Koehler-Gruppe plant Füllstoff für die Autoindustrie
Die Koehler-Gruppe treibt ihre Geschäftsentwicklung im Bereich der erneuerbaren, funktionalen Füllstoffe voran und bereitet eine Investitionsentscheidung für eine industrielle Produktion am Standort Kehl vor, teilt das Unternehmen mit. In der geplanten Anlage sollen jährlich rund 15 000 Tonnen des neuen Produkts aus Lignin hergestellt werden.
Lignin ist neben Zellulose das zweithäufigste Biopolymer weltweit und wird heute vorwiegend thermisch genutzt. Das neue Produkt Reforce soll vor allem in Gummierzeugnissen in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen und damit einen Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in dieser leisten. Carbon Black wird aktuell noch als fossiler Füllstoff eingesetzt.
Neue Anlage geplant
Holz besteht zu ungefähr 30 Prozent aus Lignin, welches vorwiegend in der Zellstoffproduktion anfällt. Die vom Partnerunternehmen Sun Coal Industries (www.suncoal.com) aus Brandenburg entwickelte Technologie erlaubt es, aus Lignin einen erneuerbaren funktionalen Füllstoff herzustellen, der die gleiche Funktionalität in „Gummi Compounds“ erreicht, die heute durch Carbon Black fossilen Ursprungs erreicht werde.
Für die Vermarktung von Reforce hat Koehler mit Xillix (www.xillix.eu) eine eigene Vermarktungsgesellschaft gegründet, schreibt das Unternehmen. Am Standort Kehl verfügt die Koehler-Gruppe über ein Werk für die Papierproduktion. Auf vier Papiermaschinen werden Thermopapiere, Dekorpapiere und flexible Verpackungspapiere produziert. Über 500 Mitarbeiter sind an dem 1988 in Betrieb genommenen Standort beschäftigt.
Kai M. Furler, Vorstandsvorsitzender der Koehler-Gruppe, freut sich über die geplante Erweiterung der Geschäftsfelder der Gruppe: „Die bestehende Infrastruktur wird Koehler nutzen, um für Xillix eine neue Produktionsanlage aufzubauen. Geplant ist eine Produktionsanlage in industriellem Maßstab, in der pro Jahr etwa 15 000 Tonnen veredeltes Lignin produziert werden sollen.“ Im Mai 2021 hat die Grundlagenentwicklung der Anlage begonnen, wesentlicher Baustein der techni-schen und wirtschaftlichen Machbarkeit. Die eigentliche Investitionsentscheidung ist für Ende 2021 beziehungsweise Anfang 2022 geplant. Der Markteintritt mit ersten Liefermengen wird 2024 erwartet.
Neben dem technologischen Know-How für die Produktion ist die Versorgung mit dem Rohstoff Lignin essentiell für den Aufbau im industriellen Maßstab. Als Teil der Bioökonomie zählt das Unternehmen Stora Enso zu den weltweiten Anbietern erneuerbarer Lösungen für die Bereiche Verpackung, Biomaterialien, Holzbau und Pa-pier. Zur langfristigen Sicherstellung der Rohstoffbasis für die geplante Produktionsanlage in Kehl hat Koehler mit Stora Enso eine Liefer- und Abnahmevereinbarung für Stora Ensos Lineo Lignin getroffen. Stora Enso wird den Koehler-Standort Kehl aus seinem Werk in Sunila, Finnland, mit Lignin beliefern.
Die Firma Xillix wird die Marketing- und Vertriebsaktivitäten des Produktes Reforce von Koehler zur Anwendung in der Automobilindustrie übernehmen.