Michaelskapelle am Mummelsee läst zur geistlichen Besinnung ein
Die Kapelle am Mummelsee wurde zu einem wichtigen Ort der Kirche im Nationalpark. Viele Menschen legen bei ihren Wanderungen eine Rast in der vor 50 Jahren von der Pfarrei Seebach nach Plänen von Franz Fuchs erbauten Kapelle ein, sitzen für wenige Momente still in den Bänken und bestaunen die herrlichen Glasfenster des Künstlers Emil Wachter. Mit ihrem tief herunter gezogenen Dach gleicht die Kapelle einem Schwarzwaldhaus. Der mit Schindeln gedeckte Turm symbolisiert eine Tanne und von hoch oben erklingt die Glocke vom alten Seebacher Schulhaus.
„An manchen Tagen werden hier 150 Kerzen angezündet, das zeigt, wie groß die Resonanz ist“, erklärt Helga Klär (Kappelrodeck). Die Gemeindereferentin gehört mit zum Team des Ökumenischen Netzwerks der Kirche im Nationalpark Schwarzwald. In diesem arbeiten die Erzdiözese Freiburg, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg seit 2014 erfolgreich zusammen.
Nah bei den Menschen
Die Kirche muss dort sein, wo die Menschen sind. Diesen Ansatz hat sich das Team der Kirche im Nationalpark ins Stammbuch geschrieben und im Frühling und Sommer einen Präsenzdienst in den Kapellen am Mummelsee und beim Kloster Allerheiligen angeboten, in denen leise Musik zu hören war, Kerzen eine angenehme Atmosphäre gestalteten und Mitarbeiter für Gespräche bereitstanden. Da konnte es gut sein, dass Motorradfahrer im Lederanzug einen kurzen Blick hineinwarfen, Wanderer im Schatten der Kapelle einfach nur ausruhten oder neugierige Touristen dann doch einen der Mitarbeiter ansprachen und sich daraus ein Gespräch „unter einem weiten Himmel“ entwickelte.
Wahre Bände über die Freuden und Sorgen der Menschen spricht das Gästebuch unter der Figur des Erzengels Michael, der mit seinem flammenden Schwert den Teufel besiegt. Er wird im religiösen Volksglauben auch als „Seelengeleiter“ verstanden, der die „Seelenwaage“ in der Hand hält und die Verstorbenen in das Paradies hineinführt. Unzählige Menschen haben diese Figur des Schutzpatrons der Mummelsee-Kapelle schon betrachtet und sich so ihre Gedanken gemacht, ihn vielleicht als „Kämpfer für das Gute“ mit auf ihre Wege genommen.
Der Künstler Emil Wachter hat den Kirchenpatron in seine Fenster aufgenommen, doch man muss schon genau hinschauen oder am besten die Bildbeschreibung von Helga Klär lesen, die in der Kapelle ausliegt.
Besonderer Ort
Weshalb die Resonanz auf die Kapellen so groß ist und Angebote wie Sonnenaufgang auf der Hornisgrinde, Seerundgang im Schweigen, Wanderung für Trauernde oder Advent im wilden Wald sehr gut angenommen werden, erklärt sich Helga Klär damit, dass sich Geist und Herz der Menschen in der Natur „unter einem weiten Himmel“ besser und freier öffnen. „Natur wertet nicht. Menschen können einfach da sein und so sein, wie sie sind“, so Klär. „Ein passender geistlicher Impuls in freier Natur wirkt stärker nach, als der gleiche Impuls in einem Gebäude, einer Kirche oder in einem Gemeindezentrum“.
Nach einem Impuls könne sich beim Gehen das Gehörte setzen, denn das Gehen richte Geist und Seele aufeinander aus und die Menschen kämen wieder energiegeladen nah Hause. Auf der Suche nach neuen Formen christlicher Mystik und christlichen Lebens sei dieses Angebot von Kirche im Nationalpark mit über 40 Veranstaltungen eine Gelegenheit, den eigenen Glauben zu stärken. „Wir sind ökumenisch unterwegs, auch das öffnet Horizonte und zeigt neue Glaubensformen und Ausdrücke und die Kraft gemeinsam gelebten Christentums.“