Lenderschüler stellen sich hinter den EU-Gedanken
Dass Europa auch 60 Jahre nach seiner Gründung für viele Jugendliche eine große Bedeutung hat, zeigt eine nicht repräsentative Umfrage in der Heimschule Lender. Passend zum Thema nahm Politikexperte Ingo Espenschied die Schüler auf eine spannende Zeitreise mit.
»Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa.« Dieser Spottspruch aus den 70er Jahren zeigt die vermeintliche Bedeutungslosigkeit der damaligen Politik beim Bau des »Europäischen Hauses«, doch was denken Jugendliche 60 Jahre nach der Geburtsstunde Europas durch die »Römischen Verträge«? Diese Frage stellte sich zum Europa-Geburtstag Schüler und Lehrer des Beruflichen Gymnasiums (BG) der Heimschule Lender, als sie im Vorfeld einer multimedialen Geschichtsstunde in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung eine nicht repräsentative Umfrage vornahmen. Daran nahmen nahezu 200 Oberstufenschüler teil. Die Fragen formulierte der Fachleiter für Geschichte und Politik, Emil Spath; er wertete sie zur Nacharbeit für den Unterricht aus.
Trotz Brexit & Co.
Dass 82 Prozent der Jugendlichen bei der Frage »Europa bedeutet mir?« ein Kreuzchen bei »viel« oder »sehr viel« machten, ist in der gegenwärtigen Zeit vieler Europa-Kritiker und »Brexit- und Grexit-Forderer« ein sehr gutes Zeichen. Etwas anders sieht es bei der Frage aus: »Ich finde, die EU kümmert sich um die Jugendlichen.« Hier schwenkte die Fahne eher in die Richtung »wenig« bis »sehr wenig«. Der Großteil der Befragten beantwortete diese wichtige Frage mit »weiß nicht«, was eher die Kritiker bestärkt, dass Europa zu weit weg von den Menschen und insbesondere den Jugendlichen sei.
Immerhin meinte fast die Hälfte der Schüler, dass sie in der Schule »viel« über Europa erfahren, doch auch hier signalisieren die Zahlen Luft nach oben. Für viel Diskussionsstoff sorgen derzeit die Populisten in Europa; auch das Flüchtlingssthema ist politisch und gesellschaftlich allgegenwärtig. Hier gab es bei den BG-Schülern ein klares Votum zur Aufnahme von Flüchtlingen. Viele formulierten auch ihre Ängste vor den europäischen Populisten.
Vortrag: EU-Gründung glich spannendem Politkrimi
Dass die Gründerväter Europas vor 60 Jahren fernab von Populismus und Nationalismus waren und sich nach verheerenden Kriegen auf einen Weg des Friedens und der Kooperation machten, zeigte der bekannte Journalist und Experte für europäische Politik, Ingo Espenschied, in einer Multimedia-Geschichtsstunde mit Live-Kommentar, Animationen, Karikaturen, Bildern und Filmen der Wochenschau auf. Zwei Stunden spitzten die Schüler die Ohren bei der spannenden Geschichte, die der Referent im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung bei dem »Urvater Europas«, Karl der Große, begann und in das frühe 20. Jahrhundert spannte, in dem Nationalismus herrschte, wenig Vertrauen auf politischer Ebene vorhanden war und Allianzen mit- und gegeneinander geschmiedet wurden.
Nach den Zweiten Weltkrieg glich es einem Politkrimi, als dem französischen Außenminister Robert Schuman, dem deutschen Bundeskanzler Adenauer und dem Wirtschaftsexperten Jean Monnet der ultimative Durchbruch im Europäischen Einigungsprozess gelang und eine Gemeinschaft für Kohle und Stahl als Grundstein der heutigen EU gelegt wurde. So unterzeichneten am 25. März 1957 in Rom die Regierungschefs sechs europäischer Staaten die Verträge zur Bildung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM). Damit war Europa aus der Taufe gehoben, und der Referent zeigte auf, dass Europa nichts Fertiges war und ist, sondern sich weiter auf einem Weg zu einem »Vereinten Europa« befinde. Damit dies gelingt, würde sich die große Mehrheit der BG-Schüler nach einer Umfrage auch persönlich engagieren.