Kloster Erlenbad: Ersatzkonzert für Klavier und Violoncello
Sasbach. Zwar ist das Ehepaar Pieper nicht im Badischen geboren, doch ist die Familie offenbar von der traditionellen badischen Weltoffenheit angesteckt: Seit Jahren sind ihre Benefiz-Konzerte überregional bekannt, mit denen sie in fernen Ländern die Not zu lindern trachtet.
Leider stand das Benefiz-Konzert am vergangenen Sonntag im Festsaal des Klosters Erlenbad unter keinem günstigen Stern: Da Rupert Pieper (Violine) zwei Tage zuvor an Corona erkrankt war und damit das Mendelssohn-Trio ausfiel, musste von Ursula Pieper (Violoncello) und Ricarda v. Wallenstern (Klavier) in aller Eile ein „Ersatzwerk“ gefunden, eingeschätzt, geprobt werden, um den Abend zu retten. Ihn zu opfern wäre sehr schade gewesen, denn die hohe (dreistellige) Zahl von Gästen im nahezu vollbesetzten Saal füllte den großen Spendenkorb mit Scheinen.
Da Beethoven niemals Ersatz sein kann, nennen wir es so: Seine Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur (op.69) füllte, um den ersten Satz verkürzt, kompromissfähig die Lücke. Dass der oft gefeierte Konzertpianist Beethoven sein Instrument kompositorisch leicht in den Vordergrund stellt, mag die Pianistin – bei der kurzen Probenzeit – dazu verführt haben, eine zu dominante Rolle zu spielen. Dadurch geriet die Cellistin in einen unverdienten Klang-Schatten und hatte hörbar Mühe, dem Cello-Part den ihm gebührenden akustischen Raum zu schaffen. Von den abrupten Abbrüchen im Scherzo waren beinahe nur die sehr kräftigen Klavier-Akzente zu hören. Gelungen hingegen war die Abstimmung im leisen Pizzicato-Schlusstakt. Der Cantabile-Satz sollte eigentlich die edlen Cello-Kantilenen auf der a-Saite zum Leuchten bringen, die diskrete Noblesse der tiefen Saiten vernehmbar machen.
Höchstes Niveau
Noch schmerzlicher vermisste man die Klangfarben des baritonalen Streichinstuments im Klavier-Fortissimo des ersten Satzes, im Allegro agitato, der Sonate a-moll von Edvard Grieg. Die aufgewühlten Leidenschaften der Komposition offenbarten die Virtuosität der Pianistin mehr als den Klangzauber des Cellos. In den beiden nachfolgenden Sätzen glückte das Zusammenspiel ausgewogener, vor allem in den harmonisch aparten Sequenzen des Finalsatzes. Der große Norweger ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Spätromantiker, der auf höchstem Niveau die skandinavische Folklore in verschiedenen Ensemble-Varianten bis zum Sinfonieorchester zu integrieren vermag. Die beiden Künstlerinnen hielten das Tempo, gestalteten den tänzerischen Charakter auf fesselnde Weise, so dass der prasselnde Schlussbeifall gewiss verdient war. Ricarda von Wallenstern dankte mit einem träumerischen Nocturne von Chopin als Zugabe.
Zwei guten Zwecken, so erklärte Ursula Pieper, dienen die ansehnlichen Spenden: Zum einen genießen Jugendliche aus allen monotheistischen Religionen gemeinsamen Unterricht in einer Schule nahe Jerusalem. Zum andern kommen die Spenden-Euro medizinischer und psychologischer Hilfe für Frauen in unterentwickelten Regionen Indiens zugute.