Kappelrodecker Faulturm überrascht mit gutem Zustand
Entgegen den Erwartungen präsentierte sich jüngst einer der Faultürme der Verbandskläranlage in Kappelrodeck, dessen Inneres nach 20 Jahren erstmals wieder begutachtet werden konnte.
Die Verbandskläranlage in Kappelrodeck ist die größte Umweltschutzeinrichtung des Achertales. Sämtliche Abwässer von Bürgern und Betrieben aus Seebach, Ottenhöfen, Kappelrodeck und Waldulm werden dort fachmännisch aufbereitet und entsorgt.
Wesentliches Element der Anlage sind die beiden Faultürme. In diesen Reaktoren wird der Schlamm ausgefault, bevor er letztlich thermisch verwertet wird, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde Kappelrodeck. Das in den Faultürmen entstehende Biogas wird in den Blockheizkraftwerken des interkommunalen Verbandes genutzt, um regenerativ Strom und Wärme zu erzeugen.
Im Reaktor eins, einem Faulturm aus den Achtzigerjahren war es zuletzt zu Komplikationen gekommen: Verzopfungen aus Kunststoff und anderen Materialien im Rohrsystem führten dazu, dass das System nicht mehr optimal gefahren werden konnte. Zudem war der Zustand der Innenhülle unbekannt, da dieser seit über 20 Jahren nicht mehr in Augenschein genommen werden konnte. Das Bauwerk ist rund 17 Meter hoch, sieben Meter davon liegen unterhalb der Erdoberfläche. Dieser Tage wurde in einem generalstabsmäßig geplanten Projekt mit externer Unterstützung der 400 Kubimeter fassende Faulturm geleert. Teilweise mussten die Verzopfungen mit einem Gabelstapler aus dem Rohrleitungssystem gezogen werden.
Die Einleiter waren davon nicht betroffen, Abwässer wurden wie immer rund um die Uhr angenommen. Die seltene Möglichkeit, einen Blick auf die Innenwand des Faulturms zu werfen, ließen sich auch Verbandsvorsitzender Stefan Hattenbach und Verbandsingenieur Paul Huber nicht nehmen. Soweit nach aktuellem Stand ermittelbar ist, befindet sich die Innenhülle in einem erstaunlich guten Zustand, so das erste Fazit.
Sensibles System
Video- und Fotoaufnahmen sollen jetzt detailliertere Informationen zum Zustand der Innenhülle liefern. Danach wird der Reaktor wieder langsam angefahren, was nach Schätzung des Betriebsleiters Ulrich Meidinger vier bis fünf Wochen in Anspruch nehmen wird, da das sensible System behutsam neu aufgebaut werden muss, wobei pH-Wert und Temperatur eine wichtige Rolle spielen. Verzopfungen soll es in Zukunft weniger geben, da der Verband vor wenigen Jahren in einen neuen Rechen investiert hat, der mit geringerer Spaltbreite dafür sorgt, dass entsprechende Stoffe im Abwasser nicht in den Faulturm gelangen.