Kristina Lorenz und die Lourdes-Grotte
Kristina Lorenz aus Oberachern kümmert sich liebevoll um die Lourdes-Grotte. Auch schon als Kind in Polen hatte sie eine besondere Verbindung zur Jungfrau Maria.
„Ich finde hier Ruhe und Trost. Mein Herz öffnet sich an diesem Ort”, sagt Kristina Lorenz aus Oberachern. Nicht nur zum Gebet kommt sie zur Lourdes-Grotte im Oberacherner Wald. Sie bringt auch Blumen und pflegt die Stätte mit großer Freude. Das verbindet sie mit ihrem Großvater, der 1938 im oberschlesischen Dorf Olbrachcice eine Lourdes-Grotte als Wallfahrtsort erbaute.
„Mein Heimatort ist ein Bauerndorf in Polen und meine Familie hat dort bis heute einen großen Hof. Als junger Mann pilgerte mein Großvater zweimal nach Lourdes in Frankreich. Er hat von dort eine Marienstatue mitgebracht”, erzählt Lorenz. Eigenhändig habe Ladislaw Gröhlich auf einer Wiese neben dem Garten seines Bauernhofes eine Grotte aufgebaut. Im Marienmonat Mai werde dort seitdem jeden Abend von einem Priester eine Andacht gefeiert, zu der Menschen von weit her kommen.
Die Lourdes-Grotten in vielen Ländern der Erde gehen darauf zurück, was die Heilige Bernadette als junges Mädchen im Jahr 1858 erlebte: Im französischen Ort Lourdes, nahe der spanischen Grenze, begegnete sie in einer Grotte der übernatürlichen Erscheinung einer weiß gekleideten Frau, die sich ihr als „unbefleckte Empfängnis” vorstellte.
Der Ort wurde zu einer großen katholischen Wallfahrtsstätte, die in der Corona-Pandemie zum ersten Mal geschlossen werden musste. Die Statue von Maria, der Mutter Jesu, die nach den Beschreibungen der jungen Seherin und späteren Ordensfrau entstand, wurde von Gläubigen als Nachbildung an viele Orte der Welt gebracht.
„Ich habe meinen Großvater leider nicht gekannt. Er starb schon mit 36 Jahren an einer Lungenentzündung. Sein Todestag ist der 11. Februar. An diesem Datum hatte die Heilige Bernadette die erste Begegnung mit der Muttergottes”, berichtet Kristina Lorenz. Ihr Vater als ältester Sohn habe den Hof später geführt und immer großen Wert auf die Pflege der Andachtsstätte gelegt: „Samstags die Straße zu fegen und die Grotte zu säubern, das war immer unsere Pflicht als Kinder.”
Treffen an der Grotte
Als die Marienfigur repariert werden musste, habe ihr Vater einen Künstler kommen lassen, der für seine Arbeit kein Geld wollte. Auch er habe die Mutter Jesu verehrt. Heute kümmere sich ihr Bruder mit seiner Frau um den Ort.
Als sie in Polen ihren Mann Werner kennen lernte, habe sie ihn heimlich an der Grotte getroffen, erzählt Lorenz. Bei ihrer Hochzeit 1984 in Polen wurden deutsche Schlager gespielt – beiden Familien waren deutschstämmig. Als Polen in einer Wirtschaftskrise geriet, reisten sie mit ihren beiden Töchtern aus und kamen 1990 nach Oberachern.
1997 war Familie Lorenz dabei, als die Lourdes-Grotte am Aufgang zum Bergsee im Oberacherner Wald eingeweiht wurde. Sie begleitete oft ihre inzwischen verstorbenen Nachbarin Helene Morgenthaler dorthin, die immer selbst gepflückte Blumen vor der Muttergottes-Figur abstellte. Als ihre eigene Tochter heiratete, brachte die Oberschlesierin nach dem Fest die vielen Blumen zur Lourdes-Grotte. Sie tut dies bis heute: „Einen Strauß zum Geburtstag behalte ich zwei Tage, dann stelle ich ihn zu Maria. Sie beschützt uns.”
Normalerweise schmückt und pflegt Hedwig Schneider aus Oberachern die Lourdes-Grotte mit viel Herzblut. Sie ist aber zur Zeit krankheitsbedingt verhindert. Kristina Lorenz ist gern eingesprungen und täglich vor Ort. Und sie ist nicht alleine: Ihr Mann Werner hilft ihr so oft wie möglich. Und immer wieder trifft sie auf Menschen, die hier beten und Kerzen anzünden. Einer von ihnen sagte kürzlich an dem gepflegten Ort: „Gott und Maria sind mir wichtig. Ich bringe hier meine Probleme zu ihnen.”
Historische Figur
Die Marienfigur der Lourdes-Grotte in Oberachern stand in den 1920er-Jahren in einer hohlen Linde bei der Antoniuskapelle. Als der Baum um 1930 von einem Sturm umgerissen wurde, blieb die Figur unversehrt. Bis in die 50er-Jahre stand sie samt einer Darstellung der Heiligen Bernadette bei der Kapelle. Der Heimat- und Verschönerungsverein baute die heutige Lourdes-Grotte von 1996 bis 1997. mg