Kabarettist brachte Trumps Fettnäpfchen nach Oberkirch
»Der Skoptimist« heißt das neuestes Buch von Klaus-Ulrich Moeller. Als Skeptiker und Optimist unterhielt der satirische Beobachter am Freitag in der Mediathek Oberkirch. Dabei machte er vor keiner Vorstandstür, keiner Polit-Floskel und keinem Tabu aus dem Alltagsleben halt.
»Zeitgeistforscher« Klaus-Ulrich Moeller, wie ihn Vorsitzende Karin Jäckel bezeichnete, ist Historiker, war lange Jahre Journalist bei den »Stuttgarter Nachrichten«, PR-Chef bei verschiedenen Großkonzernen, »Europameister der freien Rede«, Coach, Autor – und Kabarettist.
Kabarett betreibt Moeller mit »besonders viel Spaß: Alles, was mit Führung und Unternehmen zu tun hat, muss ernst und lehrbuchhaft daherkommen, die Satire, die Ironie, der schwarze Humor als Form der Mitteilung haben es hier schwer. Das ist dem Theater, der Kleinkunstbühne vorbehalten«.
Unter dem Titel »Warum bohren wir nicht nach Schnaps?« bot Moeller keinen alkoholseligen Abend, sondern schärfstes politnahes Kabarett. Die Rolle des Hein Holsack, der als Krabbenfischer original Platt snakt, zog sich als Running Gag durch das Programm und bei seinen platten Äußerungen zu Problemen wie der Flüchtlingspolitik blieb einem das Lachen im Hals stecken.
Moeller brachte schon mal Fettnäpfe in verschiedenen Größen mit – gestuft vonKramp- Karrenbauer über Boris Johnson bis zum Donald-Trump-Napf – und zelebrierte ein Einteilungsquiz aus Versprechern und Situationen aus seinen Erlebnisschatz. »Satire erlaubt mehr als sachliche Kritik. Sie konfrontiert mit Selbsttäuschungen, Selbstbelobigungen, die auch Unternehmen in Gang halten.« So spricht man im Business-Deutsch, wenn ein Projekt an die Wand gefahren wurde, von »einer neuen Erfahrung für neue Wege«.
Er nahm Floskeln aufs Korn, die von Politikern nach Wahlen verbreitet werden: »Wir danken den Wählern, werden in aller Ruhe das Ergebnis prüfen und die Bürger dort abholen, wo sie stehen.« In satirisch verfremdeten »News« äußerte er Gerüchte über eine Weiterbeschäftigung von Angela Merkel nach ihrer Amtszeit bei der Deutschen Bank unter dem Motto: »Leistung aus Leidenschaft«. Die »Fridays for Future«-Demos kann er nur befürworten, denn »in der Schule passiert eh nichts, weil so viele Lehrer fehlen, was sollst du da freitags machen?«
Führungsqualität Demenz
Entsprechend der »Un-Logik für Geldanlagen zu bezahlen«, appelliert er an die Zuhörer, am Ende seines Vortrages noch etwas zu bezahlen, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden. »Demenz ist keine Krankheit, sondern eine Führungsqualität im digitalen Zeitalter«, spielte er auf diverse Erinnerungslücken von etlichen Wirtschafts- und Sportbossen an.
Es war ein inspirierender Appell zum eigenen Denken, zum bürgerschaftlichen Engagement, zum Anpacken und Nicht-Jammern. Ein kleiner Schlenker in diesem Zusammenhang zu den Garagen im Silicon Valley, in denen so viele bahnbrechende Erfindungen gemacht worden seien: »In unseren Garagen kommst du erst gar nicht rein, da dürfen nur Autos rein – es liegt eben an der Garagenverordnung.«