Oberkirch

Mit einer Idee zum Erfolg

Sandra Barth
Lesezeit 5 Minuten
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19. August 2017
An diesem Olivetti-Rechner – einem Vorläufer des heutigen PCs – hat Fridolin Ritter zusammen mit seiner Frau seine erste Software entwickelt. Aus seiner Anfangsidee entstand das Unternehmen COS, das er seit 1982 in Oberkirch leitet.

An diesem Olivetti-Rechner – einem Vorläufer des heutigen PCs – hat Fridolin Ritter zusammen mit seiner Frau seine erste Software entwickelt. Aus seiner Anfangsidee entstand das Unternehmen COS, das er seit 1982 in Oberkirch leitet. ©Fridolin Ritter

In der fünften Folge der ARZ-Serie »Selfmade-Männer« beweist Fridolin Ritter, dass Oberkirch nicht nur berühmt für Wein, Erdbeeren und Entertainment ist. Denn aus dem Renchtal kommt auch Software – und zwar aus dem Hause COS. 

Manche Menschen erkennen eine Chance und handeln. Was dann daraus werden kann, beweist der Unternehmer und Informatiker Fridolin Ritter. Er hatte eine Idee und den nötigen Mumm, sie auch umzusetzen. Heute leitet er erfolgreich ein Software-Unternehmen – und zwar Mitten in der grünen Natur in Oberkirch.

»Die Kunst ist es, die nutzbringenden Details zu erkennen. An der Oberfläche schwimmen viele, in die Tiefe muss man gehen.« So lautet die Devise von Fridolin Ritter. Die versucht er in seiner Software umzusetzen. Für große Unternehmen wie die Deutsche Bahn, den Flughafen Frankfurt oder Siemens entwickelte er Optimierungssoftware. Je nach Bedarf muss diese Objekte wie Busse, Züge, Flugzeugtreppen, Lastwagen oder Fahrzeugtechnik erfassen, auswerten und verarbeiten können.

»Angefangen haben meine Frau und ich mit einer Fuhrpark-Optimierungs-Software«, erinnert sich der Entwickler zurück. Damals hat er nach seinem Informatikstudium in Karlsuhe und einem kleinen Zwischenstopp bei Siemens als Unternehmensberater und Datenschutzbeauftragter bei Selex – heute Markant – in Offenburg gearbeitet. 

Eine Chance ergriffen

»Die Gesellschafter der Selex hatten die Anforderung gestellt, ein Fuhrpark-Management-System zu entwickeln. Und man hat damals gesagt, eine Software zu programmieren, die überall eingesetzt werden kann, das geht nicht.« Weil die DV-Systeme der Unternehmen zu unterschiedlich waren, hätten namenhafte Softwareentwickler alle abgewunken, Ritter aber nicht. Er witterte eine Chance und ergriff sie.

Ein Risiko eingegangen

Es gab nur ein Problem: »Zu dieser Zeit gab es noch nicht den PC, wie man ihn heute kennt.« An verlässlichen Betriebssystemen mangelte es ebenso. Einer der Vorläufer des heutigen PCs kam von Olivetti. »Ich glaube der Olivetti-Rechner ist damals in der Fernsehserie ›Raumschiff Orion‹ als Konsole verwendet worden« erinnert sich Ritter lachend zurück. Mit diesem Computer haben er und seine Frau Brigitte es gewagt, die Software zu entwickeln. »Wir haben gesagt, wir gehen das Risiko ein, dass es vielleicht auch nichts wird und haben dann begonnen, neben der Arbeit das Ganze aufzubauen.« 

Sehr mühsam sei das gewesen, weil die Programmiersprache einfach war und man jede einzelne Programmzeile editieren musste. »Das heißt, wenn man etwas im Programm einfügen wollte, ging das nicht, dann musste man die komplette Programmzeile neu schreiben.« Also wurde alles zunächst auf Papier geschrieben. Ritters Frau Brigitte tippte anschließend Abend für Abend den Code in die Maschine ein. »Und es hat letztendlich zu einer funktionierenden Software geführt«, sagt Ritter mit einem Strahlen. 

Erste Software lief gut

Seine Software konnte damals schon einen kompletten Fuhrpark analysieren: Es hat Fahrzeuge und Fahrer verwaltet, Touren aufgezeichnet, die Fahrtscheibe ausgelesen und betriebswirtschaftliche Kennzahlen über die Auslastung, Kosten der Tour und vieles mehr entwickelt. »Das war das berühmte SEFOS I«, sagt Ritter. 

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Diese eine Grundidee war der Anfang, darauf baute er auf und entwickelt sie bis heute zukunftsorientiert weiter. »Das Programm hatte einen schnellen Erfolg. Die Weiterentwicklung hat dazu geführt, dass wir uns selbstständig gemacht haben und die COS gegründet haben.« Die Nachfolgesoftware wurde anschließend in Anlehnung daran zu COSware getauft.

Damals war Ritter gerade 27 Jahre alt und interessierte sich schon seit geraumer Zeit brennend für Computer. »Während des Studiums habe ich immer wieder mit Computern experimentiert und sie selbst gebaut«, erinnert er sich zurück. Diese Experimentierfreude hat er bis heute beibehalten. »Momentan hat es mir privat die Gebäudesteuerung angetan. Da kann es auch mal sein, dass ich im Haus per Software etwas verstelle«, sagt er mit 
einem Grinsen. 

Aber eine Lieblingssoftware habe er nicht. »Es ist ein Hilfsmittel und soll zur Aufgabe passen.« Deswegen müsse man sich als Entwickler in die Anforderungen des Anwenders hineinversetzen können, um die Arbeitsabläufe zu verstehen und mithilfe der Software verbessern zu können. »Gelingt dies, führt das automatisch zur Zeitersparnis sowie Qualitätsverbesserung und somit zur Kostensenkung«, sagt Ritter. 

Immer am Ball bleiben

Konstant am Ball zu bleiben sei wichtig für den Erfolg, rät Ritter. Immer weiter über Neues nachdenken, Ideen sammeln und zusammenbringen – das mache den Erfolg aus. Der Unternehmer betont aber zugleich: »Ein gutes Team ist dabei unerlässlich.« Auf seine Mitarbeiter – darunter auch seine Tochter Rebecca – sei er besonders stolz. 

»Und auf unsere Kunden«, fügt er hinzu. »Es ist uns gelungen, ganz vorne mit dabei zu sein und die großen Unternehmen anzusprechen.« Es sind Kunden wie die Österreichischen Bundesbahnen, die Feuerwehr Hamburg, die Polizei der Länder Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern oder das Bundesamt für Güterverkehr – sie alle verwenden Ritters COSware.

Aber der Unternehmer stellt klar: Ganz wichtig bei allem sei, dass man Freizeit einplane. »Denn dann kommen einem die besten Ideen und Gedanken.«  Deswegen empfinde er Oberkirch als Standortvorteil. »Hier in der Natur kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen. 

Die wenigsten guten Ideen kommen am Schreibtisch. Man kann sie ja nicht erzwingen.« Auch wenn manche vielleicht behaupten würden, der Standort sei nachteilig, er selbst empfindet ihn als positiv. »Die Kunden schätzen die Umgebung, die Menschen, das Essen und den Wein«, sagt der 61-Jährige lächelnd. 

Außerdem müsse die Arbeit ja schließlich Spaß machen. »Und das tut sie auch«, versichert er. »So hat man auch keinen Grund, sich zu fragen, wie lange man das noch machen will.« Dieses positive Gefühl versuche er zu erhalten, ans Aufhören denke er und seine Frau noch lange nicht.

Fragt man Ritter, was in den Jahren des Aufbaus auf der Strecke geblieben ist, entgegnet er lachend: »Vielleicht mal eine Stunde Schlaf.« Denn das frühe Aufstehen und lange Unterwegssein gehöre eben dazu. Aber danach könne er schließlich in der Natur entspannen. »Ob zu Fuß, auf dem Rad oder im Liegestuhl – hier ist das Wohlfühlklima einfach toll.«
 

Hintergrund

COS

Das Oberkircher Software-Unternehmen und Beratungshaus COS beschäftigt sich mit IT-Lösungen in den Bereichen Fuhrpark, Logistik, Objektmanagement und Personal sowie Instandhaltung. Gründer und Leiter ist der 61-jährige Fridolin Ritter. 

Das Unternehmen besteht seit 1982 und engagiert sich für mehr als 750 Kunden aus den Bereichen Transport, Industrie, Handel, Dienstleistung, öffentliche Verwaltung und ÖPNV. Die Software-Module der Marke COS-Ware werden nach Angaben Ritters täglich von mehr als 12 500 Anwendern genutzt. Das Programm verwaltet rund vier Millionen Fahrzeuge und Objekte.

Aktuell beschäftigt COS 35 Mitarbeiter, überwiegend aus der Region.  Das Unternehmen baut auf vier Säulen: Neben der Software selbst gehört die Betreuung der Kunden sowie die Geschäftsprozessverwaltung dazu. Das heißt, COS analysiert gemeinsam mit dem Kunden dessen Arbeitsabläufe und optimiert sie in Kombination mit der Software. In der Geschäftsführung erhält Gründer Fridolin Ritter Unterstützung von Roland 
Baier. sab

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