Vor Gericht

Mildes Urteil für Jugendstreich in Oberkirch

Peter Meier
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
11. April 2018

Vor dem Oberkircher Gericht musste sich ein 19-Jähriger verantworten, weil er zum wiederholten Mal ohne Führerschein unterwegs war. ©Pixelio/Thorsten Wengert

Fahren ohne Fahrerlaubnis wurde einem 19-Jährigen in Oberkirch vor dem Amtsgericht vorgeworfen. Es war bereits der zweite Fall, bei dem der junge Mann erwischt wurde. Staatsanwalt und Richterin waren sich über das Urteil, das eine "Warnung" für den Heranwachsenden sein soll, schnell einig. Den Führerschein darf er behalten.

 
Einen verständnisvollen Staatsanwalt und ein recht mildes Gericht fand ein 19 Jahre alter Heranwachsender, der sich am Donnerstag wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis in Tateinheit mit einem Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz verantworten musste. Er wurde von Richterin Clara Mall-Schrader nach dem Jugendstrafrecht zu einem Wochenendarrest verurteilt, obwohl er wenige Wochen vor der erneuten Straftat schon einmal ohne Fahrerlaubnis unterwegs war und dabei zusätzlich fahrlässig eine Körperverletzung verschuldet hatte.

Der Angeklagt, derzeit kurz vor Abschluss einer Ausbildung im Bereich Energie- und Gebäudetechnik, machte lediglich Aussagen zu seiner Person, ansonsten machte er von seinem Aussagerecht Gebrauch. Im Verlauf der Zeugenaussagen stellte sich der Tat-
hergang heraus. Demnach war der junge Mann mit Freunden spät abends im August mit einem gebrauchten Auto ohne Nummernschild zwischen Hans-Furler-Gymnasium, Butschbach und Bottenau unterwegs. Die Freunde, die das Auto zuvor per Anzeige im Internet gesehen, gleich gekauft und abgeholt hatten, ließen den Angeklagten ans Steuer, mit unangenehmen Folgen für alle Beteiligten. Im Begegnungsverkehr kam er in einer schmalen Straße zu weit nach rechts, prallte auf den Bordstein und der Reifen platzte. Auf der Felge fuhr man weiter nach Bottenau, wo der Reifen gewechselt werden sollte. Über die Fahrgestellnummer wurde der bisherige Halter ermittelt, über den Kaufvertrag der Käufer.

Bei polizeilichen Vernehmungen nannte ein Heranwachsender den Namen des Fahrers, nachdem dieser sich geweigert hatte, sich selbst zu stellen. Einer der Mitfahrer sagte  aus, dass der Angeklagte ab dem Gymnasium bis Butschbach gefahren sei, wo auf der engen Straße der Reifen am Bordstein platzte. Nach einem Führerschein habe man nicht gefragt. Der Angeklagte habe lediglich erklärt, er könne fahren. In Bottenau sei er selbst ausgestiegen, so der Zeuge. Wer das Auto gekauft und es ohne Kennzeichen und Versicherung aus dem Raum Kehl nach Oberkirch gefahren hatte, wisse er nicht.

- Anzeige -

Ein weiterer Polizist berichtete von einem Anruf an jenem späten Abend im August, dass beim Gymnasium ein Auto ohne Nummernschild mit mehreren jungen Leuten »herumrasen« würde. Mit dem Streifenwagen habe man die Gegend abgefahren und in Bottenau das Auto gefunden. Die Warnblinkanlage an, war mit einem Reifenwechsel begonnen worden. 
Eine Person sei noch zu erkennen gewesen, die sich beim Herannahen des Streifenwagens in der Dunkelheit Richtung Felder entfernte. Neben einem entstempelten Kennzeichen mit Kehler Nummer fand sich ein Rucksack mit Kleidungsstücken. Das Auto wurde abgeschleppt, so der Polizist. 

Vorstrafe

Das Bundeszentralregister wies für den Angeklagten einen Eintrag aus. Demnach hatte ihn das Amtsgericht Oberkirch im Juli 2017 zu einer Geldstrafe von 450 Euro verurteilt, weil er beim Gymnasium mit einem Kleinkraftrad erwischt wurde, für das er die erforderliche Fahrerlaubnis nicht besaß. Hinzu kam eine fahrlässige Körperverletzung, da bei einem Sturz das Mädchen auf dem Rücksitz leicht verletzt wurde. Die Geldstrafe habe er noch nicht bezahlt, so der Angeklagte auf Frage der Richterin, weil sein Konto wegen einer anderen Zahlungsforderung gesperrt sei. 

Für den Staatsanwalt war die Sache klar: so eine »Spritztour« sei eine typische Jugendverfehlung und deshalb Jugendstrafrecht anzuwenden. Auch ohne Geständnis habe sich der Tatvorwurf durch die Aussagen der Zeugen bestätigt. Ein Fahrverbot sei zwar denkbar, zumal die Tat nur wenige Wochen nach einer einschlägigen Verurteilung erfolgte. Andererseits sei der junge Mann auf den Erwerb eines Führerscheins angewiesen. Als tat- und schuldangemessen forderte er einen Freizeitarrest von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag. Er hoffe, dass sich der junge Mann das zur Warnung dienen lasse. Gleichzeitig regte er an, die erste Verurteilung im Sinne einer Gesamtstrafenbildung einzubeziehen. Dieser Argumentation schloss sich Richterin Clara Mall-Schrader an. Als Gesamtstrafe aus beiden Verurteilungen bildete sie den Freizeitarrest für ein Wochenende.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Bereits barrierefrei umgestaltete Bushaltehaltestellen, wie hier in Lautenbach-Winterbach, sind optisch leicht an den Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu erkennen.
vor 3 Stunden
Situation im Renchtal
Der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen schreitet voran. Allerdings deutlich langsamer, als der Gesetzgeber das ursprünglich vorgesehen hat. Das Renchtal bildet da keine Ausnahme.
Die Bushaltestelle "Schlatten" in Bottenau wurde vom Kreis priorisiert umgebaut.
vor 3 Stunden
Oberkirch
Die Kommunen wollen den barrierefreien Umbau von Bushaltestellen genau prüfen. Denn abseits der finanziellen Herausforderungen, ergibt ein Umbau nicht an jeder Haltestelle Sinn. So sehen es zumindest die Verantwortlichen.
Anja Bauer (62), Leiterin der Abteilung für Schule und Bildung im Regierungspräsidium Karlsruhe, wohnt in Achern und wurde nun auch zur Vorsitzenden des Hochschulrats der PH Karlsruhe gewählt.
vor 5 Stunden
Anja Bauer beschreibt Problematiken und Chancen
Anja Bauer aus Achern ist die neue Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Schulexpertin leitet auch die Abteilung für Schule und Bildung im RP Karlsruhe.
Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 6 Stunden
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 7 Stunden
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
vor 11 Stunden
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
vor 15 Stunden
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.
Beim Wasserverkauf für 2022 gibt es ein Defizit.
vor 18 Stunden
Investitionen in die Wasserversorgung
Bad Peterstal-Griesbach steht vor einer Erhöhung der Wassergebühren. Im Gemeinderat ging es am Montag zunächst um das erhöhte Defizit im Jahresabschluss 2022, das ausgeglichen werden muss.
Im Vortrag „Sax, Wind & Funk“ entfalteten die Saxophone ihre volle Power. 
vor 20 Stunden
Seebach
Der Musikverein Seebach zeigt seine Vielfalt beim Jahreskonzert in der Mummelseehalle. Auch der Musikernachwuchs überzeugt.
Ausgezeichnetes Ehrenamt in Helmlingen (von links): Ortsvorsteherin Stefanie Zervas, Ortschaftsrat Thomas Walther, Friedrich Gärtner, Rosemarie und Walter Fien sowie Bürgermeister Oliver Rastetter.
vor 20 Stunden
Stadtteil bilanziert 2023
Eine mögliche Feuerwehrkooperation mit Lichtenau und das Hochwasserschutzprojekt Untere Rench sind zentrale Themen in der Einwohnerversammlung. In der Fragestunde kommt ein weiteres großes hinzu.
Dieser alternative Standort in Rheinbischofsheim vor dem ehemaligen Polizeigebäude an der L75 soll für eine mögliche Mobilitätsstation geprüft werden.
vor 20 Stunden
Vororttermin soll Fragen klären
Der Rheinbischofsheimer Rat befürwortet die Pläne für die Mobilitätsstation, nicht aber den vorgeschlagenen Platz. Jetzt soll ein Vororttermin zur weiteren Klärung beitragen.
Die Arbeiten am westlichen Bereich des Kirchplatzes stehen vor dem Abschluss. Unser Foto entstand Ende März.
vor 20 Stunden
Bauarbeiten gehen weiter
Am westlichen Oberkircher Kirchplatz ist ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Am Montag verlagern sich die Bauarbeiten Richtung Weierweg. Zu Fuß bleibt der Bereich ums Café Mayers erreichbar.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".