick nimmt“, so Manuel Barale. „Wir müssen und wollen zurückblicken, aber mit der Unterrichtseinheit für die Klassenstufen 8, 9 und 10 an Gymnasien sollten bewusst Jugendliche zu Wort kommen, die bei uns in Baden-Württemberg leben und die auch hier im Klassenzimmer sitzen könnten“, betonte Barale.

- Anzeige -

„Nicht rechtfertigen“

Deshalb wurde als ein Medium der Dokumentarfilm „Jung und Jüdisch in Baden-Württemberg“ ausgewählt, den die Landesregierung mit der Filmakademie zum Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ fertigte.

Darin beschreiben drei Jugendliche, was Jüdischsein für sie bedeutet, welche Erfahrungen sie machen, wo sie Probleme haben und wie andere sie sehen. „Wir haben es satt immer nur auf Holocaust, Antisemitismus und Nahostkonflikt reduziert zu werden“, sagt Hanna in dem Film.
„Jüdische Jugendliche müssen sich doch nicht rechtfertigen, dass sie Juden sind“, so Anna-Sophie Kroheck. Die Zehntklässlerin des Beruflichen Gymnasiums sah nach einer Initiative der Fachschaft Religion wie über 300 Lenderschüler der 9. und 10. Klassen besagten Film, wie junge Leute das Judesein aus einer anderen Perspektive betrachten. „Ich glaube, dass viele Angst haben, sich in der Öffentlichkeit zu outen“, meinte Sarah El Omari.
Doch für sie ist es „überhaupt nicht wichtig“, welche Religion andere Menschen und ihre Freunde haben. „Für mich gibt es keine Unterschiede, ich sehe den Menschen und das ist wichtig“, ergänzte Anna-Sophie Kroheck. Für Felix Spies ist der immer noch verbreitete Antisemitismus ein großes Problem, der auch bei Jugendlichen anzutreffen sei.
„Eine neue Form der Verständigung ist möglich, damit junge Menschen lernen, noch vor allen Fragen religiöser Verschiedenheiten anders über einander zu denken und miteinander umzugehen“, so Barale.

Dazu wählten sie die Sprache des Rap und den Song des bekannten jüdischen Rappers Ben Salomo „Deduschka“ („Großvater“), den er nach dem Anschlag am 9. Oktober 2019 auf die Synagoge in Halle/Saale mit zwei getöteten Personen schrieb. „Wie viele Mahnmale braucht es noch, bis uns die letzte Träne aus den Augen tropft? Synagogen, Museen, wie ausgestopft oder hinter schusssicherem Panzerglas, bereit für den nächsten, der einen Anschlag plant. Warten auf das nächste Massaker“.

Diese Erfahrung gehört zum Alltag jüdischen Lebens in Deutschland, aber auch, dass er sich hier zu Hause fühlt und eine große Hoffnung hat: „Wenn mich einmal meine Enkel fragen, Sabale („Großväterchen“), wie war’s in deinen Kindertagen? Dann möchte ich ihnen sagen, euch muss das nicht mehr plagen“.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Blick auf die am Bustertkopf geplanten zwei neuen Windkraftanlagen, rechts im Bild, vom Grimmerswald in Seebach aus gesehen. Neben dem Funkturm (links) steht das aktuelle Windrad, rechts daneben das auf der Hornisgrinde neu geplante.
vor 4 Stunden
Experten gelöchert
Am Bustertkopf und auf der Hornisgrinde sollen drei neue Windräder entstehen. Details bekam nun der Acherner Bauausschuss zu hören. Stefan Böhler vom E-Werk Mittelbaden übernahm das. Matthias Griebl macht eine Pause.
Vor dem neuen Schnelllader: (v. l.) Tobias Vespermann (Stadtwerke Oberkirch), Stadtwerke-Geschäftsführer Erik Füssgen, Bürgermeister Uwe Gaiser, Christian Klaiber (Initiative Zukunftsmobilität) sowie Projektleiter Tim Matern von den Stadtwerken. ⇒ Foto: Katharina Reich
vor 6 Stunden
Oppenau
In Kooperation mit der Stadt Oppenau haben die Stadtwerke Oberkirch einen weiteren öffentlichen E-Schnellladepark mit vier Ladeplätzen geschaffen.
Über die Außentreppe leitete die Feuerwehr Kinder und Erzieher des Rheinbischofsheimer Kindergartens Storchennest sicher ins Freie.
vor 6 Stunden
Feuerwehrprobe
„Tatütata, die Feuerwehr ist da“ hieß es am Freitagabend im Rheinbischofsheimer Kindergarten Storchennest. Mit 23 Schulanfängern probte die Wehr hier den Ernstfall.
Im westlichen Oberkircher Gewerbegebiet und angrenzenden Bereichen prüft die Stadt, ob sich der Bau eines Wärmenetzes lohnt.
vor 13 Stunden
Informationen über Klimaschutzkonzept
Bei der Wärmeplanung der Stadt Oberkirch zeichnet sich der nächste Schritt ab: Sie hofft auf Zuschüsse für die Planung des ersten Wärmenetzes. Udo Benz stellte am Montag weitere Ziele vor.
Auf Photovoltaik-Freiflächenanlagen – hier ein Symbolfoto – könnte auch Appenweier künftig viel mehr Strom vor Ort produzieren. Welche konkreten Flächen dafür aber aus Gemeindesicht infrage kommen, spaltet den Gemeinderat.
vor 16 Stunden
Appenweier
Nicht mehr als unbedingt nötig bietet Appenweier dem Regionalverband Flächen für Photovoltaikanlagen an. Auf diese Formel einigt sich der Gemeinderat am Montag nach kontroverser Debatte.
Der Betreiber des Diersheimer Kieswerks wehrt sich gegen Kritik der IG Rheinwald.
vor 19 Stunden
Kritik abgewiesen
Der Diersheimer Kieswerkbetreuer sieht sich zu Unrecht in der Kritik für seine Abbaupläne. Die Interessengemeinschaft Rheinwald argumentiere mit "teils unsachlichen oder gar falschen Aussagen".
Betriebsinhaberin Verena Schmieder (links) und Ulrike Velte-Hoffmann vom Landwirtschaftsamt freuen sich, den Besuchern Einblicke in die Landwirtschaft zu geben.
vor 22 Stunden
Vom Stall zur Brennerei
Der Löcherhansenhof beteiligt sich am Sonntag an der Aktion Gläserne Produktion des Ministeriums. Von 10 bis 18 Uhr gibt es Einblicke in einen vielseitigen Betrieb.
Burkhard Knosp hat vor Gericht erreicht, dass die von einem Grundstücksbesitzer errichtete Schranke (Hintergrund) in der Freistetter Kronenstraße weg muss, so dass er wie bisher auf seine Streuobstwiese kommt.
17.09.2024
Schrankenstreit
Der Streit um eine private Schranke in Freistett ist hochrichterlich entschieden. Damit setzt sich der Besitzer eines weiter entfernten Grundstücks durch – gegen den Errichter, aber auch die Stadt Rheinau.
Viele Erinnerungen wurden lebendig, als sich die Schüler der Krankenhaus-Pflegeschule 50 Jahre nach ihrem Examen trafen, das Acherner Krankenhaus besuchten und Erinnerungen austauschten – von links Manfred Weiß, Monika Fortino, Monika Nickel und Lucia Schanz.
17.09.2024
Pfleger heute und damals
Vier Absolventen der Pflegeschule im Acherner Krankenhaus von 1974 treffen sich im Ortenau-Klinikum und erinnern sich. Ein Vergleich zur heutigen Pflege bleibt dabei nicht aus.
Die Gemeinde Kappelrodeck und die katholische Kirchengemeinde weihten am Montagmorgen die neuen Räumlichkeiten für die U3-Gruppe als Außengruppe des Waldulmer Kindergartens St. Maria im Untergeschoss der Grundschule Waldulm ein.
17.09.2024
Unter der Grundschule
In Waldulm sind unterhalb der Grundschule neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen worden. Es passt ins geplante Kinderbildungszentrum. Wermutstropfen: Mit 140.000 Euro sind die neuen Gruppenräume um 60.000 Euro teurer geworden als geplant.
Das Mädchen auf dem Traktor ist auch im Gamshurster Kalender­ zu sehen.
17.09.2024
Neuer Kalender erschienen
Der Gamshurster Kalender für 2025 ist zu haben. Wieder finden sich darin Erinnerungen an Momente im Dorf, die ein Fotograf festgehalten hat.
Oben thront die Marienkapelle: Die Ibacher feierten das 75-jährige Bestehen ihres Kleinods mit einem Gottesdienst beim Dorfbrunnen.
17.09.2024
Oppenau - Ibach
Seit einem Dreivierteljahrhundert thront die Marienkapelle über Ibach. Dieser Anlass wurde nun in einem würdigen Rahmen gefeiert. Ortsvorsteher Huber hob das große ehrenamtliche Engagement hervor.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Richard Schuler (links) und Samuel Kärcher beraten ihre Kunden in der grundlegend sanierten Jugendstil-Villa Nikolaus in der Oberkircher Eisenbahnstraße.
    vor 6 Stunden
    Neu in Oberkirch: Kärcher & Schuler Capital Management GmbH
    Viel Erfahrung, sturmerprobt und ein großes Netzwerk – mit Richard Schuler verfolgt ein Grandseigneur der Finanzbranche gemeinsam mit dem jungen Analytiker Samuel Kärcher die Grundsätze objektiv, wissenschaftlich fundiert, individuell und diskret.
  • Außenansicht der generalsanierten Gebäude in der Offenburger Oststadt. Sie werden exklusiv vom Maklerbüro Arnold Ernst vermarktet.
    07.09.2024
    Seit mehr als 60 Jahren aktiv und fair am Markt präsent
    Mit 18 Mitarbeitenden, zwei Standorten, mehr als 2500 bisher verkauften Objekten, mehr als 3000 vermieteten Objekten und ebenso vielen Wohnungen in der Verwaltung ist das Offenburger Büro ein "Schwergewicht" der Branche in der Region.
  • Gemeinsam tanzen oder gemeinsam fit halten. Das ist in den Seniorenkursen des Tantstudios DanceInLine von Julia Radtke möglich. 
    30.08.2024
    Tanzstudio DanceInLine bietet Kurse für Junggebliebene an
    Tanzen ist Bewegung, Geselligkeit und es kennt kein Alter. Im Tanzstudio DanceInLine von Julia Radtke tummeln sich alle Altersgruppen und haben Freude an der Bewegung. Im Herbst starten neue Kurse.
  • Spanndecke, Beleuchtung, Akustik, Infrarot.: Seit 40 Jahren ist Plameco Zell a. H. der Experte für Spanndecken in der Ortenau. Spanndecken bieten viele Vorteile unter anderem sind sie feuchtraumgeeignet, schimmelhemmend und sind nach Wunsch gestaltbar.
    29.08.2024
    Plameco gestaltet moderne Raumdecken in nur einem Tag
    Spanndecken, Beleuchtung, Akustik und Infrarotheizung: Spanndecken sind in vielen Farben und Oberflächen erhältlich und werden individuell gestaltet. Plameco in Zell a. H. ist der Experte vor Ort und lädt vom 29. bis 31. August in seine Ausstellung ein.