Mitgliedergruppe Rheinaui vor der Auslösung bewahrt
Da bei der Jahreshauptversammlung 2020 kein Vorsitzender, Stellvertreter und Kassierer gefunden wurden, ruhte das Vereinsleben beim Historischen Verein für Mittelbaden, Mitgliedergruppe Rheinau.
Durch die Corona-Pandemie wurden alle Vereinsaktivitäten, auch die bevorstehende Vereinsauflösung, eingestellt. Die verbliebenen Vorstandsmitglieder Uta Heidt (Schriftführerin) und Klaus Fritz (Beisitzer) wollten sich nicht damit abfinden. Ab Ende August bis Ende Oktober traf man sich zu vier Stammtischen im Gasthaus Waldhorn, um sich nicht aus den Augen zu verlieren, hieß es nun bei der Jahreshauptversammlung 2021.
Es sollte eine außergewöhnliche Mitgliederversammlung einberufen werden, in der ein neuer Vorstand gewählt werden sollte. Da der erste Termin am 20. November 2020 Corona bedingt platzte, einigte man sich auf eine Outdoor-Wahl am 12. Dezember auf dem Stadthallenparkplatz. Die Wahlscheine wurden zusammen mit der Einladung an die Mitglieder versendet. 110 Wahlzettel wurden versendet, 68 Mitglieder beteiligten sich an der Wahl. Vorsitzender wurde Klaus Fritz, Stellvertreterin und Schriftführerin Uta Heidt, Kassierer Rudolf Hänßler sowie Beisitzer Dorle Gaiser und Reinhold Durban.
Mit mehr Technik
„Ich bin Elektroingenieur, daher ist meine Affinität zum Computer wahrscheinlich höher als bisher, aber ich bin weniger ein Organisator“, stellte sich Fritz vor. Da es ihm wichtig ist, dass historische Unterlagen sowie alte Bücher dokumentiert und später auch gefunden werden, schlug er das Digitalisieren mit Stichworten vor. Mit mehr Technik erhoffte er sich außerdem mehr jüngere Leute anzusprechen. Fritz kommt aus der Familienforschung, bei der er bereits über 3000 Leute erfasste, und möchte sein Wissen über das Arbeiten mit Datenbanken weitergeben.
Programmieren lernen
Nach den Wahlen schaffte er ein Computer- und Serversystem mit Arbeitsstation, Drucker, Auflicht- und Durchlichtscanner an, was in den Räumlichkeiten des Vereins oben im Museum steht. Als Digitalkamera stellt Fritz bisher seine private zur Verfügung. „Ohne Computertechnik ist das kaum möglich“, betonte Fritz, der auch gerne beim Programmieren lernen unterstützt.
Seine Vision ist, unter anderem ein Sippenbuch über Rheinau mit seinen neun Ortsteilen zu erstellen. Im Büro des Historischen Vereins fand er dazu einige Vorarbeiten von seinen Vorgängern. Bezüglich des Datenschutzes informiert er sich noch. Man könne Stammbäume für Interessierte, Familienlisten und Nachfahrensbäume erstellen, erklärte er. Für Privatleute wird gerne gegen eine Spende geforscht.
Der Kontakt zum Archiv im städtischen Rathaus wurde aufgebaut. Weiter ist dem Verein die Zusammenarbeit mit allen historischen Vereinen in Rheinau sehr wichtig. Den heutigen Kassierer Rudolf Hänßler lernte Fritz beim Kurrentschrift lesen lernen an der Universität in Straßburg kennen. Da die Vereinstätigkeiten von der letzten Hauptversammlung im Februar 2020 bis zu den Wahlen am 12. Dezember ruhten und die Kasse gesperrt war, hatte Hänßler außer einem kleinen Minus bei gutem Polster noch nicht viel zu berichten. „Wenn die Mitgliedsbeiträge von 2020 nachgezogen sind, wird es wieder positiv“, erklärte er.
Lob vom Bürgermeister
„Kompliment“, lobte Bürgermeister Michael Welsche, der das außergewöhnliche Auflebenlassen des Vereins klasse fand. Die Aufarbeitung der Historie der Stadt Rheinau empfindet er als „sehr wichtig“. Den Wunsch nach einem Internetzugang nahm Welsche mit und erklärte, dass dieser bereits bei der nächsten Haushaltsberatung dabei ist.
Aktuell werden weitere Beisitzer, jemand für die Pressearbeit sowie jemand für die Verwaltung des Archivs gesucht. Über den Zugang eines jungen Hobbyhistorikers freute man sich sehr. Geehrt wurden Frieda Schmidt für 25 Jahre und Rolf Meder für 35 Jahre Mitgliedschaft. Das Buch „Die jüdische Gemeinde von Freistett und Neufreistett“ von Gerd Hirschberg ist noch für 12 Euro erhältlich. Für 19 Euro kann die Abschrift des Buches des Freistetter Pfarrers Alfred Leitz von 1890 bestellt werden, das Hänßler übersetzte und das die Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett von 1232 bis zum Übergang an das Großherzogtum Baden um 1806 beschreibt.
Nachdem es wieder erlaubt war, wurden die 14-tägigen Stammtische am Donnerstagabend um 19 Uhr in den geraden Wochen wieder aufgenommen. „Stammtisch ist nicht wie bisher eine Abendveranstaltung sondern ein Stammtisch zum Beraten und Erzählen“, fügte Fritz hinzu.