Michael Krämer aus Sasbachwalden: Mit dem ZDF zur EM
Ein Sasbachwaldener in Paris: Michael Krämer wird die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich für das ZDF begleiten.
»Wir geben nun ab zu Michael Krämer an den Spielfeldrand, er hat Thomas Müller am Mikrofon.« Ob das für den Sport- und Nachrichten-Journalisten Michael Krämer irgendwann Realität wird, weiß nur der »Fußballgott«. Doch in Kürze darf der »Saschwaller Bub« in seiner Karriere eine besondere Erfahrung machen, denn Michael Krämer gehört als »fester freier Mitarbeiter« zum ZDF-Team, das zur Fußball-EM reist und hoffentlich nur Siege der Löw-Kicker vermeldet.
»Für mich geht ein absoluter Kindheitstraum in Erfüllung«, so Michael Krämer, der nach der ZDF-Anfrage keine Sekunde überlegte, ob er die EM-Fahrkarte annehmen und am 8. Juni um 9.34 Uhr in den TGV von Straßburg nach Paris einsteigen soll. Hier darf er sich in jenes Hotel einquartieren, in dem die gesamte ZDF-Mannschaft während der EM wohnt.
Im Medienzentrum
Beim Zweiten moderiert unter anderem Oliver Welke mit ZDF-Experte Oliver Kahn. »Meine Funktion in Paris nennt sich Libero.« Wie der Fußballer in der Position des Liberos hinter der Abwehr alles »weg haut«, so bestehe seine Arbeit darin, für verschiedene Aufgaben und Berichte für ZDF-Sendungen stets bereit zu sein. »Die genauen Aufgaben ergeben sich immer erst am Sendetag.«
Sein Arbeitsplatz ist im IBC in Paris, dem Medienzentrum des Turniers, wo er auf viele ausländische Journalisten treffen wird. Von dort gehen die Bilder der EM in die ganze Welt. Ob er auch in ein Stadion oder in die Nähe eines Fußballers komme, kann er noch nicht sagen. Doch wer Pep Guardiola eine Frage gestellt oder mit Bayern-Star Rafinha in der Sportstudio-Redaktion sprach, für den scheint alles möglich.
»Bei einer EM als Journalist dabei zu sein, hatte ich einmal im Leben auf dem Plan.« Dass es nun schon mit 24 Jahren der Fall ist, erklärt er sich so, dass er alles für seinen Traumberuf tat und die vom ZDF und SWR gebotene Chance nutzte. »Ich hatte Tränen in den Augen, als die ZDF-Anfrage kam«, so Michael Krämer, dessen Büro zwei Stockwerke über dem Sportstudio und somit hautnah dran an der ZDF-Kultsendung ist.
In Jugendteams gekickt
Wer in »Saschwalle« aufwächst und fußballverrückt ist, der muss zum SVS. Dies war auch bei Michael Krämer der Fall. Er durchlief alle Jugendteams und kickte in der ersten Mannschaft. Da er schon immer Journalist werden wollte, verpassten ihm die SVS-Verantwortlichen den Posten des Pressewarts. So schrieb er Zeitungsberichte über die Spiele des SVS.
Bei der WM 2006 saß er vor dem Fernseher oder stand vor der LED-Wand im Acherner Stadtgarten. Der Verlauf der deutschen Spiele hielt er für sich schriftlich als Erinnerung an die Heim-WM fest.
Vorbilder wurden Kommentatoren wie Marcel Reif und Werner Hansch, doch zunächst lautete die Taktik: Abitur am Gymnasium Achern und Studium in Ansbach. Er ging konsequent seinen Weg, verfeinerte sein Englisch und Spanisch, erhielt Sprechtraining und hatte während eines Praktikums beim ZDF seinen ersten großen Auftritt. Mit der diesjährigen EM-Kommentatorin Claudia Neumann verfolgte er 2014 das Spiel FSV Mainz 05 gegen den FC Augsburg auf der Pressetribüne, Jairo Samperio schoss ein klasse Tor und die Reporterin wollte unbedingt eine Stimme, doch sie sprach kein Spanisch. »Das machst einfach Du«, hieß die klare Anweisung. Nach dem Spiel interviewte er den Spanier und durfte dann auch für andere Medien übersetzen. Er absolvierte weitere Praktika wie bei Sky mit einem Übungs-Aufsager an der Säbener Straße nach dem 6:1 Champions-League-Sieg der Bayern gegen Porto sowie bei der ZDF-Drehscheibe.
Enorme Konkurrenz
Nach seinem Studium kam das ZDF Mitte 2015 auf ihn zurück und bot ihm eine Redakteursstelle in der aktuellen Nachrichtenberichterstattung an. Seit April 2016 gehört er auch zur ZDF-Sportredaktion und schaffte damit den Sprung in ein Betätigungsfeld mit enormer Konkurrenz. Sein Ziel: Einmal ein Live-Interview am Spielfeldrand. »Man muss mich im Fernsehen gar nicht sehen. Mir geht es nicht darum, bekannt zu werden, aber eine Live-Schalte auf dem Rasen mit mir und einem Spieler wäre das höchste aller Gefühle«.
Kurzinterview mit Pep Guardiola
Dass es beim ersten Bayern-Spiel unter Pep Guardiola am 29. Juni 2013 in Weiden in der Oberpfalz und dem 15:1-Erfolg der Profis gegen den Bayern-Fanclub Wildenau kein längeres Interview von Pep gab, lag vielleicht auch daran, dass die anwesenden Journalisten kaum Spanisch konnten.
Doch eine Stimme nach dem Spiel gibt es und die hat Michael Krämer aufgenommen, der damals für das Studentenprojekt »Sportin5Minuten.de« bei besagtem Spiel als »Reporter« vor Ort war. Als die Bayern nach dem Duschen das Stadion über einen Hinterausgang verließen und sich die Medienvertreter auf den neuen Bayern-Trainer stürzten, lief dieser sprachlos an ihnen vorbei. Auch an einem Journalisten, der sich bei ihm höflich auf Spanisch erkundigte, ob er ihm eine Frage stellen dürfe.
Derweil reagierte Michael Krämer geistesgegenwärtig, lief dem Trainer mit seinem Aufnahmegerät bis zur Tür des Bayern-Busses nach und stellte ihm auf Spanisch ganz direkt eine Frage zum ersten Spiel als Bayern-Trainer: „Qué piensa del primer partido?“ (Anm. der Red.: Wie denken Sie über das erste Spiel?). Die Antwort fiel kurz aber prägnant aus: »Sehr gut«. Das Kurzinterview war im Kasten, der Professor war begeistert und Michael Krämer fand sich sogar auf dem Titelbild des Sportteils der Bild-Zeitung am Sonntag mit Pep Guardiola wieder. sp