Liselotte Simon spricht über die Reformation im Hanauerland
Nach dem Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche erläutert Lieselotte Simon (92) vom Verein für Heimatgeschichte am Sonntag, wie die Reformation ins Hanauerland kam. »1517 vertrat Luther auf dem Reichstag in Worms seine Meinung, dass nur die Aussagen über Jesus im Neuen Testament Grundlage des christlichen Glaubens sein konnten. Städte waren wesentlich für die Ausbreitung der Reformation.« Bald interessierten sich auch die Fürsten für die neue Lehre. Philipp III von Hanau-Lichtenberg sei zunächst reformationsfreundlich gewesen, hätte aber durch die Bauernkriege Abstand von der neuen Lehre genommen. Erst sein Sohn Philipp IV (1514-1590) von Hanau-Lichtenberg hätte sich ab 1538 dafür eingesetzt. Die Reformation begann durch die Kirchenerneuerung 1545 im Elsass. 1545 erhielt Willstätt den ersten evangelischen Pfarrer auf rechtsrheinischer Seite. Jakob von Bitsch-Zweibrücken, Mit-Regent in Hanau-Lichtenberg, hielt aber am Katholizismus fest und verhinderte in den Orten, die ihm zustanden, bis zu seinem Tod 1570 die Einsetzung evangelischer Geistlicher.
Honau, das kirchlich zu Bodersweier gehörte, hatte zweimal evangelische Geistliche gewünscht und bekommen. Das Domkapitel in Straßburg erzwang die Umbesetzung mit katholischen Pfarrern, indem für Honau eine eigene Pfarrstelle geschaffen wurde. Bodersweier trat zur evangelischen Kirche über. In Rheinbischofsheim sollte 1564 für den verheirateten verstorbenen katholischen Pfarrer ein katholischer Nachfolger eingesetzt werden, aber der Ort entschied sich für den evangelischen Basilius Romanus. Zur Pfarrei gehörten damals Freistett, Holzhausen, Hausgereut, Diersheim, Renchenloch und Memprechtshofen. 1579 wurde Freistett zur eigenen Pfarrei erhoben. Das Domkapitel in Straßburg war damit nicht einverstanden. Auch für Linx erhob Jakob von Bitsch Widerspruch gegen die Einsetzung eines evangelischen Predigers. Trotzdem wurde 1566 Johannes Kochleus eingesetzt. Nachdem Tod von Jakob von Bitsch führte Philipp der IV von Hanau-Lichtenberg die Reformation im ganzen Hanauerland fort. Trotzdem sei eine konsequente Besetzung der Pfarrstellen mit evangelischen Predigern offenbar längere Zeit nicht möglich gewesen.
Luther-Ausstellung eröffnet
Im Anschluss wurde eine Ausstellung mit Gegenständen eröffnet, die Diersheim mit Luther verbindet. Die Luther-Rose verbinde Diersheim schon seit dem Kirchenbau mit Luther, erklärte Stephan Karcher. Außerdem verfüge die Diersheimer Kirche über eine Luther-Glocke sowie ein holzgeschnitztes Portrait von Luther. Weiter gab es eine Spieluhr, Bibeln ab 1707, Gesangsbücher ab 1780 sowie »Der kleine Catechismus Lutheri von 1686« zu sehen. Die älteste Bibel wurde 1707 in Leipzig gedruckt und 1794 von einer Diersheimer Familie für fünf Gulden ersteigert.