Landwirte im Raum Achern mit Schlafmangel
Wetterkapriolen forderten die Obstbauern in diesem Jahr. Eine gute Kirschenernte wird erwartet. Erntehelfer aus Rumänien und der hiesigen Region sind und waren im Einsatz.
Ein höchst herausforderndes Frühjahr erleben die Obsterzeuger der Region. Bringt sie auf der einen Seite das Wetter und dessen vielfältige Wechsel in diesem Jahr vielfach ins Schwitzen und um den Schlaf, so fordert in diesem Corona-Frühjahr auch das Management der Arbeiter und Erntehelfer.
„Die erhofften Ergebnisse sind nach wie vor nicht in trockenen Tüchern. Gleichwohl haben wir bei den Erdbeeren jetzt eine gute Ernte“, sagt Jörg Huber vom Önsbacher Huberhof. Gleichzeitig freut ihn auch der Blick auf seine Kirschbäume. „Von der Tafelware hätte ich gerne etwas mehr, bei den Brennkirschen dürften es etwas weniger sein“, nennt Huber seine Wünsche. Adolf Karcher vom Oberacherner Obsthof Karcher bestätigt den Berufskollegen. „Unter dem Strich könnten wir ab Mitte Juni eine ordentliche Kirschenernte einfahren, Privatkunden und Märkte mit sehr guter Qualität beliefern.“
Konnte man im Januar und Februar die Felder vor lauter Nässe kaum befahren, so herrschte mit der extremen Trockenheit im März und April eine ganz andere Situation. „Den frisch gesetzten Bäumen musste ich viel Wasser fahren“, berichtet Adolf Karcher. Letztlich haben die Kirschen noch zum letzten Moment den notwendigen Regen bekommen. „Der Alarm war schon eingeschaltet.“
Diverse Kältewellen
Noch größere Sorgen und Arbeit brachten jedoch diverse Kältewellen. „Bis in diese Woche hinein gab es viele Frostwachen und Frostberegnungen. Noch am vergangenen Montag hatten wir nachts sogenannte Frostkerzen im Einsatz“, erklärt Jörg Huber, wie er zu zahlreichen Nachtschichten und Schlafmangel kam. Adolf Karcher erwartet für die Kirschen etwa eine 70 Prozent-Ernte. Mit ihr könnte er letztlich eher besser leben als mit Überangebot. Interessant findet der Obstbaumeister, dass die traditionellen regionalen Kirschsorten wie Mösbachs Benjaminler oder die Dolleseppler in dieser Woche auch ganz gut mit den „Eisheiligen“ zurechtgekommen sind.
Zwetschge als Verlierer
Als voraussichtlichen Verlierer der Obstsaison sehen die beiden Erzeuger die Zwetschge. Es wird noch eine Ernte geben, aber die starke Frostzeit in der Blüte hat die frühblühenden Zwetschgen in manchen Lagen doch deutlich erwischt.
Die Mirabellen indes, so Adolf Karcher, haben in seinem Feld die Kältewellen gut überstanden. Die größte Freude machen dem Obst- und Weinbauer aus Oberachern die Reben. „Die Traubenansätze sind top und sehen sehr gesund aus.“ Für eine Aussage zur Qualität im Herbst ist ihm das allerdings noch viel zu früh. Viel Lob haben beide Obsterzeuger für die Erntehelfer. Gab es zunächst viel Aufregung, ob die Unterstützer aus Rumänien überhaupt kommen dürfen, so hat sich die Situation mittlerweile gut eingespielt. Zum Einsatz sind auch die Erntehelfer aus der hiesigen Region gekommen, die in ihrem Hauptberuf derzeit vielleicht zur Kurzarbeit gezwungen sind. In dieser herausfordernden Situation hat man gute Erfahrungen miteinander gemacht. „Das hat geholfen und ist hervorragend gelaufen“, sagt Adolf Karcher. „Wir sehen dies auch als eine besondere Wertschätzung der heimischen Produktion.“
Aufregende Witterung
Die „aufregende“ Witterung hat im Grunde mit dem warmen Winter begonnen. „Die Pflanzen haben früh ausgetrieben. Im Februar hatten wir dann Stürme mit Schwierigkeiten bei den Tunnelerdbeeren“, so Markus Litterst vom Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM)
Für Stein- und Kernobst folgte eine frühe Blüte. Ende März, über Ostern und in der aktuellen Woche hatten die Erzeuger mit insgesamt vier Frostphasen zu kämpfen. Insgesamt wurden in der Region acht bis zwölf Frostberegnungen durchgeführt. Von Mitte März bis Anfang Mai herrschte zudem extreme Trockenheit. Bei den Erdbeeren hielten sich die Schäden in Grenzen. Die Äpfel sehen derzeit gut aus, auch die Johannisbeeren, Himbeeren und die Heidelbeeren stehen gut da. Für die Zwetschgen rechnet Litterst mit einer „reduzierten Ernte“. Dennoch sei die Lage auch hier besser als während der Blüte gedacht.
Zum Tunnelanbau erwartet der OGM-Anbauberater weitere Entwicklungen. „Die Wetterkapriolen befördern den Trend zum geschützten Anbau.“ Und für die Erdbeere sieht Litterst die Stellung im Sortiment des Obstgroßmarkts stabil. „Sie ist die Königsfrucht unseres Markts.“ Derzeit befindet man sich etwa in der Mitte der Saison der Freilandbeeren. Die Tunnelerdbeeren, so Litterst, sind zu 90 Prozent durch.